Aus den Kliniken

Else Kröner Fresenius Zentrum für Optogenetische Therapien bewilligt

11.03.2024 - Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) fördert neues Forschungszentrum für Optogenetische Therapien mit 37,4 Millionen Euro über zehn Jahre an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG).

Das Land Niedersachsen unterstützt Aufbau des Zentrums mit Nachdruck und stellt gemeinsam mit der UMG insgesamt zusätzlich bis zu 22,6 Millionen Euro in Aussicht. Darüber hinaus wird der Forschungsneubau mit Kosten in Höhe von 32,7 Millionen Euro vom Land Niedersachsen in die Bauplanung aufgenommen. Ziel des Zentrums ist es, innovative Behandlungsansätze für Patient*innen zu entwickeln, die an Taubheit, Blindheit, Magenlähmung oder Bewegungsdefiziten leiden. Das Zentrum wird in die UMG integriert.

Die Forschung zur Weiterentwicklung von „Hören mit Licht“ und weiteren optogenetischen Therapien wird maßgeblich beschleunigt. Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) hat Mittel in Höhe von bis zu 37,4 Millionen Euro für die Einrichtung und den Betrieb des Zentrums für Optogenetische Therapien am Standort Göttingen zugesichert. Der Göttinger Antrag überzeugte die Jury der EKFS im nationalen Wettbewerb gegenüber 32 weiteren Bewerbungen. Das Land Niedersachsen unterstützt das Zentrum ausdrücklich und hat sich bereit erklärt, die Initiative mit bis zu 12,6 Millionen Euro zu begleiten – weitere zehn Millionen Euro plant die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) aus Eigenmitteln aufzubringen. Der Forschungsneubau für das Zentrum mit Kosten in Höhe von 32,7 Millionen Euro wird vom Land Niedersachsen in die Bauplanung aufgenommen.

„Göttingen hat sich in einem bundesweit starken Wettbewerbsumfeld um ein Else Kröner Fresenius Zentrum durchgesetzt. Das ist ein großartiger Erfolg der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und der gesamten UMG. Und es ist eine sehr gute Nachricht für die Patientinnen und Patienten: Die Hörforschung hilft bereits heute vielen Menschen weit über Niedersachsen hinaus. Mit dem neuen Verfahren wird eine innovative Methode entwickelt und innerhalb der nächsten zehn Jahre bis in die Anwendung gebracht“, sagt Falko Mohrs, Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur.

„Eine hochrangig besetzte Jury sowie Fachgutachtende haben in mehreren Runden die wissenschaftliche Qualität der eingereichten Vorhaben für das vierte Else Kröner Fresenius Zentrum für Medizinische Forschung beurteilt und intensive Vor-Ort-Begehungen durchgeführt. Der positive Förderbescheid für das Vorhaben der Universitätsmedizin Göttingen gründet sich maßgeblich auf dem hohen Leistungsniveau der Universitätsmedizin und der Antragstellenden sowie der eindeutigen und konsequenten Zielrichtung auf den substanziellen Mehrwert für die Versorgung der Patientinnen und Patienten“, sagt Prof. Dr. Michael Madeja, EKFS-Vorstandsvorsitzender. „Die Stiftung ist sich bewusst, dass es sich um ein wichtiges und ehrgeiziges, jedoch auch risikoreiches Vorhaben handelt, das Göttingen zum weltweit führenden Zentrum in diesem Therapieansatz machen könnte, der die momentane Standardtherapie möglicherweise in Zukunft ablösen kann. Die Kriterien Innovation, Möglichkeiten, Entschlossenheit und Leistungsfähigkeit waren entscheidend“, erläutert Prof. Dr. Madeja die Entscheidung von Jury und Stiftungsrat und ergänzt: „Die Jury war sich einig, dass eine solche chancen- und risikoreiche Förderung nur von einer großen Stiftung kommen kann.“

Der Neubau soll 2026 in die Umsetzung gehen und wird in die Forschungsbaustruktur und -planung der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) integriert. „Wir freuen uns sehr über die Entscheidung der Else Kröner-Fresenius-Stiftung, das neue Forschungszentrum in Göttingen zu errichten. Der Schwerpunkt des Zentrums auf optogenetischen Therapien fügt sich hervorragend in Forschungsschwerpunkte der UMG, hier die Neurowissenschaften, ein und erweitert die bereits vorhandene Forschungsinfrastruktur am Göttingen Campus. Bereits laufende Projekte in diesem Bereich können mit den umfangreichen Fördergeldern der Stiftung und der großzügigen Unterstützung des Landes Niedersachsen beschleunigt werden. Die klinische Anwendung neuer und innovativer Behandlungsmaßnahmen für beispielsweise schwersthörige und blinde Patientinnen und Patienten rückt somit in greifbare Nähe“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstands und Vorstand Forschung und Lehre der UMG.

Ziel des neuen fachübergreifenden Forschungszentrums ist es, das große Potenzial der Optogenetik – die Steuerung der zellulären Aktivität mit Licht mittels lichtempfindlicher Proteine (Opsine) – für die klinische Medizin nutzbar zu machen. „Die Optogenetik ermöglicht eine gezielte Steuerung von Organen mit Licht und verspricht eine Verbesserung der klinischen Versorgung im Vergleich zu herkömmlichen elektrischen Medizinprodukten wie beispielsweise klassischen Hörprothesen, sogenannten Cochlea-Implantaten. Diese erlauben aufgrund der ungenauen elektrischen Stimulation insbesondere bei Hintergrundgeräuschen nur ein eingeschränktes Sprachverständnis“, erklärt Prof. Dr. Tobias Moser, Direktor des Instituts für Auditorische Neurowissenschaften der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und Sprecher des Exzellenzclusters „Multiscale Bioimaging: Von molekularen Maschinen zu Netzwerken erregbarer Zellen“ (MBExC). Unter seiner Federführung wurde der Antrag gemeinsam mit Prof. Dr. Emilie Macé, Professorin für „Dynamik erregbarer Zellnetzwerke“ in der Klinik für Augenheilkunde der UMG, und Prof. Dr. Dr. Tobias Brügmann, Arbeitsgruppenleiter am Institut für Herz- und Kreislaufphysiologie der UMG, auf den Weg gebracht.

Das Else Kröner Fresenius Zentrum (EKFZ) für Optogenetische Therapien

Optogenetische Therapien kombinieren Gentherapie und optische Medizintechnik. Sie bieten eine breitere Anwendbarkeit als herkömmliche Gentherapien und versprechen eine höhere Wirksamkeit als derzeitig verfügbare Medizinprodukte wie beispielsweise das seit vielen Jahren verwendete elektrische Cochlea-Implantat. Diese Therapien sind jedoch auch mit erhöhten regulatorischen Herausforderungen verbunden, das heißt die Zulassung dieser Therapien unterliegt höheren Sicherheitsanforderungen, die erfüllt werden müssen. Der Grund: Hier muss neben einem Medizinprodukt, dem optischen Implantat, auch gleichzeitig ein Therapeutikum zur gentherapeutischen Behandlung der Zielzellen zugelassen werden. Diese Kombination von zwei verschiedenen Produkten mit jeweils unterschiedlichen Anforderungen erhöhen die Komplexität des Zulassungsprozesses.

Konkret zielt das EKFZ für Optogenetische Therapien auf die Entwicklung und Umsetzung von vier Therapieansätzen ab. Das Forschungsprogramm baut dabei auf den Werkzeugen und der Expertise zahlreicher Wissenschaftler*innen an der UMG, der Universität Göttingen und dem gesamten Göttingen Campus auf. Unter anderem sind auch das Deutsche Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung (DPZ), das Max-Planck-Institut (MPI) für Multidisziplinäre Naturwissenschaften, das MPI für Dynamik und Selbstorganisation sowie die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK) beteiligt. Die Forschung beinhaltet Untersuchungen an Zellkulturen, künstlich nachgebildeten Organen (Dr. Maria-Patapia Zafeiriou vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie der UMG) und an Tiermodellen. In das EKFZ sind ebenfalls Wissenschaftler*innen der Medizinischen Hochschule Hannover und der Universität Freiburg eng in das Forschungsvorhaben involviert, die ihre Expertise in der Immunologie, Virologie, Optogenetik und Medizintechnik einbringen.

Vier neue Therapieansätze in der Entwicklung

Ein Beratungsteam bestehend aus UMG-internen und externen Expert*innen unterstützt die Forscher*innen unter anderem hinsichtlich Patent- und Zulassungsverfahren sowie Planung und Durchführung klinischer Studien zu den vier neu zu entwickelnden Therapien: optogenetische Cochlea Implantate, Netzhautstimulation, Magenschrittmacher und Gehirn-Computer-Schnittstellen. Diese innovativen Therapieansätze versprechen eine Verbesserung der klinischen Versorgung verglichen mit den herkömmlichen Behandlungsverfahren für Patient*innen, die an Taubheit, Blindheit, Magenlähmung oder Bewegungsdefiziten leiden. Die Entwicklung dieser Therapieansätze basiert auf einer neuartigen Gentherapie, bei der die Optogenetik eingesetzt wird. Hierbei wird die zelluläre Aktivität mit Licht kontrolliert, um das Hören, das Sehen und motorische Funktionen wiederherzustellen. Um dies zu ermöglichen, müssen die „molekularen Lichtschalter“ und die viralen „Genfähren“ optimiert werden, also die lichtempfindlichen Proteine und die Viren, die die Baupläne für diese Proteine in die Zielzellen transportieren. Des Weiteren wird das Immunsystem auf die Behandlung vorbereitet, damit der Körper die neuartigen Therapien toleriert. Die Forscher*innen und Ärzt*innen aus Göttingen, Hannover und Freiburg werden Patient*innen und Organisationen von Anfang an einbeziehen, um ihre Perspektiven, Bedürfnisse und Bedenken zu berücksichtigen, sie über neue Therapien zu informieren und für klinische Studien zu gewinnen. Das Spektrum des EKFZ für Optogenetische Therapien reicht von grundlegenden Strategien für optogenetische Therapien über umfassende Studien im Labor bis hin zu frühen klinischen Studien am Menschen.

Mit Unterstützung des Beratungsteams sowie des klinischen Studienzentrums und der Early Clinical Trial Unit der UMG, eine gemeinsame Einrichtung mit dem Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie ITMP in Göttingen zur Unterstützung früher klinischer Studien, plant das EKFZ für Optogenetische Therapien klinische Studien zur optogenetischen Wiederherstellung des Hör- und Sehvermögens innerhalb des Förderzeitraums. Zudem wird in dem neuen Zentrum die Light2Treat-Akademie integriert. Sie bietet fundierte Ausbildungsmöglichkeiten für Nachwuchswissenschaftler*innen mit Fokus auf der klinischen Translation, also der Überführung von Forschungsergebnissen in die klinische Anwendung an Patient*innen. Das EKFZ für Optogenetische Therapien wird die Ergebnisse der wissenschaftlichen Gemeinschaft, der Industrie sowie der breiten Öffentlichkeit umfassend vermitteln. „Wir erwarten, dass das EKFZ zu einem international führenden Zentrum für die Entwicklung optogenetischer Therapien wird“, betont Prof. Dr. Tobias Moser.

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