Aortendissektionen am Klinikum Augsburg in erfahrenen Händen
25.03.2011 -
Mit einer Aortendissektion wird ein 52-jähriger Patient mit dem Rettungshubschrauber in das Klinikum Augsburg geflogen. Spezialisten aus der Herz-Thorax-Chirurgie stehen bereit. Es muss schnell gehen, jede Minute zählt. Nachts, wenn viele andere schlafen, retten die Chirurgen dieses Mal das Leben eines Familienvaters.
"So läuft es meist ab: Typischerweise kommen Patienten mit der Diagnose Aortendissektion mitten in der Nacht zu uns und müssen sofort operiert werden", erklärt Prof. Dr. Dr. Michael Beyer, Chefarzt der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am Klinikum Augsburg. Der Vater in diesem Beispiel steht für einen von 32 Patienten, die allein 2010 am Klinikum wegen ihrer Aortendissektion behandelt wurden. Damit hatte die Klinik aktuell die meisten registrierten Fälle in ganz Deutschland.
Bei einer Aortendissektion handelt es sich um eine akute, lebensbedrohende Erkrankung, bei der es zu einem Einriss eines Teils der Gefäßwand der Hauptschlagader (Aorta) kommt. Als Folge des Einrisses kann sich das Blut neben dem normalen Weg durch die Schlagader einen zweiten Weg zwischen den Wandschichten suchen, was wiederum weitere Einrisse verursachen kann. 32 Patienten wurden im vergangenen Jahr am Klinikum Augsburg mit einer so genannten Typ-A-Aortendissektion behandelt. Dabei handelt es sich um eine Aortendissektion mit Gefäßeinriss im Bereich der wenigen Zentimeter langen aufsteigenden Hauptschlagader (Aorta ascendens), die von der linken Herzkammer aus nach oben verläuft.
Während die Krankheit vor rund 50 Jahren für den Patienten meist den Tod bedeutete, überlebt heute die Mehrzahl. "Ohne eine Operation führt diese Erkrankung dennoch in 90 % der Fälle innerhalb der ersten Woche zum Tode, da es im Verlauf zu einer kompletten Zerreißung aller Wandschichten kommt und der Patient innerlich verblutet", erklärt Prof. Michael Beyer. "Eine rasche Diagnosestellung mit sofortiger Operation ist unabdingbar." Die häufigste Ursache dieser Erkrankung in Mitteleuropa ist ein schlecht eingestellter Bluthochdruck.
Um die Behandlung für seine Patienten zu verbessern, hat sich das Klinikum Augsburg 2006 an das nationale Register Aortendissektion angeschlossen. Daraus ging hervor, "dass bis dato ca. 10% der deutschlandweit registrierten Dissektionen in Augsburg versorgt wurden", so Prof. Beyer. "So werden uns Patienten mit diesem Krankheitsbild per Hubschrauber aus ganz Süddeutschland zur Notoperation zuverlegt." 2009 wurden in der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie 24 Patienten behandelt, 2010 waren es 32 von deutschlandweit etwa 500 Patienten, die im Register der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie erfasst sind.
Bundesweit sind mehr als die Hälfte aller 72 Herzchirurgischen Zentren, die Aortendissektionen behandeln, im Register erfasst. Schon in den vergangenen Jahren belegte das Klinikum Augsburg mit seinen Fallzahlen die vordersten Plätze vor anderen Universitätskliniken und Krankenhäusern. Große Zentren haben in der Regel 20 bis 25 Patienten mit einer Aortendissektion des Typs A. "Auch wenn jeder Fall ein akuter Notfall ist und der Eingriff nie geplant ist, sind wir bestens darauf personell und von der Ausstattung vorbereitet", betont Professor Beyer. Durch die Studie im Rahmen des Registers ist zudem belegt, dass in Zentren mit mehr Erfahrung die Überlebenschancen der Patienten verbessert sind.
Selbstverständlich stellen die Aortendissektionen nur einen kleinen Ausschnitt der Behandlungen rund um die Hauptschlagader am Klinikum Augsburg dar. Zur optimalen Behandlung jedes Patienten wurde vor vier Jahren ein Expertengremium gebildet: "Da bei Erkrankungen an der Aorta häufig mehrere Fachrichtungen beteiligt sind, haben wir ein Aortenboard aus der Taufe gehoben. Ärzte aus Gefäßchirurgie, Herzchirurgie, Intensivmedizin sowie Interventionelle Radiologie und Kardiologie bilden ein gemeinsames, interdisziplinäres Team", erklärt Professor Beyer. Diese fachrichtungsübergreifende Strategie begreift den Patienten in seiner Gesamtheit mit Abwägung aller körperlichen Risiken unter Einbeziehung aller Ängste, die diese Erkrankung mit sich bringt.
Während im 18. Jahrhundert zum ersten Mal eine Aortendissektion beschrieben wurde, können sich Patienten heute sicher sein, dass in den ausgewiesenen Zentren moderne Medizin auf höchstem Niveau betrieben wird. Und wenn es wieder Nacht wird und der Rettungshubschrauber im Anflug ist, stehen die Ärzte der Herz-Thorax-Chirurgie am Klinikum Augsburg bereit.
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