Hygiene

ALERTS-Studie – Wirksames Präventionsprogramm gegen Krankhausinfektionen

04.05.2012 -

Lässt sich die Rate an nosokomialen Infektionen wirklich durch geeignete Präventionsmaßnahmen reduzieren? Diese Frage versucht die jetzt gestartete, klinikweite ALERTS-Studie des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum für Sepsis und Sepsisfolgen am Universitätsklinikum Jena (UKJ) beantworten.

Nosokomiale Infektionen gehören zu den häufigsten Komplikationen eines Krankenhausaufenthaltes. Tendenz steigend. Ebenfalls zunehmend sind Infektionen mit multiresistenten Erregern, die das Problem noch zusätzlich verschärfen. Letztendlich geht mit den nosokomialen Infektionen eine erhöhte Morbidität und Mortalität einher. Schätzungen zufolge versterben jedes Jahr 7.500 bis 15.000 Menschen an den Folgen von Krankenhausinfektionen. Darüber hinaus kommt es durch diese Infektionen zu einer Verlängerung des Krankenhausaufenthaltes, es wird mehr Diagnostik- und Behandlungsaufwand notwendig, und die Kosten steigen an.

Ziel: Reduktion nosokomialer ­Infektionen um 20 %

Lebensnotwendige Maßnahmen der modernen Medizin wie Beatmung oder Venenkatheter erhöhen das Infektionsrisiko. Angesichts der Tatsache, dass immer ältere, häufig chronisch kranke, mehrfach verletzte oder immun geschwächte Patienten in das Krankenhaus eingewiesen werden, ist ebenfalls ein ansteigendes Risiko für Infektionen erklärbar. Entwickelt sich dann aus anfänglich vielleicht harmlos erscheinenden Infektionen eine Sepsis, dann erklärt dies ebenfalls das hohe Mortalitätsrisiko. Schlimmstenfalls entwickelt sich aus der Infektion eine lebensgefährliche Sepsis. Ein großer Teil dieser Infektionen ist wahrscheinlich nicht vermeidbar, aber es gibt Schätzungen, die von ungefähr einem Drittel aller Krankenhausinfektionen ausgehen, die vermeidbar sind.

Ob wirklich solche Infektionen vermeidbar sind, will das auf vier Jahre angelegte Großprojekt des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums für Sepsis und Sepsisfolgen CSCC am Universitätsklinikum Jena nun nachweisen. Dazu soll ein wirksames Präventionsprogramm entwickelt und so die Rate der Krankenhausinfektionen um mindestens 20 % reduziert werden. Insgesamt sollen etwa 75.000 Patienten des Universitätsklinikums Jena in der Präventionsstudie für Krankenhausinfektionen erfasst werden.

Jeder mit Antibiotika behandelte Patient wird erfasst

Im Studienabschnitt 1 der klinikumsweiten Studie erfolgt zunächst über 12 Monate eine Erfassung aller nosokomialen Infektionen. Sobald bei einem Patienten während der stationären Behandlung eine Therapie mit einem Antibiotikum begonnen wird bzw. die Art eines verschriebenen Antibiotikums geändert wird, wird er in die Untersuchung aufgenommen. Gefolgt wird dieser erste Studienabschnitt von einer sechsmonatigen Implementierungsphase der Infektionspräventionsmaßnahmen (Studienabschnitt 2).

In diesem Abschnitt werden bewährte und neue Präventionsmaßnahmen klinikumsweit eingeführt. Dazu gehören die Optimierung von Arbeitsabläufen mithilfe von Checklisten, spezielle Schulungen für Ärzte und Pflegende, der Verzicht auf Katheter, wann immer es möglich ist, und natürlich eine effektive Händehygiene.

Compliance-verhindernde Faktoren beim Infektionsmanagement erkennen

Im Gegensatz zu bisherigen Studien soll es sich bei der ALERTS-Studie um einen multimodalen Ansatz handeln. So sollen Faktoren identifiziert werden, welche die Compliance zur Durchführung von Infektionspräventionsmaßnahmen negativ beeinflussen. Nach Identifizierung dieser Faktoren soll ein individuell für jeden Arbeitsbereich, jede Station, jede Funktionsabteilung und dessen Patientengruppen im Alltag einfach umzusetzendes Bündel mit Infektionspräventionsmaßnahmen erarbeitet und etabliert werden, um so die Compliance zu steigern. Hauptaugenmerk wird hierbei auf Maßnahmen zur Reduktion der vier häufigsten nosokomialen Infektionen gelegt. Letztlich sollen vor allem diejenigen Faktoren erkannt und bekämpft werden, die der strengen Befolgung eigentlich gut bekannten Hygieneregeln im Klinikalltag entgegenstehen.

Ziel: pragmatische Infektionspräventionskonzepte

Das Ziel sind pragmatische, auf den jeweiligen Bereich und seine Patientengruppe zugeschnittene Infektionspräventionskonzepte, die sich im Stationsalltag auch umsetzen lassen. Die Implementierung der erarbeiteten „Bündel" und die Ausschaltung der negativen Faktoren wird dazu in krankenhausweiten Fortbildungsmaßnahmen wie beispielsweise Workflow-Optimierung auf den Stationen, Einführung von Checklisten zur regelmäßigen Kontrolle der Umsetzung der wichtigsten Präventionsmaßnahmen, Poster, Videos oder auch gemeinsame Lehrveranstaltungen für Ärzte, Pflegepersonal, Studenten, MTAs und Reinigungspersonal durchgeführt.

Im Anschluss an diesen Studienabschnitt 2 erfolgt dann über 24 Monate eine erneute Erfassung aller nosokomialen Infektionen zur Messung der Ergebnisqualität im Studienabschnitt 3 und 4, sodass ab 2015 die Resultate vorgestellt werden können.

Umfangreiches Nebenprogramm zu Kosten und wichtigen Laborparametern

Vorsichtige Schätzungen aus den USA beziffern die dort durch nosokomiale Infektionen entstehenden Mehrkosten auf jährlich bis zu 30 Mrd. $. Daher macht es ebenfalls Sinn im Rahmen des COST-ALERTS-Projekts, ein Kosten-und-Nutzen-Profil zu evaluieren und Überblick über die mit nosokomialen Infektionen verbundenen Kosten zu bekommen. Die umfassende labordiagnostische Aufarbeitung des erhobenen Untersuchungsmaterials soll zur Prävention und Früherkennung beitragen (Unterprogramm LAB-ALERTS). Zudem sollen Laborparameter evaluiert werden, anhand derer sich Patienten mit einem besonders hohen Risiko für Infektionen und daraus entstehender Sepsis frühzeitiger erkennen lassen, und nach Biomarkern, die auf eine beginnende Sepsis hinweisen (RISK-ALERTS).

 

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