DGP zeichnet Nachwuchswissenschaftler aus
20.06.2022 - Die Deutsche Gesellschaft für Pathologie (DGP) hat im Rahmen ihrer 105. Jahrestagung drei Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet.
Der Rudolf-Virchow-Preis wurde an Priv.-Doz. Dr. Maximilian Ackermann vergeben, Dr. Huan-Chang J. Liang erhielt den Novartis-Preis der DGP und Prof. Dr. Rebekka Schneider-Kramann den Gerhard-Domagk-Preis. Die vielversprechenden Forschungsarbeiten können laut Jury zur Identifizierung innovativer Therapien beitragen und neue Behandlungsperspektiven bieten.
Herausragende Arbeit auf dem Gebiet der Pathologie
Die von der DGP gegründete Rudolf-Virchow-Stiftung vergibt jedes Jahr einen Preis für eine herausragende Arbeit auf dem Gebiet der Pathologie an Forscher unter 40 Jahren. Der Vorsitzende der DGP, Prof. Dr. Gustavo Baretton, überreichte die Auszeichnung an Herrn Ackermann (Mainz/Wuppertal) für die Publikation “Imaging intact human organs with local resolution of cellular structures using hierarchical phase-contrast tomography” (HiP-CT), die 2021 in Nature Methods veröffentlicht wurde.
Der Beitrag beschreibt die erstmalige Nutzung der HiP-CT zur zerstörungsfreien Untersuchung und Analyse vollständiger Organe und einzelner Gewebe. Die neue, hochauflösende Mikrocomputertomografie mithilfe von Synchrotronstrahlung könnte eine diagnostische Brückentechnologie zwischen Radiologie und Pathologie werden. Die an der Europäischen Sychrotronquelle in Grenoble entwickelte Technologie „Extremely Brilliant Source“ ist die weltweit erste hochenergetische Synchrotronquelle der vierten Generation und aktuell die hellste Röntgenquelle der Welt. Sie liefert Aufnahmen des gesamten menschlichen Körpers mit einer Auflösung von zwei Mikrometern - eine mehr als hundertfach bessere Auflösung als die herkömmlich klinisch genutzte Computertomografie (CT). Damit können Auflösungen im dreidimensionalen Raum erzeugt werden, wie sie zweidimensional in der konventionellen Lichtmikroskopie eines histologischen Schnittes vorhanden sind.
Der Novartis-Preis der DGP prämiert innovative, grundlagenorientierte oder transnationale Forschungsarbeiten, die einem besseren Verständnis von Tumorerkrankungen als Voraussetzung für die personalisierte Medizin dienen.
Zielgerichteten Behandlungsmöglichkeiten
Dr. Ulrike Haus, Medical Director Oncology bei Novartis, übergab die Ehrung zusammen mit den Juroren Prof. Dr. Irene Esposito (Düsseldorf) und Prof. Dr. Karl Sotlar (Salzburg) an Dr. Huan-Chang J. Liang (Philadelphia, USA) für die Publikation “Super-enhancer-based identification of a BATF3/IL-2R−module reveals vulnerabilities in anaplastic large cell lymphoma”, die 2021 in Nature Communications veröffentlicht wurde.
Der Beitrag unterstreicht die Bedeutung des BATF3/IL-2R-Moduls für das anaplastische großzellige Lymphom (ALCL) und identifiziert IL-2Rα-Targeting als vielversprechende Behandlungsstrategie für diese seltene Form des Non-Hodgkin-Lymphoms. In ihrer Laudatio bezeichnete Dr. Haus die Studie als „sehr wertvollen Beitrag für die personalisierte Krebstherapie“.
Das maligne Lymphom ist die häufigste Form von Lymphdrüsenkrebs und entsteht, wenn sich Lymphozyten unkontrolliert teilen. ALCL ist ein aggressives T-Zell-Lymphom, die derzeitige Standardtherapie ist eine konventionelle Chemotherapie, allerdings treten häufig Rückfälle auf. Darüber hinaus haben einige Untergruppen von ALCL eine schlechte Prognose, es gibt daher einen ungedeckten klinischen Bedarf an wirksamen, zielgerichteten Behandlungsmöglichkeiten. Die Studie zeigt, dass der Transkriptionsfaktor BATF3, der bei ALCL selektiv stark exprimiert wird, und nach früheren Erkenntnissen für das Wachstum von ALCL-Zellen essenziell ist, in einer so genannten Super-Enhancer-Region des Genoms in primären ALCL-Patientenproben lokalisiert ist. Die Erkenntnisse dienen als Grundlage für klinische Versuche am Menschen, die in eine neuartige Therapie für ALCL münden könnten.
Den Gerhard-Domagk-Preis schreibt die Stiftung „Krebsforschung Prof. Dr. Gerhard Domagk“ in Kooperation mit der Universitätsgesellschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität aus. Die diesjährige Tagungspräsidentin der DGP, Prof. Dr. Eva Wardelmann (Münster), überreichte ihn für den Beitrag „Alarm im Knochenmark – wie man die Fibrose im Knochenmark entwirren kann“ und würdigte dabei die „exzellente Forschungsarbeit“ von Prof. Dr. Rebekka Schneider-Kramann (Aachen). Sie hat bestimmte Mechanismen in fibrose-induzierenden Zellen als lang gesuchte Biomarker und therapeutisches Ziel in Knochenmarksfibrose assoziierten myeloproliferativen Neoplasien (MPN) identifiziert. Dabei wurde erstmalig das Knochenmarkstroma auf Einzelzellebene charakterisiert – in verschiedenen Stadien von MPN in zwei Mausmodellen und auch in Patientenproben. Mit der Identifikation dieses „actionable biomarker“ könnte perspektivisch das Management des chronischen Blutkrebses „BCR-ABL negative MPN“ optimiert werden. In der vorgelegten Arbeit konnte das Medikament Tasquinimod sowohl die Symptome der myeloproliferativen Phase (Phase 1) als auch der Myelofibrose (Phase 2) der Krankheit signifikant verbessern.