Medizin & Technik

Endosonografie – der strahlenfreie Blick in den Körper

25.05.2012 -

Der Endoskopische Ultraschall (EUS) hat sich in Deutschland inzwischen flächendeckend etabliert. Neben seinem Haupteinsatzgebiet, dem Staging gastrointestinaler Tumoren, eröffnen ergänzende Techniken wie Feinnadelpunktion und Kontrastmittelsonographie neue diagnostische und therapeutische Möglichkeiten.

Der diagnostische und therapeutische endoskopische Ultraschall (EUS) habe sich inzwischen als interdisziplinäre „Königsdisziplin" etabliert, betonte Prof. Dr. Christoph Dietrich vom Caritas-Krankenhaus, Bad Mergentheim auf einer von Hitachi Medical Systems Europe organisierten Presseveranstaltung, im Rahmen des 42. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Endoskopie und Bildgebende Verfahren e.V. (DGE-BV) in München. Die Kombination von Endoskopie und Sonografie erlaubt, nahezu komplikationsfrei, nicht nur eine detailgetreue Darstellung der Wandschichten des Magen-Darm-Traktes, sondern auch der benachbarten Organe und Strukturen, wie Bauchspeicheldrüse, Gallenwegssystem, Nebennieren und Bronchialsystem. Eine hohe Auflösung, wie sie die Endosonografie bietet, lässt sich mit keinem anderen bildgebenden Verfahren erreichen.

„Sie ermöglicht uns eine genaue Beurteilung von Tumoren und unterstützt uns dadurch bei unserer Therapie-Entscheidung", so Dietrich. So lasse sich mit Hilfe der Endosonografie die Ausdehnung von Tumoren in Speiseröhre, Magen, Dünndarm oder Enddarm sehr genau bestimmen, verdeutlichte der Gastroenterologe. Daran orientiert sich die Entscheidung für ein palliatives Vorgehen oder eine kurative Operation mit oder ohne neoadjuvanter Radio-Chemotherapie.

Durch die hohe Auflösung des endoskopischen Ultraschalls und die unmittelbare Nachbarschaft der Bauchspeicheldrüse und des Gallenganges zum Magen und Dünndarm ist in der Bauchspeicheldrüse der Nachweis schon kleinster Tumoren ab 3 mm und somit in einem noch heilbaren Stadium möglich. Auch kleine Steine oder ein Tumor im Gallengang lassen mit dieser Technik sicher erkennen.

Abklärung mit Kontrastmittel und Feinnadelpunktion

Mit ergänzenden Verfahren, wie der zusätzlichen Gabe eines Ultraschallkontrastmittels als Signalverstärker, um Blutflüsse und typische Gefäßmuster darstellen zu können, lässt sich die diagnostische Aussagekraft der Endosonografie weiter verbessern. Denn diese Gefäßmuster erlauben es, entzündliche Veränderungen von Tumorgewebe, insbesondere an der Bauchspeicheldrüse, zu unterscheiden. „Damit lässt sich die Sensitivität und Spezifität des Verfahrens auf jeweils über 90% steigern", unterstrich PrPD Dr. Michael Hocke vom Klinikum Meiningen. Die technischen Möglichkeiten seien inzwischen so gut, dass es heute längst nicht mehr nur in Universitätskliniken möglich sei, eindrucksvolle Bilder zu erzeugen.

Darüber hinaus werde gerade an Möglichkeiten gearbeitet, Ultraschallkontrastmittel zu therapeutischen Zwecken, beispielsweise als Transportstoff für Medikamente einzusetzen.

Weitere diagnostische und therapeutische Möglichkeiten bietet die interventionelle Endosongraphie. Die endosonographisch gesteuerte Feinnadelpunktion dient zum einen der Gewinnung von Zellmaterial für die feingewebliche Diagnostik zum anderen als Zugagnsmethode für therapeutisch-interventionelle Anwendungen. Mit ihr lassen sich unklare Befunde in der Bauchspeicheldrüse oder in der Wand des Magen-Darm-Traktes sowie suspekte Lymphknoten abklären, aber auch Zystendrainagen oder Nekrosektomien durchführen. Mit der Endosonografie ist es auch möglich, in Regionen zu punktieren, die von außen nicht zugänglich oder nur mit hohem Risiko erreichbar sind, wie Brustkorb, gefäßreiche Regionen oder Nebenniere.

Expertise in zwei Disziplinen

Die diagnostische und therapeutische Endosonografie erfordere jedoch vom Untersucher ein hohes Maß an fachlicher und technischer Kompetenz, gab Dr. Eike Burmester von den Sana Kliniken Lübeck GmbH zu bedenken. Die Lernkurve sei im Vergleich zu anderen endoskopischen Techniken extrem flach. „Das Problem ist, dass die Lernenden eine Expertise in zwei Disziplinen benötigen, in der Endoskopie und vor allem im Ultraschall," betonte Burmester. Zudem sei es wichtig, die anatomischen Leitstrukturen zu kennen, um das Gerät richtig führen zu können.

Um die Ausbildung zu verbessern hat der Arbeitskreis Endosonografie der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) ein mit der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) abgestimmtes Ausbildungscurriculum entwickelt. Dieses vermittelt, unterstützt von Unternehmen wie Hitachi Medical Systems, neben der notwendigen Theorie auch praktische Fähigkeiten an Simulatoren und Tiermodellen sowie Phantomen. Ausgewählte Trainingszentren der DEGUM bieten den Lernenden zusätzlich die Möglichkeit von praktisch orientierten Hospitationen.

 

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