IT & Kommunikation

Die Chancen der Digitalisierung und KI im Krankenhaus-Bereich

03.02.2025 - Welche Potenziale können die neuen Technologien hinsichtlich personalisierter Behandlungen, präziserer Diagnosen und effizienterer Abläufe im Krankenhaus entfalten?

Die Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) revolutionieren die Krankenhauslandschaft. KI-basierte Technologien verbessern Diagnosen, personalisieren Behandlungen und optimieren Abläufe, was die Behandlungsqualität steigert und gleichzeitig die Effizienz erhöht. Kliniken können durch Automatisierung administrative Prozesse entlasten, während intelligente Systeme in der Patientenüberwachung und Früherkennung Risiken frühzeitig erkennen. So spielt KI eine zentrale Rolle in der Zukunft des Gesundheitswesens, wie Prof. Dr. Richard C. Geibel von der IU Internationalen Hochschule am Standort Köln im Interview verdeutlicht.

M&K: Welche konkreten Vorteile sehen Sie im verstärkten Einsatz von KI in Krankenhäusern, insbesondere in Bezug auf die Verbesserung der Behandlungsqualität und die Effizienz der Abläufe?

Prof. Dr. Richard C. Geibel: Die rasante Entwicklung im Bereich der KI führt dazu, dass sowohl die Qualität der Leistungserbringung gesteigert werden kann als auch die unvermeidlichen Verwaltungsvorgänge weiter automatisiert werden können. Damit bezieht sich das Unterstützungs-Potenzial der KI in Krankenhäusern gleichzeitig auf quantitative Aspekte wie schnellere Abläufe und ggfs. kostengünstigere Prozesse sowie auf eine deutlich leistungsfähigere qualitative Komponente.

Der verstärkte Einsatz von KI in Krankenhäusern bietet damit zahlreiche konkrete Vorteile:

  1. Verbesserte Diagnostik: KI kann Muster in großen Datenmengen schneller und präziser erkennen, was zu genaueren Diagnosen führt, etwa bei der Bilderkennung in der Radiologie oder der Analyse von Laborwerten.
  2. Personalisierte Medizin: KI-Algorithmen ermöglichen maßgeschneiderte Behandlungspläne auf Basis individueller Patientendaten, was die Therapieerfolge steigern kann.
  3. Optimierte Abläufe: KI kann Ressourcenmanagement und Prozessoptimierungen unterstützen, etwa durch Vorhersagen von Belegungskapazitäten und automatisierte Terminplanung, was die Effizienz steigert und Wartezeiten reduziert.
  4. Entlastung des Personals: KI-basierte Systeme übernehmen administrative Aufgaben wie Dokumentation und Abrechnung, wodurch das Klinikpersonal mehr Zeit für die direkte Patientenversorgung hat.
  5. Früherkennung und Prävention: Durch den Einsatz von KI-gestützten Überwachungssystemen können Gesundheitsrisiken frühzeitig erkannt werden, was präventive Maßnahmen und eine bessere Patientenüberwachung ermöglicht.

Insgesamt trägt KI sowohl zur Verbesserung der Behandlungsqualität als auch zur Effizienz der Abläufe bei, indem sie sowohl klinische Entscheidungen als auch organisatorische Prozesse unterstützt.

Wie bewerten Sie die bisherigen Fortschritte bei der Digitalisierung der Verwaltungsprozesse in Kliniken und welche spezifischen Herausforderungen sehen Sie noch in diesem Bereich?

Prof. Geibel: Die bisherigen Fortschritte bei der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen in Kliniken sind durchaus bemerkenswert, da viele Einrichtungen elektronische Patientenakten (ePA), digitale Abrechnungssysteme und optimierte Kommunikationsplattformen eingeführt haben. Diese Technologien haben Effizienz und Transparenz verbessert und die Datenverwaltung sowie interdisziplinäre Zusammenarbeit erleichtert.

Jedoch bleiben einige Herausforderungen bestehen. Zum einen gibt es oft eine mangelnde Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen, was den Austausch von Informationen zwischen Abteilungen und Kliniken erschwert. Zum anderen bestehen Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes, besonders bei der Verarbeitung sensibler Patientendaten. Die Integration digitaler Lösungen erfordert zudem hohe Investitionen und Schulungen, was für viele Kliniken, insbesondere kleinere, eine finanzielle und personelle Hürde darstellt. Zudem zeigt sich, dass der digitale Wandel oft langsamer voranschreitet, da er nicht nur technologische, sondern auch kulturelle Veränderungen innerhalb der Organisationen erfordert.

Insgesamt hat die Digitalisierung in Kliniken zwar große Fortschritte gemacht, aber sie steht vor Herausforderungen, die sowohl technische als auch organisatorische Anpassungen verlangen, um ihr volles Potenzial zu entfalten.

Inwiefern können die neuen Gesetzgebungen wie das Digital Gesetz (DigiG) und das Digitale Versorgungsgesetz (DVG) die digitale Transformation in Krankenhäusern beschleunigen und welche Auswirkungen erwarten Sie?

Prof. Geibel: Die neuen Gesetzgebungen wie das DigiG und DVG haben das Potenzial, die digitale Transformation in Krankenhäusern deutlich zu beschleunigen. Beide Gesetze zielen darauf ab, den Einsatz digitaler Technologien im Gesundheitswesen zu fördern und gleichzeitig Prozesse zu vereinfachen.

Das DVG erlaubt beispielsweise die Nutzung von Gesundheits-Apps auf Rezept und fördert den Ausbau der Telematikinfrastruktur. Dies beschleunigt die Einführung digitaler Anwendungen in der Patientenversorgung und verbessert die Vernetzung von Akteuren im Gesundheitswesen.

Das DigiG wiederum setzt klare rechtliche Rahmenbedingungen für digitale Anwendungen und erhöht so die Rechtssicherheit bei der Digitalisierung von Prozessen. Es fördert insbesondere die ePA und das E-Rezept.

Erwartete Auswirkungen:

  1. Optimierung der Prozesse: Verwaltungsabläufe werden durch digitale Anwendungen effizienter gestaltet, was Zeit und Ressourcen spart.
  2. Erhöhung der Datenverfügbarkeit: Eine bessere Vernetzung und ein effizienterer Datenaustausch zwischen verschiedenen Akteuren ermöglichen schnellere Diagnosen und Behandlungen.
  3. Kostenreduktion: Automatisierte Prozesse und bessere Ressourcennutzung können die Kosten senken.
  4. Patientenorientierung: Patienten profitieren von einer individuelleren und digital unterstützten Versorgung, z. B. durch Apps oder Telemedizin.

Jedoch gibt es weiterhin Herausforderungen, insbesondere beim Datenschutz und bei der Akzeptanz neuer Technologien sowohl bei den Beschäftigten als auch bei den Patienten. Auch die notwendige IT-Infrastruktur und die Finanzierung stellen viele Kliniken vor Herausforderungen, weshalb zusätzliche Maßnahmen und Investitionen notwendig sein könnten, um die Digitalisierung nachhaltig umzusetzen.

Welche Veränderungen erwarten Sie durch die Einführung der ePA und des E-Rezeptes auf die stationäre Patientenversorgung und die Arbeitsabläufe des Klinikpersonals?

Prof. Geibel: Die Einführung der ePA und des E-Rezeptes wird tiefgreifende Veränderungen in der stationären Patientenversorgung und den Arbeitsabläufen des Klinikpersonals mit sich bringen.

Veränderungen in der Patientenversorgung:

  1. Verbesserter Informationsfluss: Ärzte und Pflegekräfte haben schnellen Zugriff auf relevante Patientendaten wie Krankengeschichte, Medikation und frühere Behandlungen. Dies erleichtert eine präzisere Diagnose und Therapieplanung.
  2. Kontinuität der Versorgung: Die ePA ermöglicht eine nahtlose Integration der Patienteninformationen aus verschiedenen Einrichtungen. Dies ist besonders wichtig bei der Übergabe von stationärer zu ambulanter Versorgung.

Auswirkungen auf die Arbeitsabläufe:

  1. Effizientere Arbeitsprozesse: Routineaufgaben wie das Abrufen von Patientenakten, das Ausstellen und Verwalten von Rezepten sowie die Dokumentation werden durch digitale Prozesse automatisiert und beschleunigt. Dies spart Zeit und reduziert Fehler.
  2. Weniger Papierarbeit: Durch die Digitalisierung entfallen viele papierbasierte Prozesse, was den Verwaltungsaufwand reduziert und gleichzeitig die Übersichtlichkeit verbessert.
  3. Mehr Interdisziplinarität: Das Klinikpersonal kann einfacher mit externen Partnern wie Apotheken und ambulanten Ärzten kommunizieren, da der Austausch von Informationen über digitale Schnittstellen erleichtert wird.

Dennoch bleiben Herausforderungen wie die Sicherstellung des Datenschutzes und die Akzeptanz neuer Technologien im Klinikalltag. Auch die Schulung des Personals ist wichtig, um einen reibungslosen Übergang in die digitale Arbeitsweise zu gewährleisten.

Wie können Krankenhäuser sicherstellen, dass die digitale Transformation nachhaltig und patientenzentriert gestaltet wird, um die bisherigen Rückstände effektiv aufzuholen und gleichzeitig die Qualität der Versorgung zu verbessern?

Prof. Geibel: Um die digitale Transformation in Krankenhäusern nachhaltig und patientenzentriert zu gestalten, sind mehrere Maßnahmen erforderlich:

  1. Technologie an den Bedürfnissen der Patienten ausrichten: Digitale Lösungen sollten patientenorientierte Services bieten, z. B. durch intuitive Benutzeroberflächen bei der ePA oder Telemedizinangebote, die den Zugang zur Versorgung erleichtern.
  2. Interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern: Kliniken müssen Abteilungen und externe Partner besser vernetzen, um eine integrierte und ganzheitliche Patientenversorgung zu ermöglichen.
  3. Schulung des Personals: Mitarbeitende müssen in digitalen Anwendungen geschult werden, um die Akzeptanz und effiziente Nutzung sicherzustellen.
  4. Datensicherheit priorisieren: Der Schutz sensibler Patientendaten muss gewährleistet sein, um Vertrauen in digitale Anwendungen zu schaffen.
  5. Nachhaltige Infrastruktur aufbauen: Kliniken sollten langfristig in robuste IT-Infrastrukturen investieren, die erweiterbar sind und zukünftige technologische Entwicklungen integrieren können.
  6. Prozesse kontinuierlich evaluieren: Durch regelmäßige Überprüfung und Anpassung der digitalen Strategien können Krankenhäuser sicherstellen, dass die Transformation effektiv zur Verbesserung der Versorgungsqualität beiträgt.

Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen können Krankenhäuser bestehende Rückstände in der Digitalisierung aufholen und gleichzeitig die Qualität der Patientenversorgung steigern.

Zur Person

Richard Geibel ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an der IU Internationale Hochschule, mit über 130.000 Studierenden die größte Hochschule in Deutschland und leitet das „E-Commerce Institut“, ein Forschungszentrum für Digitalisierung und E-Business. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen digitale Transformation, E-Commerce und digitale Geschäftsmodelle. Geibel ist zudem in verschiedenen wissenschaftlichen Gremien aktiv und organisiert Konferenzen, darunter die International Scientific-Practical Conference (ISPC), bei der er einen interdisziplinären Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis fördert. Er beschäftigt sich intensiv mit der Verknüpfung von Technologie und Wirtschaft.

Kontakt

IU Internationale Hochschule

Juri-Gagarin-Ring 152
99084 Erfurt
Deutschland

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