Gesundheitskarten-Projekt geht online
13.12.2010 -
Ab Januar diesen Jahres erhalten im prosper-Gesundheitsnetz Bottrop die ersten 11.000 Versicherten in Deutschland ihre persönliche elektronische Gesundheitskarte (eGK) und haben somit Zugang zu einer sektorübergreifenden elektronischen Patientenakte (ePA).
Der Andrang zum offiziellen Start der ePA im prosper-Gesundheitsnetz Bottrop war groß. Namhafte Vertreter aus Wirtschaft, ICT-Branche und Politik, darunter auch Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, kamen im Reha-Zentrum prosper zusammen. „Hier in Bottrop bringen wir mit prospeGKT die erste echte Online-Anwendung der Gesundheitskarte in Deutschland auf den Weg“, freut sich Dr. Georg Greve, erster Direktor der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft- Bahn-See. „Das, was seit Jahren diskutiert wird, nimmt nun endlich seinen Lauf. Es wird über Sektorgrenzen hinaus kommuniziert.“ Im Rahmen des Projekts erhalten etwa 50 Ärzte einen elektronischen Heilberufsausweis (HBA) und 11.000 Versicherte der Knappschaft eine eGK. Mit dieser Karte gewähren sie den behandelnden Ärzten Zugriff auf ihre persönliche Patientenakte.
Finanziell gut unterstützt
„Gemeinsam mit T-Systems haben wir mit großer Investitionsbereitschaft prospeGKT vorangetrieben“, so Greve. Die Knappschaft und die DAK nahmen zusammen rund sechs Mio. Euro in die Hand, um dem Projekt mit weiteren Investitionen von T-Systems zum Erfolg zu verhelfen. „prospeGKT nimmt auch vor dem Hintergrund der bundesweit geplanten Einführung der elektronischen Gesundheitskarte eine Vorreiterrolle ein“, davon ist Ulla Schmidt überzeugt. „Der Einsatz von Informations- und Telekommunikationstechnologie hilft nicht nur Transparenz zu schaffen, Bürokratie abzubauen und die Abläufe zu beschleunigen, sondern auch die Versorgungsqualität der Patienten zu verbessern“, erklärte die Bundesgesundheitsministerin. Das führt zu einer verbesserten Kommunikation und Abstimmung unter den Leistungserbringern und hilft Doppeluntersuchungen zu vermeiden. Eine besondere Herausforderung: „Die Verantwortlichen mussten sich insbesondere der Akzeptanz der Ärzteschaft sicher sein. Sie galt es, vom Mehrwert der eGK und vom Nutzen des Zugriffs auf eine zentrale Patientenakte zu überzeugen“, so Schmidt.
Server im Käfig
T-Systems schuf gemeinsam mit der Knappschaft in den letzen 18 Monaten die nötigen Voraussetzungen, um das Projekt zum Fliegen zu bringen. Der ICT-Dienstleister betreibt das Netz für das Knappschaftskrankenhaus und die niedergelassenen Ärzte der Region und vernetzt die Leistungserbringer miteinander. Dazu baute T-Systems die komplette Telematikinfrastruktur inklusive aller Komponenten wie beispielsweise Gesundheitskarten, Heilberufeausweisen, Kartenlesegeräten oder Konnektoren auf und führt Diagnoseund Therapiedaten sowie sämtliche administrativen Daten in einer sektorenübergreifenden Patientenakte zusammen. Dabei orientierte sich die Telekom-Tochter an den Spezifikationen des Bundesgesundheitsministeriums sowie der gematik.
Auch dem Thema Datensicherheit ist Rechnung getragen. „T-Systems überträgt die sensiblen Patientendaten verschlüsselt über ein speziell gesichertes Netz, ein so genanntes Virtual Private Network, und speichert sie dann zentral auf modernen Servern in einem Hochsicherheitsrechenzentrum“, erklärt Martin Gödecke, Leiter Telematik im Gesundheitswesen von T-Systems. Die Server der Knappschaft sind in diesem ohnehin höchsten Sicherheitsstandards entsprechendem Rechenzentrum durch einen eigens angefertigten Stahlkäfig zusätzlich geschützt. So hat kein Unbefugter Zugang zu den Systemen. T-Systems sorgt für Identifikation, Authentifizierung, Verschlüsselung sowie sicheren Zugriff und Transport der Daten.
Patientenhoheit über Daten
Die Patientenakten selbst lassen sich durch Übermittlung von Daten aus dem bestehenden Krankenhausinformationssystem (KIS) und den schon vorhandenen Praxisverwaltungssystemen der niedergelassenen Ärzte befüllen und auf dem ePA-Server speichern. Über die gewohnte PCOberfläche greifen die behandelnden Ärzte aus dem KIS heraus auf die Patientenakte zu. Per Mausklick rufen sie mittels eines strukturierten Ablagesystems Diagnosen und Untersuchungsergebnisse ab.
Dabei bestimmt der Versicherte selbst, ob und welche Daten gespeichert werden sollen und welcher behandelnde Arzt wann Zugriff erhält. Dazu benötigt der Mediziner den elektronischen Heilberufsausweis und die Freigabe der Patientenakte durch den Patienten, mittels Gesundheitskarte und Eingabe der sechsstelligen Geheimnummer. Ein weiterer Vorteil: Jeder prospeGKTVersicherte kann seine ePA ohne Anwesenheit des Arztes über ein im Knappschaftskrankenhaus Bottrop aufgestelltes Patiententerminal einsehen und eine eigenständige Kontrolle über den Zugriff auf seine gespeicherten Daten ausüben.