Maquet: Erfolgreich durch strategische Akquisitionen
20.07.2011 -
Maquet: Erfolgreich durch strategische Akquisitionen. Beim Wirtschaftsgespräch Anfang März in der firmeneigenen Surgical Academy informierten Dr. Heribert Ballhaus, Vorsitzender der Geschäftsführung, und Michael Rieder, Geschäftsführer von Maquet, über die Hintergründe und zukünftige Ausrichtung ihres Hauses. Anlass war die Akquise von Cardiac Surgery und Vascular Surgery der Boston Scientific Corporation im Dezember letzten Jahres (siehe M&K 1/08). In weniger als 10 Jahren hat sich damit die Zahl der Mitarbeiter von 1.400 auf 4.100 im Jahr 2007 erhöht, der Pro-forma-Umsatz von 154 Mio. € auf 850 Mio. €.
Nicht ohne Augenzwinkern sprach Dr. Ballhaus von „ungeliebten Kindern“: Mit der strategischen Übernahme und gelungenen Integration ehemaliger Medizintechnik-Randgeschäfte verschiedener Industrieunternehmen wurde aus dem ehemaligen „OP-Tisch-Hersteller“ ein Global Player der Medizintechnik. +
Kontinuierliche Erfolgsgeschichte
Initial dieser dynamischen Entwicklung war die Übernahme der 1838 in Heidelberg gegründeten Firma durch den börsenorientierten schwedischen Konzern Getinge AB. Nunmehr kein ungeliebtes Kind der RWE, entsteht so im Jahr 2000 die Business Area Medical Systems.
Mit dem vorausschauenden Zukauf weiterer „Kinder“ wie ALM von Air Liquide, Heraeus Med von der Heraeus Gruppe, Jostra und Siemens Life Supporting Systems von Siemens und deren Ausbau zum eigenen Kerngeschäft spielt Maquet mit derzeit 30 Tochterunternehmen, über 200 weltweiten Vertriebspartnern und Produktionsstandorten in Deutschland, Frankreich, Schweden, Türkei, China, Brasilen, USA und Puerto Rico längst in der Champions League der Medizintechnikhersteller.
Optimale Behandlung
Für die optimale medizinische Behandlung von Patienten im Krankenhaus stehen die aufeinander abgestimmten Produkte und Lösungen aus den drei Divisionen:
- Surgical Workplaces für chirurgische Arbeitsplätze,
- Critical Care für Anästhesie- und Beatmungssysteme und
- Cardiovascular für Produkte und Lösungen der Herz- und Gefäßchirurgie.
Mit Cardiovascular, Anfang 2008 neu entstanden aus der Zusammenführung der Maquet Cardiolpulmoary AG und den beiden von Boston übernommenen Geschäftsbereichen, expandiert das Haus global im Wachstumsmarkt Herz-Kreislauf- Erkrankungen und macht einen weiteren Schritt vom reinen Produkt- und Lösungsanbieter zum Partner für gesamttherapeutische Konzepte für OP-Saal und Intensivstation.
Halbzeit?
Heute verwendet weltweit bereits gut ein Drittel aller Krankenhäuser medizintechnische Produkte von Maquet. Eine wichtige Säule dieser Marktdurchdringung bilden nach wie vor die OP-Tischsysteme aus der Keimzelle des Unternehmens, der Division Surgical Workplaces.
Die Produktion des 10.000sten OPTischsystems „Alphamaquet 1150“ wurde Anfang April in der badischen Produktionsstätte gebührend gefeiert. Seit 1995 wird der zuverlässige „Allrounder“, der seine Vielseitigkeit vor allem den zehn unterschiedlichen, für das gesamte chirurgische Spektrum konzipierten Lagerflächen verdankt, im Stammhaus Rastatt gefertigt. Die der Produktionsablaufsteuerung zugrunde liegende Kanban-Methode, längst ein eigener Maquet-spezifischer Logistikprozess, ist nur ein bemerkenswertes Detail bei der mit viel Handarbeit verbundenen Herstellung der Tischsysteme durch die 450 Produktionsmitarbeiter.
Selbst nach 13 Jahren, etwa der Halbzeit im Produktlebenszyklus, gilt dieses OP-Tischsystem nach wie vor als State-of-the-Art aufgrund seiner konsequenten und kontinuierlichen Weiterentwicklung. Dazu zählen die permanente Anpassung an die sich verändernden chirurgischen Techniken oder auch die Berücksichtigung der aktuellsten Erkenntnisse der bereits intraoperativ auftretenden Dekubitusproblematik genauso wie die fortlaufende Überarbeitung der Konstruktion. Letztere zeigt sich u.a. in der Tragfähigkeit, die bei Einführung des Alphamaquets standardmäßig 135 kg betrug. Inzwischen dürfen Patienten mit einem Körpergewicht bis 360 kg darauf operiert werden – das Prüfgewicht beträgt das Vierfache davon.
Mit Anbindung an die sich rasant entwickelnde bildgebende Diagnostik von Röntgen, CT, MR bis Ultraschall, erfolgte vorerst ein letzter großer Entwicklungsschritt: Der Patient kann jederzeit vor, während oder nach der OP in die Diagnostik gefahren werden.
Zudem ist dieses OP-Tischsystem durch den guten Investitionsschutz sehr wirtschaftlich: Gemäß dem Technischem Direktor Dr. Dieter Engel können bei einer Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren technische Optimierungen jederzeit integriert bzw. die Tischsysteme um zusätzliche Komponenten erweitert werden. Davon werden sich die Mitarbeiter des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Regensburg überzeugen können: Der 10.000ste Alphamaquet wird im Juni an die dortige Thoraxchirurgie ausgeliefert. Vermutlich wird auch der 20.000ste gefeiert werden können, so Dr. Ballhaus in seiner Festansprache. Sicher aber ist, dass weiterhin die Konzepte dieses Unternehmens – stets unter der Prämisse, medizinische, klinische und ökonomische Vorteile zu vereinen – für die Patienten, die Menschen, die sie behandeln, als auch für diejenigen, die darüber berichten, enormes Potential bedeuten.