Bessere Chance auf Heilung für Blutkrebspatienten
08.06.2024 - Als weltweit erste Einrichtung stellt die DKMS Stem Cell Bank kryokonservierte periphere Blutstammzellen für allogene Transplantationen zur Verfügung.
Die internationale gemeinnützige Organisation DKMS hat eine effizientere und schnellere Infrastruktur für die hämatopoetische Stammzelltransplantation bei Blutkrebs aufgebaut: mit einer Stammzellbank in Dresden sowie mit zwei neuen Stammzell-Entnahmezentren in der sächsischen Landeshauptstadt und in Köln. Im Zentrum steht die DKMS Stem Cell Bank, in der überschüssige adulte Stammzellen nach Kryokonservierung als Adult Donor Cryopreserved Units (ADCUs) lagern und Patienten weltweit für eine Transplantation zur Verfügung stehen. Transplantationszentren und Sucheinheiten können die ADCUs über das DKMS Registry und die Datenbank des Zentralen Knochenmarkspender-Registers Deutschland (ZKRD) suchen und anfordern. Bei der Transplantation nicht verwandter hämatopoetischer Stammzellen sind die Verfügbarkeit des Spenders und die Zeit von der Anfrage bis zur Transplantation entscheidende Faktoren. Um eine möglichst schnelle Versorgung mit lebensrettenden Stammzellen zu ermöglichen, dauert es nur wenige Tage von der Anfrage der ADCUs bis zu deren Transport in die Klinik. Damit kann die Transplantation deutlich schneller als bisher erfolgen. Und die Stammzellspender können auf diese Weise einem weiteren Menschen das Leben retten. „Damit setzen wir einen weiteren wichtigen Meilenstein in unserer lebensrettenden Mission. Wir erhöhen so maßgeblich die Überlebenschance von Patientinnen und Patienten in 60 Ländern, die sehr schnell transplantiert werden müssen“, so Dr. Elke Neujahr, Global CEO der DKMS Group, heute bei einem Pressetermin in Dresden.
Weltweit erhält alle 27 Sekunden ein Mensch die Diagnose Blutkrebs, in Deutschland alle 12 Minuten. Für viele Blutkrebspatienten, die eine Stammzelltransplantation benötigen, ist die Suche nach einer geeigneten Spenderin oder einem Spender ein Wettlauf gegen die Zeit – nur etwa ein Drittel wird innerhalb der Familie fündig. Die Mehrheit ist daher auf eine nicht verwandte Spenderin oder einen nicht verwandten Spender angewiesen, deren HLA-Merkmale bestmöglich mit den eigenen übereinstimmen. Je früher ein Match gefunden wird und je schneller die Stammzellen die Erkrankten erreichen, desto besser sind die Überlebens- und langfristigen Heilungschancen.
Bessere Aussichten für Blutkrebspatienten
Ist ein passender allogener (nicht verwandter) Spender identifiziert, dauert es in der Regel mehrere Wochen, bis die Stammzellen entnommen und die Transplantation erfolgen können. Mit bereits kryokonservierten Stammzellen liegen nur drei Tage zwischen der ersten Anfrage und dem Transport in die Klinik. Bei einigen Blutkrebserkrankungen erhöht eine schnelle Transplantation den Behandlungserfolg. „Dies war die anfängliche Motivation für den Ausbau unserer Aktivitäten als Stammzellbank. Unter dem Druck der Corona-Pandemie verfestigten sich unsere Pläne, auch ohne die Präsenz von Spenderinnen und Spendern Stammzellen vorhalten zu können, die zu 100 Prozent und sofort verfügbar sind. Das Ergebnis ist nun eine innovative und zukunftsweisende Einrichtung, die auch unter nichtpandemischen Bedingungen die Blutkrebserkrankung schneller und effizienter behandelbar macht", berichtet Dr. Dr. Alexander Schmidt, Global Chief Medical Officer der DKMS Group gGmbH, anlässlich der Vorstellung der neuen Infrastruktur in Dresden. Ursprünglich als Nabelschnurblutbank gegründet, verfügt die DKMS Stem Cell Bank über langjährige Erfahrung und umfassende Expertise in der Kryokonservierung.
Kryokonservierte Stammzellen ohne zusätzliche Belastung für Spender
Bis heute ist dieser Ansatz weltweit einzigartig, sehr unkompliziert und ethisch einwandfrei gegenüber den Spendern. „Unserer Erfahrung nach mobilisieren viele Spenderinnen und Spender deutlich mehr Stammzellen, als eine erkrankte Person tatsächlich benötigt“, so Dr. med. Alexander Platz, ärztlicher Leiter der DKMS Stem Cell Bank. Spender, die bereits für eine bestimmte Person spenden, müssen vor der Apherese einwilligen, ihre Stammzellen auch in der Stammzellbank einzulagern. Sind sie einverstanden, werden die Stammzellen, die bei ihrer Entnahme über die für den Patienten benötigte Menge hinausgehen, kryokonserviert und bei -180 °C in der Gasphase über flüssigem Stickstoff gelagert. „Auf diese Weise können unsere Spender und Spenderinnen mit einer einzigen Spende potenziell zwei Leben retten", so Dr. Platz. Für die Spender bedeutet die Entnahme überschüssiger Zellen lediglich eine etwas längere Apheresezeit. Die DKMS berücksichtigt zunächst nur Spender mit besonders häufigen HLA-Genotypen und einer damit verbundenen höheren Wahrscheinlichkeit, von einem Transplantationszentrum angefragt zu werden. Seit November 2023 werden die ersten Stammzellen in Dresden kryokonserviert. Bisher lagern in den Kryotanks der gemeinnützigen Organisation ca. 70 verfügbare Präparate. Die DKMS arbeitet nun daran, diese Anzahl sukzessive zu erhöhen.
Ein weltweites Netzwerk mit Fokus in Dresden
Neben der DKMS Stem Cell Bank eröffnete die Organisation bereits im April 2023 das erste DKMS Collection Center in Dresden. Im Oktober folgte der Launch des DKMS Collection Centers in Köln. Damit schließt die DKMS die gesamte Kette der Spenderbetreuung: von der Neuregistrierung über die Entnahme von Stammzellen bis hin zur Nachbetreuung. In den beiden DKMS Collection Centern sowie dem Apheresezentrum des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden finden die Entnahmen der DKMS Spender statt, deren Spenden in der Stammzellbank eingelagert werden. „Dieses Netzwerk an Entnahmezentren bauen wir weiter aus. Je mehr Stammzellen wir einlagern können, desto wahrscheinlicher können wir im Wettlauf gegen die Zeit schnell Menschen die Hoffnung auf Leben schenken", so Dr. Elke Neujahr.
Weitere Einrichtungen am Wissenschaftsstandort Dresden, mit denen die DKMS zur Forschung und Entwicklung im Bereich der Stammzellspende beiträgt, sind das DKMS Life Science Lab, die Clinical Trials Unit und die Collaborative Biobank.