Medizin & Technik

Deutsches Reanimationsregister: Schnelle, spezialisierte Weiterversorgung entscheidend

09.09.2024 - Die klinische Weiterversorgung nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand ist entscheidend für die Überlebens- und Genesungschancen von Patienten.

Dies belegt der aktuelle Jahresbericht 2023 zu den Cardiac Arrest Centern, den das Deutsche Reanimationsregister unter der Trägerschaft der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin veröffentlicht hat. Der Bericht konzentriert sich auf die Teilnehmerkliniken des Reanimationsregisters, die über spezialisierte Cardiac Arrest Center verfügen.

Die Analyse von über 5.400 Fällen aus 88 am Deutschen Reanimationsregister teilnehmenden Kliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigt insbesondere eine deutlich bessere Prognose nach innerklinischen Reanimationen. So haben Patientinnen und Patienten, die innerklinisch reanimiert und anschließend weiterversorgt wurden, eine höhere Überlebenschance. Rund 36 % der innerklinisch Reanimierten konnten entlassen werden, während dies bei außerklinisch Reanimierten nur bei etwa 30 % der Fall war. Auffällig ist, dass das Durchschnittsalter der innerklinisch Reanimierten um etwa fünf Jahre höher liegt als das der außerklinisch Reanimierten. Auch der Anteil der über 80-Jährigen ist in der innerklinischen Gruppe um etwa 10 % höher.

Diese bessere Überlebensrate wird vermutlich durch den schnelleren Beginn der Reanimationsmaßnahmen und die kürzeren Wege zu spezialisierten Behandlungsteams ermöglicht. Während der Rettungsdienst im Durchschnitt 7,6 Minuten benötigt, um den Einsatzort zu erreichen, trifft das innerklinische Notfallteam im Durchschnitt bereits nach vier Minuten ein und beginnt in über 90 % der Fälle sofort mit den Reanimationsmaßnahmen. „Dies zeigt, dass der Faktor Zeit bei der Reanimation eine entscheidende Rolle spielt“, erklärt Prof. Dr. Jan-Thorsten Gräsner, Sprecher des Organisationskomitees des Deutschen Reanimationsregisters.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der klinischen Weiterversorgung ist die Art der Aufnahme in die Klinik. Während bei fast einem Drittel der Patientinnen und Patienten nach einer außerklinischen Reanimation der Transport unter laufender Reanimation erfolgte (30,1 %), war dies nur in jedem fünften Fall nach einer innerklinischen Reanimation notwendig (20,8 %). Bei Aufnahme in ein Krankenhaus bzw. zu Beginn der Weiterversorgung konnte bei der Mehrheit der Patientinnen und Patienten (außerklinisch 69,8 %; innerklinisch 78,1 %) der Spontankreislauf (ROSC) wiederhergestellt werden.

Die Therapie nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Neben neueren Verfahren wie dem hämodyamischen Unterstützungsverfahren (ECLS), bei dem ein Gerät die Funktion von Herz und Lunge temporär übernimmt, bilden die interventionelle Koronarangiographie – eine Röntgenuntersuchung und -behandlung der Herzkranzgefäße – und die kontrollierte Senkung der Körpertemperatur (Temperaturmanagement) die diagnostisch-therapeutischen Hauptsäulen nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand.

Der Bericht zeigt, dass die Koronarangiographie bei außerklinisch reanimierten Patientinnen und Patienten häufiger eingesetzt wird (44,5 %) als bei innerklinisch Reanimierten (30,1 %). Das Temperaturmanagement wird bei etwa 37 % der außerklinisch und 26 % der innerklinisch Reanimierten durchgeführt. Zieltemperaturen zwischen 34 und 36 °C sind am häufigsten gewählt worden.

Zusätzlich liefern neuroprognostische Tests, wie die Bestimmung des neuronenspezifischen Enzyms NSE und die Durchführung einer Computertomographie des Kopfes (cCT), wichtige Erkenntnisse zur Prognoseabschätzung nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand. Diese Tests werden am häufigsten verwendet, um die individuelle neurologische Prognose der Patientinnen und Patienten zu beurteilen.

Der Jahresbericht 2023 des Deutschen Reanimationsregisters, das unter der Trägerschaft der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) steht, verdeutlicht die Bedeutung einer schnellen und spezialisierten Weiterversorgung nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand. Er unterstreicht, dass das Deutsche Reanimationsregister ein zentrales Instrument zur Verbesserung der notfallmedizinischen Versorgungsqualität bleibt. Es bietet teilnehmenden Kliniken wertvolle Einblicke in ihre Behandlungsabläufe und unterstützt sie bei der Etablierung und Zertifizierung von Cardiac Arrest Centern.

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