Asklepios Harzkliniken erhalten Internationalen Preis für Pflege- und Mobilitätsprojekt
17.11.2021 - Die International Hospital Federation (IHF), eine internationale gemeinnützige, nichtstaatliche Mitgliederorganisation (NGO), die weltweit tätige Krankenhäuser und Gesundheitsorganisationen vertritt, hat die Asklepios Harzkliniken bei den „IHF Awards 2021“ mit dem „Seddiqi Holding Excellence Award for Corporate Social Responsibility“ ausgezeichnet.
Insgesamt gab es Preise in jeweils sechs Award-Kategorien, 250 Einsendungen aus 38 Ländern, unter anderem aus Australien, USA, Kanada, Asien und aus Europa. Die Asklepios Harzklinik Goslar erhielt den Ehrenpreis für ihr Projekt: „Movement and balance. Health in the city“, zu Deutsch: „Bewegung und Gleichgewicht. Gesundheit in der Stadt“ - das ist ein bisher einzigartiges Trainings- und Pflege-Konzept, mit dem Patienten wieder schneller in Bewegung kommen, stabiler und fitter werden, eine Art „Fitness-Parcours“ in der Klinik und in Einrichtungen in Goslar, gedacht auch für ältere Menschen. „Dies ist eine bedeutende Leistung, zu der wir Ihnen gratulieren!“, heißt es in der Würdigung des Preiskomitees. Bei dem 44. Welt-Krankenhaus-Kongress der IHF in Barcelona übergaben der amtierende IHF-Präsident Dr. Risto Miettunen und die designierte IHF-Präsidentin Dr. Muna Tahlak den Award jetzt an Repräsentanten der Asklepios Harzkliniken. Die gelernte Krankenschwester der Harzkliniken Beata Boronczyk (Advanced Practice Nurse) hat das Projekt unter anderem mit Kollegen der Ergo- und Physiotherapie entwickelt und umgesetzt.
„Wir freuen uns sehr über die internationale Anerkennung unserer Dienste für unsere Patientinnen und Patienten, es ist eine besondere Ehre“, sagt Adelheid May, Asklepios Regionalgeschäftsführerin Region Harz. „Mein besonderer Dank gilt unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die an dem ausgezeichneten Projekt mit so großem Engagement als Team mitwirkt haben“, sagt Matthias Dürkop, Geschäftsführer der Asklepios Harzkliniken. Kerstin Schmidt, Pflegedirektorin der Asklepios Harzkliniken, sagt: „Es ist ein Projekt, das unmittelbar unseren Patientinnen und Patienten in der Klinik, aber auch Bürgerinnen und Bürgern in der Region zu Gute kommt.“
Der Welt-Kongress der IHF, bei dem die Harzkliniken an vergangenen Mittwoch abends bei einem Festakt geehrt wurden, ist ein globales Forum, das IHF-Mitglieder und Führungskräfte von Krankenhäusern, Gesundheitsdiensten und Gesundheitsorganisationen zusammenbringt, um die wichtigsten Treiber der nationalen und internationalen Politik, des Managements, der finanziellen Trends und Lösungen zu diskutieren. Durch dieses Forum wird der multidisziplinäre Austausch von Wissen, Fachkenntnissen und Erfahrungen erleichtert, zusammen mit dem Dialog über bewährte Praktiken in Führung, Management und Leistungserbringung.
Die IHF wurde 1929 nach dem ersten Internationalen Krankenhauskongress in Atlantic City, USA, als Internationale Krankenhausvereinigung gegründet und nach dem Zweiten Weltkrieg 1947 umbenannt. Die IHF hat ihren Sitz in Genf, ihre strategischen Partner sind unter anderem die Weltgesundheitsorganisation (WHO), internationale Organisationen wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), sowie die Weltbank.
Beata Boronczyk (Advanced Practice Nurse), die den Preis in Barcelona entgegennahm, hat das Projekt unter anderem mit Kollegen der Ergo- und Physiotherapie entwickelt und umgesetzt. Es entstand ein umfassendes Netzwerk mit Fachleuten von Institutionen wie etwa Senioren- und Pflegeeinrichtungen, Schulen und Verbänden. Sie ist gelernte Krankenschwester, aber auch eine der Pflegekräfte mit Masterabschluss in der Pflegewissenschaft und besonderer Spezialisierung. In den Harzkliniken wirkt sie als „Demenzbeauftragte“, kümmert sich als studierte Pflegexpertin im Fachgebiet Demenz um derart betroffene Patienten. Die Asklepios Harzkliniken hatten mit dem Konzept im Sommer 2021 bereits den Asklepios Award 2021 gewonnen.
„Bewegte Stationspfade“, heißt das ausgezeichnete Projekt, das zunächst auf einigen Stationen der Asklepios Harzklinik Goslar etabliert wurde. Mit dem neuen in dieser Form einzigartigen Trainings- und Pflege-Konzept sollen Patienten wieder schneller in Bewegung kommen, stabiler und fitter werden. Dafür wurden dort in den Fluren große Plakate an den Wänden angebracht, sie ergeben einen „Pfad,“ eine Art „Fitness-Parcours“ in der Klinik - detailliert beschreiben sie mit Text und Bildern medizinisch ausgerichtete, sensomotorische Sportübungen (etwa für Beine, Arme, Nacken), die man sofort einfach vor Ort nachmachen kann. Hintergrund: Gerade in Kliniken bewegen sich Patienten in der Regel weniger, dem will das Programm entgegnen. Durch die Schaffung einer bewegungsfördernden Umgebung und die täglichen Übungen und Bewegung entlang des Pfades soll die Mobilität vor allem der älteren Patienten erhalten bleiben beziehungsweise gefördert werden. Das Programm wurde nun ausgeweitet: Nicht nur in der Klinik, sondern auch in den angrenzenden Stadtteilen wurden die Sportübungs-Plakaten an Säulen mit Schildern angebracht, so entsteht ein „Bewegter Outdoor-Spazierpfad", der gleiche Bewegungselemente einsetzt.
Der „Bewegte Spaziergang“ soll konkret den unmittelbaren Nachbarn des Krankenhauses, zum Beispiel dem Kindergarten, der Schule, der Altenpflegeeinrichtung, der Lebenshilfe, zu Gute kommen, auch dort wurden bereits Plakate platziert. Aber vor allem innerhalb der Klinik hat das Konzept eine besondere Bedeutung: Die Flure der Stationen sind jeweils 50 Meter lang. Gehen die Patienten zum Beispiel beispielsweise nur zweimal am Tag den „Bewegungspfad“ entlang, werden sie im Schnitt eine Strecke von mehreren Hundert Metern schaffen. Ein weiterer Aspekt: In den sogenannten „Guten Stuben“, das sind gemütlich eingerichtete Aufenthaltsräume (etwa mit Kamin, Gemälden von Bücherwänden, Aquarien mit echten Fischen), haben Patienten jeweils die Möglichkeit, eine Pause zu machen und bei Gelegenheit mit anderen in Kontakt zu kommen.
„Eine kontinuierliche Aktivierung, Mobilisation und Beschäftigung älterer, aber auch jüngerer Patienten ist von enormer Bedeutung, um funktionale und kognitive Fähigkeiten zu erhalten und körperliches und seelisches Wohlbefinden zu fördern“, erläutert Beata Boronczyk das Konzept. Und: „Wenn Patienten dadurch mobiler, stabiler werden, ist dies auch ein großer Gewinn für Pflegekräfte, die nicht nur weniger unterstützen müssen, sondern ihre Rolle als Gesundheitsförderer wahrnehmen können.“ Durch positive Begegnungen können Freude und gestärktes Selbstvertrauen entstehen, so die Expertin. „Bei älteren Patienten ist es wichtig, dass sie in der Klinik einen gesunden Tag-Nacht-Rhythmus haben. Bei Patienten mit Demenz kann dadurch herausforderndes Verhalten verhindert bzw. vermindert werden.“ Das Konzept kommt jetzt schon gut an, so die Rückmeldungen von Patienten und Pflegekräften.
Hintergrundinformationen, Projekt „Bewegte Stationspfade“
Die Grundlagen der Konzeption des „Bewegten Stationspfades“ basieren auf dem Programm: „Bewegung und Balance bei Demenz“ von der Fachautorin Dorothea Beigel. Dieses Konzept, mit dem sich die Harzkliniken 2019 bewarben, wurde durch das Niedersächsische Ministerium für Gesundheit, Gleichheit und Soziales mit einem Preis ausgezeichnet und gefördert. Vor allem die Feinmotorik soll geschärft werden: Denn Patienten im Krankenhaus befinden sich in einem für sie ungewohnten Umfeld: Sie müssen sich erst mit Strukturen, Abläufen und Regeln vertraut machen, um sich anpassen zu können. Dabei unterliegen sie einem besonderen Tagesablauf und sind in ihrem Bewegungsradius eingeschränkt. Beata Boronczyk: „Ruhe, Beschäftigung und Erledigung persönlicher Anliegen konzentrieren sich dadurch meist auf den Aufenthalt im Krankenzimmer oder Bett.“ Die daraus entstehende mangelnde Bewegung bedeutet nicht nur den Abbau von Muskelmasse, Muskelkraft, sondern erhöht das Risiko von Hautschädigungen durch Wundliegens, Versteifung von Gelenken oder einer Lungenentzündung. Die sich nach kurzer Zeit einstellende Inaktivität, begleitet vom Verlust von Alltagskompetenzen, kann bis zur Bettlägerigkeit münden. „Daher ist der Erhalt der Bewegung, besonders für den älteren Menschen eine Voraussetzung, um diesem Prozess entgegenwirken zu können. Zeitliche Ressourcen und Arbeitsverdichtung stellen besonders für Pflegekräfte eine Herausforderung dar.“