7. Vepro EMR/PACS Workshop
01.07.2012 -
7. Vepro EMR/PACS Workshop. Wird der Begriff PACS von IT-Herstellern zwischenzeitlich mit “Promise Anything to Complete Sales“ interpretiert? Stürzt man sich mit „IT Lösungen: alles aus einer Hand“ in die wirtschaftliche Abhängigkeit? Lassen sich IT-Hersteller ihre Schnittstellen zu Drittsystemen „vergolden“? Warum scheitern so viele IT-Projekte? Wie plant man den Ausstieg aus fehlgeschlagenen PACSInvestitionen?
Auf all diese Fragen wurde in dem dreitägigen Seminar der Vepro AG, Pfungstadt – einem der führenden Anbieter von EMR-Lösungen – umfassende Antworten dem fachkundigen Teilnehmern gegeben. Wie auch in den letzten Seminaren stellte sich der Veranstalter besonders den kritischen Fragen, wobei auch die Teilnehmer überraschend Klartext redeten und sich rege an den möglichen Diskussionen beteiligten. – Das diesjährige Seminar stieß so bei allen Teilnehmern – Ärzte, Krankenhausverantwortliche und Berater – auf durchweg positive Resonanz.
PACS - Markt, Visionen, Trends, Realitäten
Da gerade PACS/EMR (Electronic Medical Record) zu den hartumkämpften Märkten gehört, stellt man aktuell nicht nur einen Preisund Margenverfall fest, sondern es wird viel versprochen … was nicht bedeutet, dass dies auch realisiert würde. Die Bereitschaft zur großzügigen Interpretation des Gesagten steigt – im Kampf um den Kunden wird es auf beiden Seiten nicht nur Gewinner geben. So sind zwischenzeitlich etwa 740 PACS-Installationen in deutschen Krankenhäuser zu finden, die jedoch nicht alle als erfolgreich zu werten sind, da seit Jahren der Markt für „Umsteiger“ wächst.
IT-Systeme, die ein modernes Prozessmanagement mit umfassendem Reporting für das Management bereitstellen, sind Zukunftsprodukte für die Reorganisation der Krankenhäuser. Vepro stellte in diesem Zusammenhang ihr neues VIS Prozessmanagement System den Teilnehmern vor, welche alle Prozesse auch außerhalb der Radiologie steuert und prophezeite, dass RIS, welche aktuell Lückenfüller für fehlende Workflow-Funktionalitäten des KIS sind, in Zukunft keine Berechtigung mehr im Krankenhaus haben werden. Moderne PACS – so der Veranstalter – sind die EMR oder EPA Lösung der Zukunft, wo alle Patientendaten multimedial im DICOM Standard abgelegt werden.
Der Prozessmanager – neuer Job im Krankenhaus?
Laut dem Marktforschungs- und Analyse-Unternehmen Gartner scheitert in 70 % der Fälle die vollständige Umsetzung der IT-Projekte. Dies ist sehr oft darauf zurückzuführen, dass die notwendigen organisatorischen Rahmenbedingungen vom Kunden nicht ausreichend hergestellt werden und man die Aufgabe der Reorganisation des Unternehmens Krankenhaus und die Projektverantwortung versucht, den IT-Anbietern auf die Schultern zu legen. Die notwendige Reorganisation des Unternehmens Krankenhaus ist jedoch vom Management sicherzustellen – IT-Produkte sind nur Werkzeuge zur Realisierung und Unterstützung der Organisation – nicht die finale Lösung Wer IT-Fehlinvestitionen vermeiden möchte, stellt eine Ist- und Soll-Analyse der Kernprozesse in seinem Krankenhaus an den Anfang jeder Investition.
Diese fach- und abteilungsübergreifende Aufgabe sollte von einem Mitarbeiter mit betriebswirtschaftlicher Kompetenz und zusätzlichem Wissen aus Medizin und IT erfüllt werden – einem Prozessmanager. Dieser muss direkt der Geschäftsführung unterstellt sein, damit er von Abteilungsinteressen unabhängig agieren und die notwendigen Prozessänderungen realisieren kann. „Diese Funktion des Prozessmanagers“, so Vepro-Vorstand Harald Roth, „spielt im modernen Krankenhaus eine ausschlaggebende Rolle insbesondere für den Erfolg von Investitionen: Nur wer seine Prozesse und Optimierungsziele kennt, kann auch geeignete unterstützende Systeme auswählen, implementieren, überwachen und im Haus ggf. gegen andere Interessen durchsetzen.“
„Best of Breed“ oder „alles aus einer Hand“
Was haben Häuser zu beachten, die erstmals ein PACS installieren? Sie stehen vor der Entscheidung, eine „Lösung aus einer Hand“ zu nutzen oder aber eine „best of breed“ Konfiguration aus Systemen verschiedener Anbieter zu realisieren. Der Erfahrungstausch im Seminar zeigte, dass Gesamtlösungen aus einer Hand den hauseigenen Aufwand der Krankenhäuser oder Praxen nicht signifikant reduzieren. Die Ist-Analyse, die Definition der Lösungsanforderungen (Soll-Konzept), die Erstellung einer Ausschreibung bis hin zur Systemauswahl, müssen vom Kunden selbst erarbeitet werden und stellen den umfangreichsten Teil der notwendigen Vorarbeit dar. Auch die Überwachung der Implementierung und der Knowhow- Transfer während des Systemaufbaues ist ein Muss im Krankenhaus, um die Abhängigkeit vom IT-Lieferanten zu reduzieren, welcher – wie in vielen Beispielen während des Seminars aufgezeigt – dies wirtschaftlich zu seinen Gunsten nutzt.
Dadurch, dass „alles aus einer Hand“-Lösungen wie KIS/RIS/PACS sich nicht an Schnittstellenstandards wie HL7 oder DICOM halten müssen, sind Trennungen der Systeme nur schwer möglich und führen zu weiteren Abhängigkeiten – insbesondere wenn Teilsysteme nicht das Optimum an Werkzeugen für das Krankenhaus darstellen und getauscht werden müssen. Der Wittlicher Radiologe Dr. Alexander Stölben berichtete auf dem Seminar: „Vepro hat auch nach unserer späteren Übernahme der Versorgung eines 550-Betten-Hauses gezeigt, dass sich die bisherige PACS-Lösung wie zugesagt ohne Hürden auf die neuen Bedürfnisse skalieren lässt“. In manchen Fällen kommt es aber zu bösen Überraschungen bei der Anbindung mit Schnittstellen an bestehende Systeme – etwa KIS oder RIS – an das neu zu installierende PACS. Vepro zeigte an einigen Beispielen, wie simpel Schnittstellen jedoch sein können und wie sie in wenigen Tagen diese mit eigens entwickelten Werkzeugen an fast jedes Fremdsystem realisieren. Als seriös wurden dabei Schnittstellenkosten zwischen KIS RIS und PACS in Höhe von 20.000 bis 40.000 € genannt. Sollten höhere Kosten vom IT-Anbieter veranschlagt werden, können die mit den Vepro-Tools kostengünstiger realisiert werden.
Herausforderung Datenmigration
Anforderungen an Funktionen ändern sich, Anwender werden unzufrieden mit dem Leistungsangebot eines PACS unter modernen Datenlasten, Systeme werden abgekündigt, Häuser werden in Gruppen integriert und müssen sich anpassen … solche und viele weitere Gründe führen dazu, dass Verantwortliche ein System ablösen möchten. Rund 30 % der PACS-Kunden denken über einen Wechsel zu einem anderen Anbieter nach. Sie sollten – dies war eine wichtige Botschaft des Workshops – in den Verhandlungen Rückrat beweisen und möglichst bereits in der Anschaffungsphase die Ausstiegsszenarien mit dem IT-Hersteller vereinbaren. Zu den häufigsten Schwierigkeiten, mit denen Umsteiger konfrontiert werden, zählt die Datenmigration. Viele Anbieter archivieren ihre Daten nicht standardkonform bzw. interpretieren die Archivstandards bandbreitig, wodurch die Datenmigration behindert oder sogar unmöglich wird. Beispiele zeigten auf, dass bei einer solchen Scheidung sich der bisherige PACS Anbieter nicht scheut erhebliche Ausstiegskosten für die Datenbereitstellung zu generieren. Dass Jukeboxen oder Tape-Libraries sich aufgrund der langwierigen Datenmigration über Monate und der fehlenden Langzeitstabilität von Medien sich nicht als PACS Systemkomponente eignen, wurde ausreichend klar.
Blick über den Tellerrand
Mani Achudhan, President & CEO Vepro India, gab Einblick in den Healthcare IT–Markt des Wachstumsmarktes Indien. „Insbesondere universitäre Häuser und die stark expandierenden privaten Krankenhaus- Gruppen, von denen eine große Zahl westliches Niveau anstrebt, haben jedoch die Vorzüge des digitalen Bildmanagements erkannt“, so Achudhan und setzen bereits heute bei der Anschaffung ihrer IT-Systeme auf die Implementierung krankenhausweiter EMR-Lösungen. Vepro hat sich in diesem Markt eine marktführende Position geschaffen. Deutsche Leistungserbringer sollten ein waches Auge auf das Geschehen in Indien und anderen Boom-Märkten haben, so die Empfehlung des Vepro-Vorstands: „Indien bereitet sich auf den Healthcare Tourismus vor und bietet medizinische Leistungen auf höchstem Standard zu weniger als 10 % der Kosten an wie bei europäischen oder US-amerikanischen Krankenhäusern.
„Verträge von Kostenträgern mit einzelnen Häusern werden auch im europäischen Umfeld dazu führen, dass Patienten aus teuren Systemen wie Deutschland in kostengünstigere Gesundheitssysteme abfließen“, prognostizierte Roth. Auch radiologische Dienstleistungen wie „Remote/Offshore Reading“ werden heute kostengünstig im 24- Stunden-Service angeboten. Da via Internet eine radiologische Untersuchung digital nicht nur ins nächste Krankenhaus oder zum „Home Office“ des Arztes, sondern in der gleichen Geschwindigkeit an jeden beliebigen Ort dieser Welt transportiert werden kann, ist die Leistungserbringung überall denkbar. Die Kostenvorteile der globalisierten Welt werden auch im Healthcare Business genutzt werden – der internationale Wettbewerb ist gestartet.
EPA – die Zukunftsperspektive
Ist ein PACS, das Standards wie DICOM und HL7 unterstützt, die optimale Plattform für eine unternehmensweite, multimediale elektronische Patientenakte und ggf. sogar für das Management administrativer Dokumente wie Verträge? In den Diskussionen kamen die Teilnehmer des Seminars zum Ergebnis, dass ein zentrales Archiv sehr wohl die Zukunft im E-Health- Markt ist. In der Presserunde von M & K und Krankenhaus IT Journal war man sich einig darüber, dass ein EMR am besten aus dem PACS entsteht, da dort nicht nur die größten Archiv- und Speicherkapazitäten sowie Bearbeitungstools für Bild, Film, Audio und Text vorhanden sind. Es ist das System im modernen Krankenhaus mit der leistungsfähigsten und flexibelsten Systemarchitektur, um alle elektronischen Daten im DICOM Standard zu verwalten zu bearbeiten und zu kommunizieren.
Resümee
„Auch in diesem Jahr war der Workshop für Vepro ein voller Erfolg“, so Wolfgang Kersten, Mitglied des Vepro- Vorstandes. „Wir gewinnen gemeinsam mit den Teilnehmern bei dieser Veranstaltung immer wieder neue hilfreiche Erkenntnisse, um unsere Software stetig an die Kundenwünsche und den zukünftigen Anforderungen des Marktes anzupassen.“ Das durchweg positive Feedback der Seminarteilnehmer führte dazu, dass für 2008 bereits das nächste Informations-Seminar in Planung ist.