Asklepios schließt Rehaklinik Seesen zum Jahresende
Die Asklepios Akutklinik in Seesen ist nicht betroffen
Die Verhandlungen über Interessenausgleich und Sozialplan wurden mit dem Betriebsrat erfolgreich abgeschlossen. Die Ergebnisse werden den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jetzt vorgestellt, teilten Geschäftsführung und Betriebsrat mit.
Adelheid May, Asklepios Regionalgeschäftsführerin Harz, sagte: „Wir bedauern diese Entwicklung sehr, denn wir haben wirklich alles versucht, den Standort zu erhalten. Hintergrund der Entscheidung ist die schlechte wirtschaftliche Gesamtsituation der Klinik. Diese hat sich im laufenden Jahr, neben den scharfen wirtschaftlichen Einschnitten infolge der Covid-19 Pandemie, durch einen schweren Wasserschaden und die unerbittlichen Streikmaßnahmen, zu denen die Gewerkschaft Ver.di in voller Kenntnis der schwierigen wirtschaftlichen Verfassung des Unternehmens ohne Unterlass aufgerufen hat, in einer Weise zusätzlich verschärft, die nun keine andere Option mehr zuließ, dass wir den Betrieb in der Reha-Klinik in Seesen wirtschaftlich nicht mehr aufrechterhalten können. Die Leidtragenden sind vor allem die Patienten, ist die Region.“ Die Rehaklinik Seesen hat 140 Betten, rund 100 Arbeitsplätze sind von der Schließung betroffen.
Zur besseren Einordnung:
- Rehakliniken befinden sich in Deutschland durch den deutlichen Rückgang der Behandlungen im Zuge der Pandemie aktuell in einer wirtschaftlich schwierigen Lage befinden – Seesen bildete da keine Ausnahme! Die Asklepios Rehaklinik in Seesen geriet angesichts der sich nun erneut verschärfenden Corona-Pandemie weiter in Schieflage. Das Thema „Rehakliniken“ wird von außen stark emotional aufgeladen, ist aber wesentlich vielschichtiger und komplizierter als für Außenstehende auf den ersten Blick ersichtlich. Denn Tatsache ist, dass wir uns lediglich im Rahmen der gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen bewegen können.
- Die Details belegen: Die Zahl der in Deutschlands Reha-Einrichtungen versorgten Patientinnen und Patienten ist im April und Mai dieses Jahres pandemiebedingt um bis zu 70 Prozent zurückgegangen. Im Juni und Juli wurden im Vergleich zum Vorjahr rund 30 Prozent weniger Reha-Maßnahmen durchgeführt, melden die Verbände. Einen vergleichbaren Rettungsschirm wie für die Akutkliniken gibt es nicht. Hinzu kommt: Rehakliniken wie die in Seesen unterliegen ganz anderen Finanzierungsgrundsätzen, werden nicht refinanziert, die Investitionen müssen hier zu 100 Prozent selbst erwirtschaftet werden. Auch deshalb gibt es in Deutschland nur eine verschwindend geringe Anzahl an Reha-Einrichtungen, die den Tarifvertrag Öffentlicher Dienst (TVöD) anwenden, und diese sind dann auch meist in öffentlicher Trägerschaft der Rentenversicherung oder des Landes – mit deutlich höheren Pflegesätzen, die Asklepios nie erreichen kann.
- Öffentliche Kliniken gehen auch dann nicht „pleite“, wenn sie tiefrote Zahlen schreiben. Ein Privatunternehmen kann im äußersten Fall hingegen sehr wohl insolvent gehen, wir haben daher eine besondere gesellschaftliche Verantwortung, wirtschaftlich „gesund“ zu bleiben, die wir sehr ernst nehmen. Das sollte jedem einleuchten.
- Kritikern sei auch erneut gesagt: Asklepios ist ein Familienbetrieb und keine Aktiengesellschaft. Es gibt also keine Aktionäre, sondern der Eigentümer investiert den Großteil wieder in die Häuser der Asklepios-Gruppe. Auch die Rehaklinik wurde wirtschaftlich von der Asklepios- Gruppe mitgetragen. Allein in den vergangenen Jahren haben wir Investitionen in Millionenhöhe aus den Einnahmen der Vorjahre in Seesen getätigt, um dort die Kliniken weiter auszubauen sowie modern und zukunftssicher aufzustellen. Fest steht: Wir stehen fest zu unserem Versorgungsauftrag in der Harz-Region!