Arbeiten zu Asthmatherapie und Atemnot beim Post-COVID-Syndrom ausgezeichnet
31.03.2023 - Der mit 10.000 Euro dotierte Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) für die beste grundlagenwissenschaftliche Arbeit geht in diesem Jahr an Dr. Bilal Alashkar Alhamwe von der Philipps-Universität Marburg.
Ausgezeichnet wird er für zwei herausragende Publikationen, in denen er die Schutzfunktion von Umweltbakterien bei Bronchialasthma sowie die Immuntoleranz von regulatorischen T-Zellen untersucht, die beispielsweise das Entstehen von chronischen Entzündungen und Autoimmunkrankheiten verhindern.
Der ebenfalls mit 10.000 Euro dotierte DGP-Forschungspreis für die klinische Forschung geht an Privatdozent Dr. Jens Spiesshoefer und Binaya Regmi vom RWTH Universitätsklinikum Aachen. In einem speziell entwickelten Labor können sie die Physiologie der Atempumpe untersuchen, also das Zusammenspiel von Atemzentrum, nervaler Weiterleitung des Atemantriebs, der unterschiedlichen Atemmuskeln – und hier insbesondere des Zwerchfells – sowie des knöchernen Thorax. Mit diesen Erkenntnissen ließe sich das Symptom der Luftnot viel differenzierter darstellen. „Die Siegerarbeiten zeichnen sich beide durch ihre hohe wissenschaftliche Relevanz aus und eröffnen verbesserte Therapieansätze in der Pneumologie“, sagt Professor Wolfram Windisch, stellvertretender DGP-Präsident und Sprecher der Preisjury. Die beiden Forschungspreise fördern gezielt den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Pneumologie und wurden heute Abend im Rahmen des aktuell stattfindenden Pneumologie-Kongresses mit rund 4.400 Teilnehmenden in Düsseldorf überreicht.
Der 35-jährige Gewinner des DGP-Forschungspreises für die grundwissenschaftliche Forschung beschäftigt sich in seiner Arbeit vor allem mit den komplizierten Veränderungen bei der epigenetischen Umprogrammierung von Chromatin und der Darmmikrobiota. Dr. Bilal Alashkar Alhamwe ist erst 2015 aus seiner Heimat Syrien nach Deutschland gekommen und hat seitdem einen beeindruckenden Karriereweg eingeschlagen. So gewann er zum Beispiel mehrere Posterpreise der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI) und der European Academy of Allergy & Clinical Immunology (EAACI). In einem seiner beiden nun ausgezeichneten Fachartikel beschreibt Alashkar Alhamwe den positiven Einfluss von durch Darmbakterien produzierten Fettsäuren auf die vermehrte Produktion von T-Zellen, die wiederum die allergische Immunreaktion hemmen. In seiner zweiten Arbeit befasst er sich mit dem Einfluss von Atemwegsinfektionen auf das Darmmikrobiom und die allergische Immunreaktion. „Die Exposition gegenüber Umweltbakterien kann das Immunsystem verbessern und Asthmasymptome bei betroffenen Patienten potenziell reduzieren. Durch das Verständnis der Verbindung zwischen epigenetischen Veränderungen und der Darmmikrobiota kann es möglich sein, innovative Behandlungen gegen Asthma zu entwickeln“, erklärt der Preisträger. Von der Jury heißt es: „Zwei herausragende Publikationen, die in besonderer Weise dazu beitragen, grundlegende Mechanismen von Lungenerkrankungen besser zu verstehen“, würdigt Professorin Antje Prasse, Jurymitglied und gleichzeitig Vorsitzende der Programmkommission des DGP-Kongresses, die ausgezeichneten Forschungsarbeiten.
„Meine Forschung insgesamt konzentriert sich auf das bessere Verständnis der molekularen und zellulären Mechanismen, die Lungenkrankheiten zugrunde liegen“, sagt der Preisträger Alashkar Alhamwe. „Aktuell untersuche ich, wie sich bei vorliegenden Allergien bestimmte Zell-Komponenten auf das Fortschreiten oder auch auf den Schutz gutartiger wie bösartiger Tumore auswirken – insbesondere bei Lungen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs“.
Forschungs-Duo trägt zu mehr Verständnis der Atemnot beim Post-COVID-Syndrom bei
Das Gewinner-Team des klinischen DGP-Forschungspreises, der 33-jährige Pneumologe Privatdozent Dr. Jens Spiesshoefer und der 31-jährige Pneumologe Binaya Regmi, kann in seinem Labor des RWTH Universitätsklinikums Aachen (UKA) mittels hochmoderner Methoden gezielt die Lungen und Atemmuskelfunktion messen. „Es ist Ziel unserer Arbeitsgruppe, die Effekte von Beatmung auf die Atemmuskelfunktion und die sich anschließende Luftnot – die sogenannte Dyspnoe – besser zu untersuchen“, sagt Regmi, Erstautor der ausgezeichneten Arbeit. Bei ungefähr zwei Dritteln der untersuchten Patienten war 15 Monate nach der Entlassung aus dem Krankenhaus wegen einer COVID-19-Infektion eine mittelschwere oder schwere Dyspnoe bei körperlicher Belastung vorhanden, ohne dass Fehlentwicklungen der Lungen- oder Herzfunktion festgestellt wurden. Unabhängig von der anfänglichen Schwere der Erkrankung und unabhängig davon, ob die Akutbehandlung eine mechanische Beatmung umfasste oder nicht, war bei den Post-COVID-19-Patienten der Zwerchfellmuskel signifikant beeinträchtigt“, erläutert Spiesshoefer die Ergebnisse. Er ist Senior-Autor der Studie sowie Leiter der Arbeitsgruppe Atemphysiologie und Translationale Pneumologie nebst entsprechendem Labor innerhalb der Klinik für Pneumologie und internistische Intensivmedizin am UKA.
Den Forschern zufolge ist die Identifizierung eines möglichen zugrunde liegenden Mechanismus für Belastungsdyspnoe bei Patienten nach COVID-19-Infektion klinisch hochrelevant. „Dies sind wichtige Erkenntnisse von zentraler Bedeutung, die unmittelbar in der klinischen Praxis Anwendung finden können. Erstens kann es für Patienten beruhigend sein, eine mögliche Erklärung für die anhaltende Atemnot nach COVID-19 zu haben. Zweitens hat sich das Atemmuskeltraining bei anderen Patientengruppen mit Zwerchfellschwäche als wirksam erwiesen und stellt daher eine mögliche therapeutische Intervention in diesem Umfeld dar“, würdigt Juryvorsitzender Wolfram Windisch die Arbeit des Aachener Forschungsteams.