Am Stadtpark! Wohnquartiere – die Zukunft der Altenhilfe
In den vergangenen Jahren entstanden insgesamt vier davon – in Haldensleben, Oschersleben und Wolmirstedt. Ein fünftes ist im vergangenen Jahr in Oebisfelde hinzukommen. Bei der Planung und Realisierung des Wohnquartiers in Wolmirstedt arbeitete der DRK-Kreisverband, wie bereits in einigen vorangegangenen Projekten, mit Plankonzept, einem auf Seniorenimmobilien spezialisierten Planungsbüro aus Sandersdorf-Brehna, zusammen. Plankonzept-Geschäftsführer Dr. Ing. Marco Kelle stellt es vor.
Die Entstehung von Wohnquartieren ist ein Ergebnis der politisch gewollten finanziellen Besserstellung der ambulanten und teilstationären Pflege in den Versorgungsstrukturen des SGB XI seit 2017, dem strukturellen und demografischen Wandel der Gesellschaft sowie der veränderten Erwartungshaltung älterer Menschen an das Wohnen und die Pflege im Alter in jüngster Vergangenheit. Neue Wohnquartiere, in denen sich verschiedene Pflege- und Betreuungsangebote für Senioren vernetzen, erschließen neue attraktive Geschäftsfelder für ambulante Dienste und bieten auch stationären Trägern die Möglichkeiten ihr Angebotsspektrum zu erweitern.
Bekannte und etablierte Wohn- und Betreuungsangebote aus den drei Sparten der Altenhilfe – ambulant, teilstationär und stationär – werden bei dieser Wohnform so miteinander in einem Gebäude bzw. einem Gebäudekomplex kombiniert, dass ein umfassendes Betreuungs- und Unterstützungskonzept für die Bewohner angeboten werden kann.
Die Grundlage jedes Quartiers bilden barrierefreie bzw. Betreute Wohnungen – mit Elementen wie: Sozialstation und ambulantem Dienst, Tages- und Nachtpfleg, Stationärer Pflege und Kurzzeitpflege sowie teilweise auch ambulant betreuten Wohngemeinschaften verknüpft. Ein erfolgreiches Quartierskonzept besteht jedoch nicht allein aus einer Zusammenführung einzelner Angebote. Die Einbettung von Wohnquartieren in eine funktionierende Infrastruktur und die Nähe zum öffentlichen Personennahverkehr sowie zu Einkaufsmöglichkeiten und anderen Dienstleistern des täglichen Lebens sind ein wesentlicher Faktor für ein zukunftsfähiges Konzept.
Wohnquartier in Wolmirstedt
Nach Erteilung der Baugenehmigung und Ausschreibung und Vergabe der Bauleistungen fand im März 2018 der erste Spatenstich für das Wohnquartier „Am Stadtpark“ statt. Bis Januar 2020 entstanden in dem U-förmigen Gebäude im Zentrum der Stadt auf drei Etagen 64 Ein-, Anderthalb- und Zwei-Zimmer-Appartements, eine Tagespflege, die insgesamt 40 Senioren in mehreren Gruppen nutzen können, sowie eine Begegnungsstätte, die sich ebenfalls im Erdgeschoss des Gebäudes befindet. Diese steht nicht nur den Bewohnern des Hauses offen, sondern ist auch eine Anlaufstelle für die Anwohner. Der Austausch zwischen den Bewohnern des Hauses und den Anwohnern der Umgebung ist Teil des Gesamtkonzeptes des Wohnquartiers.
Das Wohnquartier liegt sehr zentral eingebettet in der Innenstadt von Wolmirstedt. Supermarkt, Bäckerei, Fleischerei, Apotheke, Ärzte und andere Dienstleister befinden sich in der direkten Umgebung und sind auch für Senioren, die in ihrer körperlichen Beweglichkeit eingeschränkt sind, gut zu erreichen. Diese Lage im Stadtgebiet ist ein wesentlicher Vorteil des Wohnquartiers.
Ein Unterstützungs- und Betreuungskonzept für die Bewohner ist darauf ausgerichtet, den Senioren den Alltag zu erleichtern, ohne sie in ihrer Selbstbestimmtheit einzuschränken. Dazu zählen hauswirtschaftliche Dienstleistungen, ganztägliche Mahlzeitenversorgung und ein Einkaufsservice. Außerdem bieten die im Haus befindliche Tagespflege und der ansässige ambulante Pflegedienst ein auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohner angepasstes Pflege- und Betreuungsangebot, sodass die Versorgung der Bewohner auch bei steigendem Pflegebedarf gewährleistet werden kann.
Selbstbestimmt mit barrierefreier Ausstattung
Die insgesamt 46 Ein- bzw. Anderthalb-Zimmer-Appartements und 18 Zwei-Zimmer-Appartements sind vollständig barrierefrei ausgestattet und ermöglichen den Bewohnern ein hohes Maß an Selbständigkeit. Bäder mit bodengleichen Duschen, Fenster mit elektrischen Rollläden, Schwellenlosigkeit im gesamten Haus sorgen dafür, dass die älteren Bewohner selbstbestimmt ihren Alltag gestalten können.
Im Erdgeschoss des Hauses befinden sich 13 Ein-Zimmer-Appartements, die vor allem für Menschen mit hohem Pflegebedarf gedacht sind. Die 1,5-Zimmer-Appartements im ersten Stock haben jeweils einen Hauptraum mit Schlaf- und Wohnbereich sowie eine Pantryküche. Dazu kommen ein Duschbad und ein Abstellraum. Im 2. Obergeschoss befinden sich die Zwei-Zimmer-Appartements. Sie haben nicht nur einen größeren Wohnraum mit offener Küche, sondern auch einen separaten Schlafraum sowie eine Loggia.
Im Erdgeschoss des Neubaus befindet sich neben der Sozialstation des ambulanten Pflegedienstes auch die Tagespflege, die sowohl den Bewohnern des Hauses offensteht als auch Gästen aus der Umgebung. Sie können sich per Fahrerdienst zu Hause abholen lassen und nach einen ereignisreichen Tag auch wieder zurückbringen lassen. Die räumliche Gestaltung der Tagespflege ist darauf ausgerichtet, dass die insgesamt 40 Gäste in mehreren Gruppen betreut werden können.
Besonders wichtig sind dem DRK, dass es besondere Rückzugsbereiche für eine Gruppe von demenziell erkrankten Senioren gibt. In zwei separaten Themenräumen können speziell geschulte Mitarbeiter auf die besonderen Bedürfnisse und Anforderungen dieser Tagespflegegäste eingehen. Außerdem bietet ein Snoezelraum zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten.
Garten der Sinne und Begegnungsstätte
Die Tagespflege verfügt außerdem über einen geschützten Außenbereich. Die Terrasse ist von einer als Garten der Sinne gestalteten Pflanzfläche umgeben. Insgesamt bieten die Außenanlagen mit mehreren Themenbereichen ein abwechslungsreiches Bild. So gibt es neben dem Garten der Sinne einen Kräuter- und einen Steingarten. Auch die Terrassen der Wohnungen im Erdgeschoss werden von einem liebevoll gestalteten Pflanzstreifen von den übrigen Außenanlagen getrennt und erhalten so Privatsphäre.
Die Begegnungsstätte ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Quartierskonzepts und richtet ihr Angebot sowohl an die Bewohner des Hauses als auch an alle Anwohner der Umgebung. Sie ist das Bindeglied des Wohnquartiers zur Umgebung. Hier trifft man sich bei Musiknachmittagen, Lesungen, Vorträgen u.a. Veranstaltungen und bietet Raum für das Pflegen sozialer Kontakte.
Vorteile für den Träger
Ralf Kürbis, Vorstandsvorsitzender des DRK-Kreisverbandes Börde, sieht das Konzept des Wohnquartiers in vielfacher Hinsicht als vorteilhaft an: „Wohnquartiere bieten den Bewohnern ein hohes Maß an Individualität in der Lebensgestaltung, Begegnungen im sozialen Raum sowie Rückzugsmöglichkeiten und gewährleisten gleichzeitig Kontinuität in Pflege und Betreuung.“
Projekte wie das Wohnquartier „Am Stadtpark“ bieten für die Träger der Altenhilfe aber auch wirtschaftliche Vorteile. Die Anlage verringert die Fahr- und Wegezeiten der ambulanten Pflege- und Betreuungsleistungen und führt daher zu wirtschaftlicheren Pflegetouren und effizientem Personaleinsatz. Auch kommt man mit einer geringeren Fachkraftquote als in der stationären Pflege aus, was in Zeiten des Fachkräftemangels durchaus interessant für die Träger ist. Weiterhin basiert die Gestaltung der Quartierszentren auf den Kombinationsmöglichkeiten der ambulanten und teilstationären Leistungsbudgets des SGB XI, wodurch die Refinanzierung der Leistungen auskömmlicher gestaltet werden kann.
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