Labor & Diagnostik

Erprobungsstudie prüft Nutzen von Amyloid-PET bei „unklarer Demenz“

29.11.2024 - Eine Studie unter Federführung des DZNE geht der Frage nach, ob Patienten mit „Demenz unklarer Ursache“ von einer Untersuchung des Gehirns mittels Amyloid-Positronen-Emissionstomografie (Amyloid-PET) profitieren.

Sollte diese Form der Diagnostik wesentlich zu einem besseren Krankheitsverlauf beitragen, könnten die gesetzlichen Krankenkassen solche Hirnscans in Zukunft möglicherweise bezahlen. Auftraggeber der Studie ist der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA).

Jedes Jahr erkranken hierzulande mehr als 350.000 Menschen an Demenz. Ob Alzheimer oder eine andere Demenzerkrankung die Ursache ist, bleibt in vielen Fällen unklar. „Diagnostische Unsicherheiten stehen einer bestmöglichen Behandlung entgegen. Auch wenn Demenz bislang nicht heilbar ist, so gibt es abhängig von der Demenzform dennoch spezifische Therapiemaßnahmen, die die Fähigkeit unterstützen, Alltagsaktivitäten selbstständig zu bewältigen. Das ist wichtig für die Lebensqualität von Menschen mit Demenz“, erläutert Prof. Stefan Teipel, Demenzforscher am DZNE-Standort Rostock/Greifswald und Leiter der Sektion Gerontopsychosomatik und demenzielle Erkrankungen der Universitätsmedizin Rostock. „Vor diesem Hintergrund untersuchen wir, ob die Amyloid-PET zu einer guten Versorgung von Menschen mit Demenz beitragen kann.“

Studie im Auftrag des G-BA

Die Amyloid-PET kann im Gehirn Amyloid nachweisen. Diese Proteinablagerungen sind typisch für Alzheimer und somit wichtige Indizien für die Diagnose. Dass dieses Verfahren die diagnostische Sicherheit erhöht, ist erwiesen. Doch ergibt sich daraus ein Mehrwert für Patienten? Tatsächlich ist ein solcher Nutzen bislang nicht eindeutig belegt, weshalb die gesetzlichen Krankenkassen diese Untersuchung im Allgemeinen nicht bezahlen. Das aktuelle Forschungsvorhaben mit dem Namen „ENABLE: Patienten- und versorgungsbezogener Nutzen der Amyloid-PET-Bildgebung“ – rechtlich gesehen eine „Erprobungsstudie“ nach §137e SGB V – soll nun Gewissheit schaffen. Kriterium ist, wie sich die Alltagskompetenz der Studienteilnehmenden infolge der PET-Untersuchung und der daraus abgeleiteten Therapie entwickelt. Der „Gemeinsame Bundesausschuss“, ein zentrales Gremium im deutschen Gesundheitssystem, finanziert das Projekt. „Unsere Studienergebnisse sollen in künftige Entscheidungen über die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherungen einfließen,“ sagt Studienleiter Stefan Teipel.

Erste Teilnehmer aufgenommen

An der Studie beteiligen sich unter Federführung des DZNE bundesweit mehr als 20 Studienzentren, die an Universitätskliniken sowie an Einrichtungen aus dem niedergelassenen Bereich verortet sind. „Nach mehrjähriger Vorbereitung haben wir nun die ersten Probanden in die Studie aufgenommen. Bis 2026 wollen wir mehr als eintausend Menschen mit einer leichten bis mittelschweren Demenz unklarer Ursache einbeziehen. Alle werden im Rahmen der Regelversorgung behandelt“, so Teipel.

Prof. Gabor Petzold, Direktor der Klinischen Forschung am DZNE, sieht diese Studie als Paradebeispiel für Kooperation von Wissenschaft und medizinischer Versorgung: „Partner aus der Wissenschaft, der Industrie und dem Gesundheitswesen engagieren sich in diesem Projekt. Damit schlagen wir eine Brücke zwischen Forschung und Praxis. Diese Studie wird der Versorgung von Menschen mit Demenz in Deutschland wichtige Impulse geben.“

Messung der Alltagskompetenz

Die Studienteilnehmenden werden nach dem Zufallsprinzip in zwei gleichgroße Gruppen eingeteilt: Die Probanden der einen Gruppe erhalten eine Untersuchung mit Amyloid-PET, die anderen nicht. Berücksichtigt werden dabei nur Patientinnen und Patienten bei denen das alternative Verfahren der sogenannten Liquordiagnostik nicht durchgeführt werden konnte oder kein eindeutiges Ergebnis lieferte. Bei der Liquordiagnostik wird zum Nachweis des Amyloids Nervenwasser aus dem Rückenmarkskanal entnommen. „Die PET-Befunde werden sich auf die Medikation und andere Therapiemaßnahmen auswirken. Die Frage ist nun, ob dies messbare Folgen hat, also ob diese Personen im Alltag besser zurechtkommen als die Probanden der Vergleichsgruppe ohne PET-Scan“, so Teipel. „Deshalb werden wir von allen Studienteilnehmern die Entwicklung der Alltagskompetenz über einen Zeitraum von jeweils 24 Monaten erfassen.“

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