Die Prognose von Brustkrebs hat sich verbessert
13.04.2012 -
Wie erfolgreich ist die interdisziplinäre Behandlung von Brustkrebs? Das Brustzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg hat seit 2003 bei mehr als 3.000 Patientinnen den Verlauf der Erkrankung systematisch begleitet und als erstes Zentrum in Deutschland diese aussagekräftigen prospektiven Ergebnisse veröffentlicht: 86% überlebten die ersten fünf Jahre nach Therapiebeginn; bei 80% kehrte der Krebs in dieser Zeit auch nicht zurück. Die Auswertung wurde im Februar 2012 online in der Fachzeitschrift "The Breast" veröffentlicht.
"Die Prognose von Brustkrebs hat sich aufgrund neuer Therapieoptionen und der konsequenten interdisziplinären Behandlung weiter verbessert", sagt Prof. Dr. Christof Sohn, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Frauenklinik und Leiter des Brustzentrums. Die Heidelberger Ergebnisse belegen dies:
Eine Auswertung deutscher Krebsregister durch das Robert Koch Institut im Jahr 2010 ergab für die Zeitspanne von 2000 bis 2004 für Brustkrebspatientinnen eine Wahrscheinlichkeit von 79,6%, die ersten fünf Jahre nach Therapie zu überleben. Eine aktuelle Arbeit des Deutschen Krebsforschungszentrums, in der Daten elf deutscher Krebsregister aus den Jahren 2002 bis 2006 analysiert wurden, kommt auf rund 84%. In den USA lag diese Wahrscheinlichkeit laut US-amerikanischem National Cancer Institute zwischen 1999 und 2006 bei 89%.
86 Prozent der Patientinnen leben fünf Jahre nach Therapie
Das interdisziplinäre Team in Heidelberg um Privatdozent Dr. Jörg Heil, Oberarzt und Koordinator des Heidelberger Brustzentrums, und Prof. Dr. Andreas Schneeweiss, Leiter der Sektion Gynäkologische Onkologie im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen und der Universitäts-Frauenklinik, wertete die Daten aller 3.338 Patientinnen mit bösartiger Brustkrebserkrankung aus, die in den Jahren 2003 bis 2010 am Heidelberger Brustzentrum nach Erstdiagnose behandelt wurden. Fünf Jahre nach der Erstbehandlung waren 80% der Frauen krankheitsfrei; der Krebs war also nicht mehr aufgetreten, bei 15% war erneut ein Tumor in der Brust gewachsen, bei 19% traten Metastasen auf, bei manchen beides. 86% der Patientinnen überlebten die ersten fünf Jahre nach der erstmaligen Erkrankung. Unter Berücksichtigung der Todesfälle, die nicht auf die Brustkrebserkrankung zurückgehen, ergab die Auswertung: Nur 10% der Patientinnen starben in den ersten fünf Jahren nach ihrer Behandlung an Brustkrebs.
Interdisziplinäres Tumorboard gibt Therapie-Empfehlungen
"Unsere Ergebnisse sind eine Basis, um die Vorsorge und Versorgung von Brustkrebspatientinnen weiter zu verbessern", sagt Prof. Schneeweiss. "Hier sind wir mit den im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg geschaffenen Strukturen richtungsweisend für andere Zentren in Deutschland. Seit 2003 leitet Prof. Schneeweiss die aufwendige Dokumentation aller Brustkrebsfälle, die nun die Datengrundlage dieser und weiterer derartiger Analysen darstellt bzw. darstellen wird. Er ist zudem Leiter des interdisziplinären Tumorboards und damit Verantwortlicher für die Erstellung der individuellen interdisziplinären Therapieempfehlungen.
Das Brustzentrum an der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg war 2003 eines der ersten von inzwischen mehr als 200 Zentren in Deutschland, die von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Senologie zertifiziert wurden. 2006 folgte die Akkreditierung durch die Europäische Gesellschaft für Brusterkrankungen EUSOMA (European Society of Mastology). Für die Patientinnen bedeutet das: Ein erfahrenes Ärzteteam und moderne Behandlungsmöglichkeiten sichern in multidisziplinärer Kooperation eine qualitativ hochwertige Diagnostik und Therapie. 2011 betreute das Heidelberger Brustzentrum über 600 Patientinnen nach Erstdiagnose; es ist damit eines der größten Brustzentren in Deutschland.
Literatur:
J. Heil, A. Gondos, G. Rauch, F. Marmé, J. Rom, M. Golatta, H. Junkermann, P. Sinn, S. Aulmann, J. Debus, H. Hof, F. Schütz, H. Brenner, C. Sohn, A. Schneeweiss. Outcome analysis patients with primary breast cancer initially treated at a certified academic breast unit. The Breast (2012), doi:10.1016/j.breast.2012.01.009
Auswertung deutscher Krebsregister durch das Robert Koch Institut:
J. Haberland, J. Bertz, U. Wolf, T. Ziese, B.M. Kurth: German cancer statistics 2004. BMC Cancer, 10 (2010), p. 52
Analyse elf deutscher Krebsregister durch das Deutsche Krebsforschungszentrum:
E. Hiripi, A. Gondos, K. Emrich, B. Holleczek, A. Katalinic, S. Luttmann et al.: Survival from common and rare cancers in Germany in the early 21st century. Ann Oncol, 23 (2012), pp. 472-479
Auswertung des US-amerikanischen National Cancer Instituts:
S. Altekruse, C. Kosary, M. Krapcho: SEER cancer statistics review, 1975-2007. National Cancer Institute (2010) http://seer.cancer.gov/csr/1975_2007/
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