Multiresistente Erreger konsequent eindämmen
03.06.2019 -
Fachtagung am Ev. Krankenhaus Witten beschäftigte sich mit aktuellen Problemfeldern in der klinischen Infektiologie.
Die Therapie schwerer Infektionen mit multiresistenten Erregern stellt ein zunehmend größeres Problem dar. Beim vierten Wittener Hygienetag am Ev. Krankenhaus Witten beschäftigten sich Ärzte aller Fachdisziplinen, Pflegekräfte sowie Hygienefachkräfte und -beauftragte beider Berufsgruppen deshalb mit aktuellen Problemfeldern in der klinischen Infektiologie.
„Wenn man die Presse verfolgt, kann man glauben, dass Hygiene vor allem aus Skandalen besteht“, sagte Verwaltungsdirektorin Ingeborg Drossel zur Eröffnung. „Dabei geht unter, dass Krankenhäuser sehr große Anstrengungen unternehmen, um die strengen Anforderungen umzusetzen.“ Die Teilnehmer aus Krankenhäusern, Senioren- und Gemeinschaftseinrichtungen – darunter viele Gäste aus anderen Kliniken und Einrichtungen – erhielten beim gut besuchten Fachtag interessante Impulse zu verschiedenen Aspekten des Themas Hygiene. Renommierte Experten stellten neue Erkenntnisse in der Prävention und Therapie von Infektionen vor.
Ein Schwerpunkt lag diesmal auf dem Umgang mit verschiedenen multiresistenten Erregern. Priv.-Doz. Dr. Bernhard Jahn-Mühl von der Agaplesion stellte Therapieoptionen bei Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE) dar. Diese Keime verursachen Harnwegsinfektionen, Entzündungen innerhalb des Bauchraums oder treten gehäuft im Blut auf. Sie nehmen regional unterschiedlich stark im deutschen Gesundheitswesen zu. Dr. Tim Rahmel, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, informierte über aktuelle Therapieansätze bei verschiedenen weiteren multiresistenten Keimen. Deren Auftreten hat in den letzten Jahren vor allem in Krankenhäusern der Maximalversorgung stark zugenommen.
Prof. Dr. Bernd Reith, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Agaplesion Diakonie Kliniken Kassel, berichtete über die perioperative Antibiotikaprophylaxe bei Patienten, die mit resistenten Erregern kolonisiert sind. Denn bereits bei der Durchtrennung der Haut besteht bei einem Eingriff das Risiko, dass ein Keim von außen in den Körper eindringt. Neben einer konsequenten Einhaltung aller Hygieneregeln kann auch eine prophylaktische Therapie mit geeigneten Antibiotika das Risiko reduzierten. Prof. Dr. Sören Gatermann von der Abteilung für Medizinische Mikrobiologie der Ruhr-Universität Bochum beschäftigte sich mit dem Mikrobiom. Die Erreger, die sich im gesunden Darm finden, stellen eine Schutzbarriere gegen Fremdorganismen wie Bakterien oder Pilze dar und stimulieren die normale Immunfunktion.
Dr. Sabine Klinke-Rehbein, Abteilungsleiterin Gesundheit III und Amtsärztin beim Ennepe-Ruhr-Kreis, sprach über aktuelle Herausforderungen durch eine hierzulande längst besiegt geglaubte Infektionskrankheit. Die Zahl der neu entdeckten Tuberkuloseerkrankungen in Deutschland sei 2015 gegenüber 2012 um 30 Prozent gestiegen von 5,2 auf 7,3 Fälle je 100.000 Einwohner. Häufig kommen die Patienten aus Krisenregionen dieser Welt.
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