Medizin & Technik

Quo vadis Laparoskopie?

23.05.2014 -

Quo vadis Laparoskopie?. Prof. Günter Janetschek (Linz, Österreich) legte auf dem diesjährigen 21. Jahreskongress der European Assocation of Urology (EAU) in Paris seine Auffassung dar, wohin sich die minimalinvasive operative Urologie entwickeln sollte, um auch weiterhin gegen die Robotik bestehen zu können.
Während die Vorteile hinsichtlich Schmerzen, Blutverlust, Verweildauer und Komplikationen im Vergleich zum offenen Vorgehen unzweifelhaft bestehen, stellt sich die Frage, wie die Laparoskopie gegenüber den Robotereingriffen abschneidet.
Eine kürzliche Übersichtsarbeit verglich die Laparoskopie mit Robotereingriffen bei der radikalen Prostatektomie; bei gleich guter Leistung zeigte sich ein deutlicher Kostenvorteil für die Laparoskopie, was zumindest hier in Europa von eminenter Bedeutung für die Gesundheitssysteme ist.
Nach Auffassung von Prof. Janetschek könnte die Laparoskopie so von der Robotik lernen wie vorher das offene Vorgehen von der Laparoskopie.
Er beschrieb die neuesten technischen Weiterentwicklungen in der Laparoskopie für zwei Gebiete, auf denen die Robotik der Laparoskopie überlegen ist – dreidimensionales Sehen und Freiheitsgrade des Instrumentariums.
Das seit kurzem erhältliche Endosite 3Di Digital Vision System (Viking Systems, La Jolla, CA, USA) ist das derzeit einzige kommerzielle Laparoskopiesystem mit tatsächlicher dreidimensionaler Darstellung.
Dank des ergonomischen Kopfteils mit separaten Monitoren für das linke und rechte Auge, deren Bilder aus zwei verschiedenen Kameras gespeist werden, genießt der Operateur schrankenlose Mobilität.
Allerdings ist die Bildqualität (Auflösung 360 x 450) geringer als die der konventionellen Endoskopie und fällt gegenüber dem 3D-Da Vinci-System massiv ab.
Die auf dem EAU-Kongress anwesenden Hersteller präsentierten die außerordentliche Bandbreite an optischen 2D-Lösungen, die durch die Miniaturisierung und Digitalisierung in der Bildgebungstechnologie bereits heute verfügbar sind.
Ein solches Beispiel ist das Evis Exera II-System (Olympus Deutschland) mit der ersten Videokamera unter 5 mm. Brandneue Technologien wie das hochauflösende Fernsehen (HDTV) zeigen selbst kleinste Kapillaren in einer solchen Klarheit, dass dies die Einschränkungen der optischen 3D-Laparoskopiesysteme umso klarer zutage treten lässt.
Auf diesem Kongress wurde auch erstmals das Radius Surgical System (Tübingen Scientific, Deutschland) vorgestellt, das speziell zur Überbrückung der Kluft zwischen konventioneller Laparoskopietechnik und komplexen Robotikeingriffen entwickelt wurde.
Der mit beiden Händen zu bedienende Operationsmanipulator weist eine Dreh-Kipp-Spitze auf, die dem Operateur sechs Freiheitsgrade bietet.
Das System wurde an einer Reihe von Standardmodellen im Pelvitrainer von geübten als auch ungeübten Operateuren evaluiert.
Dieses neue Gerät ist leicht zu bedienen und erfordert bei der konventionellen laparoskopischen Naht im Test nur eine kurze Lernkurve.
Das System kann jetzt klinisch evaluiert werden.
Eine weitere auf dem EAU-Kongress vorgestellte Innovation waren die Mikroroboter.
Im Poster Nr. 123 von Joseph et al., einem britischamerikanischem Gemeinschaftsprojekt, wurde das Konzept der Mikroroboter in der operativen Urologie vorgestellt.
Hierbei werden Minikameras in die Bauchhöhle eingebracht, und die laparoskopische radikale Prostatektomie oder Nephrektomie erfolgt mit Hilfe der Bilder von diesen Mikrorobotern.
Geschicklichkeit und Effektivität des Operateurs werden durch die zusätzlichen Einblicke gesteigert, den diese mobilen Kameras gegenüber den konventionellen Laparoskopen bieten. Prof. Janetschek ist der Auffassung, dass die Laparoskopie bei der taktilen Rückkoppelung auf Dauer einen gewissen Vorteil gegenüber der Robotik haben wird, so dass massive Fortschritte in Optik und Instrumentarium vielleicht nicht zwingend erforderlich sein werden.
Er stellte die Alternative in den Raum, durch die Nachfrage die Hersteller entweder zur Verbesserung der 3D-Optionen zu bewegen oder für neues Instrumentarium die derzeit bereits vorhandenen hervorragenden 2D-Systeme zu verwenden.
Diese sollten zwecks geringerer Tremorauswirkung verkürzt werden und mindestens sechs Freiheitsgrade aufweisen. Er betonte, dass sofort gehandelt werden müsse, damit das Interesse an der Laparoskopie nicht erlahmt, sondern weiter anhält.

Bericht von der Tagung der ESUTSektion am 5. April 2006.

Jane MacDougall, Noisy Le Grand, Frankreich

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