Medizin & Technik

100.000 Menschenleben jedes Jahr zusätzlich retten

30.11.2022 - Mit auf Initiative des europäischen Abgeordneten Loucas Fourlas hat sich der Europäische Rat für Wiederbelebung (European Resuscitation Council, ERC) am 16. November 2022 im Europäischen Parlament in Brüssel getroffen, um über die Rettung von 100.000 zusätzlichen Menschenleben pro Jahr in Europa durch die Erhöhung der Laienreanimationsraten zu sprechen.

Das Treffen fand 10 Jahre nach der Abstimmung am 14. Juni 2012 zur Einführung einer europäischen Woche zur Sensibilisierung für das Thema Herz-Kreislaufstillstand statt. Auch der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Rates für Wiederbelebung (German Resuscitation Council, GRC) Herr Professor Dr. Bernd W. Böttiger (Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Uniklinik Köln) war Teil der Delegation.

Die EU-Parlamentspräsidentin Dr. Roberta Metsola eröffnete mit einer Videobotschaft den Termin und sicherte ihre Unterstützung in den Vorhaben des ERC in ihrem Opening Statement zu.

Der plötzliche Herz-Kreislaufstillstand ist die dritthäufigste Todesursache in den Industrieländern. 100.000 zusätzliche Leben könnten in Europa jedes Jahr gerettet werden, wenn Umstehende die Zeit bis zum Eintreffen professioneller Hilfe durch Wiederbelebungsmaßnahmen überbrücken würden. Bei einem Herz-Kreislaufstillstand beginnt das Gehirn bereits nach drei bis fünf Minuten abzusterben, aber selbst in Ländern mit den besten Rettungssystemen braucht der Rettungsdienst mehr Zeit, um die Betroffenen zu erreichen. In Europa liegt die Laienreanimationsrate aktuell nur bei etwa 58% und variiert deutlich innerhalb der Länder, obwohl die Wiederbelebung kinderleicht ist. Alles, was man dazu braucht, sind zwei Hände.

Um die Laienreanimationsrate zu erhöhen müssen die Menschen im Notfall wissen, was zu tun ist. Um die Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren, hat das Europäische Parlament auf Initiative des ERC vor zehn Jahren den „European Restart a Heart Day" ins Leben gerufen. Dieser wurde inzwischen in Europa und später weltweit mit dem „World Restart a Heart Day“ erfolgreich umgesetzt. Allein im Jahr 2019 wurden weltweit 5,4 Millionen Menschen am und um den 16. Oktober geschult und 206 Mio. Menschen über soziale Medien erreicht. Der Anteil an Wiederbelebungsmaßnahmen durch Laien konnte so in den letzten zehn Jahren erfolgreich gesteigert werden.

Da die Laienreanimationsraten innerhalb der europäischen Länder immer noch sehr unterschiedlich ausfallen (zwischen 13 % und 83 %), ist allerdings weitere Anstrengung nötig. Eine wirksame Maßnahme zur Erhöhung der Laienreanimationsrate ist die Ausbildung von Schulkindern in Wiederbelebung. Ein zweistündiges, jährliches Training von Wiederbelebungsmaßnahmen spätestens ab der 7. Klasse sorgt dafür, dass Reanimation so selbstverständlich wird wie Fahrrad fahren oder Schwimmen. Zudem wirken Schulkinder als Multiplikatoren, da sie ihr Wissen an Familie und Freunde weitertragen. Der Erfolg dieser Strategie hat sich in einigen europäischen Ländern, z. B. Dänemark, deutlich gezeigt.

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