Auszeichnungen

Eugen Münch-Preis für innovative Gesundheitsversorgung geht an Sandra Sülz und Johannes Höfener

22.11.2018 -

Der Eugen Münch-Preis für innovative Gesundheitsversorgung 2018 geht an Sandra Sülz (Kategorie Versorgungsforschung) und Johannes Höfener und Team (Kategorie praktische Anwendung). Sülz belegt mit ihrer Arbeit, dass durch die getrennte Versorgung von Routine- und komplexen Patienten die Behandlungsqualität für beide Patientengruppen verbessert werden kann. Höferer und sein Team wurden für Rehago ausgezeichnet, eine virtuelle Trainingstherapie, die Patienten mit einer Halbseitenlähmung nach Schlaganfall medizinisch etablierte Übungen als Spiele zur Wiedererlangung der Handmotorik ermöglicht. Beide Kategorien sind mit jeweils 20.000 € dotiert.

„Die prämierten Arbeiten zeigen, dass sowohl größer gedachte neue Organisationsmodelle als auch relativ einfache, aber patientenorientierte Innovationen das Potenzial haben, das Gesundheitssystem im Sinne von Qualität, Wirtschaftlichkeit und Patientenorientierung zu verbessern“, betont Stephan Holzinger, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Münch, „erneut zeigt sich, dass es nicht an Ideen und Lösungsansätzen mangelt. Es gilt, das Gesundheitssystem offen für deren schnellere Umsetzung zu machen. Dazu bedarf es weniger Bürokratie und einer Reform der Selbstverwaltung. Beides ist überfällig.“

 Die Gewinner wurden unter 100 Einsendungen von der Jury ausgewählt, der Sebastian Balzter (FAZ), Stefan Felder (Universität Basel), Jochen Gensichen (Klinikum der LMU München), Achim Jockwig (Klinikum Nürnberg), Tobias Johann (Rheingau Founders), Peter Langkafel (Health Factory), Mani Rafii (Barmer) und Uwe Schwenk (Bertelsmann Stiftung) angehören.

Versorgungsforschung: Sandra Sülz für „Separate and Concentrate: Accounting for Patient Complexity in General Hospitals“
Routinepatienten getrennt von Patienten mit komplexen Erkrankungen aufnehmen und behandeln – für die Kliniken würde dadurch das Management der internen Behandlungsabläufe einfacher. Und für beide Patientengruppen würde sich die Qualität der Behandlung verbessern: Diese These belegte Dr. Sandra Sülz mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit, für die sie über 250.000 Patientendatensätze aus 60 Krankenhäusern ausgewertet hat. „Die Ergebnisse sprechen für eine fundamentale Umgestaltung der Krankenhauslandschaft und sind damit für Gesundheitsgesetzgebung und Systemausgestaltung von erheblicher Relevanz“, so die Begründung der Jury.

Untersucht wurde die Auswirkung von Volumen (die jährliche Anzahl an Behandlungsfällen eines Krankheitsbildes), Fokus (der Anteil der Patienten mit einem Krankheitsbild an allen Patienten), und Konzentration (der größte Anteil der Patienten eines Krankheitsbildes, der in der gleichen Abteilung aufgenommen wurde) auf die Mortalität. Die Betrachtung erfolgte differenziert nach Komplexität und Notfallstatus.

Die Analyse ergab, dass für Routinefälle das Volumen keinen signifikanten Einfluss auf die Mortalität hat, dagegen jedoch ein hoher Fokus eine entscheidende Rolle spielt: Routinepatienten profitieren von einer Behandlung in einem spezialisierten Krankenhaus, in dem möglichst wenig Patienten mit anderen Krankheitsbildern behandelt werden. Bei den Patienten mit komplexen Krankheitsbildern dagegen ist ein hohes Volumen schädigend und hat höhere Mortalitätsraten zur Folge. Komplexe Patienten profitieren indes von einer höheren Konzentration innerhalb eines Krankenhauses – die erreicht wird, wenn möglichst viele Patienten mit demselben Krankheitsbild von einer Fachabteilung aufgenommen werden, anstatt sich auf viele Fachabteilungen zu verteilen.

Durch einen Separierungs- und einen Konzentrationsschritt könnten also Allgemeinkrankenhäuser das komplexe Management verbessern. Zunächst sollten die Routinepatienten in hochspezialisierten Kliniken oder Abteilungen behandelt werden, die organisatorisch vom Allgemeinkrankenhaus getrennt sind. Anschließend müssten die verbliebenen Patienten möglichst eindeutig einer Fachabteilung zugeordnet werden, die über die nötigen interdisziplinären Ressourcen verfügt. Eine Simulationsanalyse zeigt, dass so die Mortalitätsrate bei Routinepatienten um 13,43 % gesenkt werden kann, bei Nicht-Routinepatienten um bis zu 11,67%.

Sandra Sülz (*1984) studierte Gesundheitsökonomie an der Universität Köln. Ihr anschließendes Promotionsstudium beinhaltete einen Forschungsaufenthalt an  der Judge Business School der University of Cambridge. 2014 schloss sie ihre Promotion „Aufsätze zum Thema Krankenhausmanagement: Die Auswirkungen von Strategien der Abteilungsallokation und der Personalausstattung auf die Patientenergebnisse“ mit Summa Cum Laude ab. Sülz arbeitete als Wissenschaftlerin in Köln und London. Seit 2015 ist sie als Assistant Professor an der Erasmus School of Health Policy & Management in der Abteilung Health Service Management & Organisation tätig.

 

 

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