Blut herstellen mit pluripotenten Stammzellen
05.11.2015 -
Das menschliche Blut besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Blutzellen mit spezifischen Aufgaben. Ist die Blutbildung jedoch wie etwa bei einer Leukämie gestört oder großen Verletzungen überfordert, müssen Ärzte auf Blut- oder Stammzellspenden zurückgreifen.
Forschern des Instituts für Experimentelle Hämatologie und des Exzellenzclusters REBIRTH (von Regenerativer Biologie zu Rekonstruktiver Therapie) an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist es gelungen, aus menschlichen pluripotenten Stammzellen (PSC) unterschiedliche reife Blutzellen für Bluttransplantationen herzustellen. Das Besondere: Die Zellen können in großem Maßstab erzeugt werden, und ihre Funktion ist mit der Funktion der Blutzellen im menschlichen Körper vergleichbar. „Diese Methode könnte in Zukunft helfen, Bluttransplantationen mit bedarfsgerecht hergestellten Blutzellen schnell und effizient durchzuführen“, sagt Dr. Nico Lachmann, Postdoktorand in der REBIRTH-Arbeitsgruppe iPSC basierte hämatopoetische Regeneration. Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift StemCell Reports.
Die pluripotenten Stammzellen werden während der Differenzierung in Richtung Blutzellen in einer Petrischale in einer Art Komplex gehalten, der kontinuierlich in der Lage ist, reife Blutzellen zu bilden. Dabei entstehen aus nur wenigen Stammzellen spezialisierte Blutzellen. Über einen Zeitraum von sechs Monaten können die Wissenschaftler jede Woche bis zu 10 Mio. Zellen pro Petrischale ernten. „Wir konnten zwei Arten weißer Blutkörperchen erzeugen, die Makrophagen und die Granulozyten. Sie sind genauso funktionsfähig wie Zellen, die direkt aus dem menschlichen Körper entnommen werden“, sagt Dr. Mania Ackermann aus der REBIRTH-Arbeitsgruppe iPSC basierte hämatopoetische Regeneration. „Neue Daten deuten darauf hin, dass wir auch andere reife Blutzellen mit dieser Methode erzeugen können. Die entwickelte Methode ist so einfach, dass bereits Arbeitsgruppen in Deutschland und den USA diese neue Methode nutzen“, ergänzt Lachmann.