Elektronische Gesundheitskarte: Konsequenzen und Handlungsfelder für Krankenhäuser
26.06.2011 -
Elektronische Gesundheitskarte: Konsequenzen und Handlungsfelder für Krankenhäuser. Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) wirft bei Verantwortlichen in den Krankenhäusern viele Fragen auf. Diese betreffen u. a. die technischen Anforderungen. Ende Oktober bemühte sich eine vom Deutschen Krankenhausinstitut organisierte Fachtagung in Düsseldorf um klare Antworten.
Vor Vertretern aus Krankenhäusern des gesamten Bundesgebietes betonte Moderator Jörg Meister (stv. Geschäftsführer EDV/Statistik, Deutsche Krankenhausgesellschaft), dass die Einführung der eGK den Aufbau einer Telematikinfrastruktur zu Ziel habe. Diese soll besonders im Krankenhausbereich eine bessere sektorenübergreifende Versorgung ermöglichen. Hierbei steht der elektronische Datenaustausch über sichere Kommunikationswege im Vordergrund, um die richtige Information zur richtigen Zeit ohne Verzögerung zielgerichtet intersektoral zur Verfügung zu stellen. Das nationale Infrastrukturprojekt verfolgt dabei keinen proprietären deutschen Alleingang, sondern basiert auf international anerkannten Standards.
Veränderungen
Die eGK und die damit verbundene Telematikinfrastruktur verändert in jedem Fall die Informationsgrundlagen im Krankenhaus, stellt neue Anforderungen an das Identitätsund Berechtigungsmanagement und beeinflusst viele krankenhausinterne Abläufe wesentlich. Spätestens mit dem absehbaren Beginn des Basis-Rollouts – zunächst in der Region Nordrhein – sind nun auch die ITVerantwortlichen der Krankenhäuser aufgefordert, in den Planungen des nächsten Jahres die internen Prozesse zu analysieren. Sie müssen auch die für die Implementierung der neuen Infrastruktur nötigen Komponenten, wie Kartenlesegeräte und für die spätere sichere Online-Anbindung notwendige Konnektoren, berücksichtigen. Meister stellte fest, dass im ersten Schritt des Basis-Rollouts keine gravierenden Änderungen vorgenommen werden. Es muss einzig sichergestellt sein, dass migrationsfähige Kartenleser (eHealth-BCS-Terminals) vorhanden sind. Für den zunächst geplanten Offline-Einsatz der eGK genügt auch ein gematik-zugelassenes MKT-Terminal.
Als wichtigen Mehrwertdienst der intersektoralen Kommunikation nannte Meister das elektronische Fallaktenprojekt (eFA), an dem sich inzwischen zahlreiche Krankenhäuser, Klinikverbünde und die Deutsche Krankenhausgesellschaft beteiligen. Die arztgeführte Akte garantiert in einem arbeitsteiligen Zusammenwirken die Vollständigkeit und Verlässlichkeit von Informationen und sichert den vertikalen und horizontalen Vertrauensgrundsatz. Sie ist somit informationstechnische Grundlage zum Aufbau von Managed-Care-Strukturen im Gesundheitswesen.
Sicherer Datenzugriff
Um einen sicheren geregelten Zugriff auf sensible Patientendaten zu ermöglichen, müssen die dazu berechtigten Personengruppen in Zukunft mit elektronischen Heilberufsausweisen (HBA) ausgestattet werden. Das betrifft neben Ärzten auch eine Reihe von weiteren Gesundheitsfachberufen, welche nicht in einer entsprechenden Kammer organisiert sind. Mathias Redder, Ministerialrat im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein- Westfalen, berichtete über den Stand des Staatsvertrags zur Bildung eines elektronischen Berufsregisters für Gesundheitsfachberufe (eGBR). Das betrifft derzeit rund 1.7 Mio. Beschäftigte im deutschen Gesundheitswesen. In Zukunft könnte das eGBR als virtuelles Trustcenter fungieren, um diese nicht verkammerten Berufsgruppen mit entsprechenden HBA zu versorgen. Gerade für Krankenhäuser ist in diesem Zusammenhang ein tragfähiges, versorgungsoptimiertes Berechtigungsmanagement unabdingbar. Dr. Philipp Stachwitz, Bundesärztekammer Berlin, skizzierte das Ausgabeverfahren und die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten des elektronischen Arztausweises als Werkzeug für eine sichere Kommunikation im Gesundheitswesen. Der HBA für Ärzte ist eine qualifizierte Signaturkarte auf Basis der HPC-Spezifikationen, herausgegeben von allen wesentlichen Leistungsbringerorganisationen, und bildet somit den Standard im Gesundheitswesen.
Die Veranstaltung wurde von lebhaften inhaltlichen Diskussionen begleitet und lieferte den Teilnehmer wertvolle Informationen zu aktuellen Stand der eGK und der Telematikinfrastruktur für den Krankenhausbereich.