Hygiene

Gemeinsam der Komplexität der Hygiene gerecht werden

11.09.2023 - Der Verbund für Angewandte Hygiene e.V. feiert sein 20-jähriges Bestehen.

Während der COVID-19-Pandemie hatte der Begriff „Hygiene“ Hochkonjunktur. Die Sinnhaftigkeit, Qualität und korrekte Umsetzung von Hygienemaßnahmen waren jedoch nicht immer gegeben.
Hygiene wurde und wird in ihrer Komplexität oft unterschätzt. Sie erfordert einen ganzheitlichen und interdisziplinären Ansatz. Diese Erkenntnis spiegelt sich auch in der Gründungsidee des Verbunds für Angewandte Hygiene (VAH) vor 20 Jahren wider: Die Bündelung aller Kräfte in der Hygiene, damit eine anwendungsorientierte wissenschaftliche Bearbeitung hygienerelevanter Themen zur Förderung und zum Schutz der Gesundheit gelingen kann. In der Pandemie hat der VAH gezeigt, dass sich diese Weitsicht und dieser Kurs bewährt haben. Was ist dem VAH heute, 20 Jahre nach seiner Gründung, besonders wichtig?

Die Desinfektionsmittel-Liste des VAH

Dr. Jürgen Gebel, Geschäftsstellenleiter des VAH, hebt in diesem Zusammenhang das Zertifizierungswesen des VAH und die Veröffentlichung der zertifizierten Produkte in der Desinfektionsmittel-Liste hervor. Unbeirrt von unterschiedlichen Strömungen aus Wirtschaft und Politik setzte und setzt der VAH auf die Qualität des Wirksamkeitsnachweises von Desinfektionsverfahren zur Gewährleistung eines höchstmöglichen Maßes an Sicherheit für den Infektionsschutz. Die Methoden und Anforderungen für die Listung werden kontinuierlich dem Stand der Wissenschaft angepasst und werden auch in die europäische Normung mit eingebracht. In einer aktuellen Stellungnahme zu den Anforderungen an Desinfektionsmittel für den Einsatz in infektionshygienisch sensiblen Bereichen, die ausdrücklich nicht nur medizinische Einrichtungen umfassen, bestätigt die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsverhütung (KRINKO) am Robert Koch-Institut die Relevanz eines solchen Zertifizierungsverfahrens – für alle Wirkbereiche der Desinfektionsmittel-Produkte, auch gegenüber Viren und Sporen.

Holistische Präventionsstrategien

Dabei verschließt sich der VAH nicht den Aspekten der Toxizität für Mensch und Umwelt, neuartigen Technologien oder den Forderungen nach ökologischer und auch ökonomischer Nachhaltigkeit bei Beschaffung und Einsatz dieser und anderer nicht-pharmazeutischer Verfahren des Infektionsschutzes. Im Gegenteil: Die fokussierte wissenschaftlich-interdisziplinäre Diskussion mit Expertinnen und Experten aus naturwissenschaftlichen sowie individual- und bevölkerungsmedizinischen Fachdisziplinen, die im VAH vertreten sind, ermöglicht breit konsentierte Lösungsansätze für holistische Präventionsstrategien, eine strenge und differenzierte Indikation für den Einsatz von Desinfektionsverfahren gemäß einer spezifischen Risikobewertung und eine Optimierung in der Anwendung. Dazu gehöre auch, so betont Prof. em. Dr. med. Martin Exner in einer Veröffentlichung zum 20-jährigen Jubiläum des VAH, dass angesichts neuer infektionsepidemiologischer Herausforderungen bzw. neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse immer wieder hinterfragt und überarbeitet werde, was lange als Status Quo galt.

Praxisnähe und Interaktion

Der VAH widmet sich im Detail auch praxisnahen Fragestellungen der Anwender:innen aus medizinischen und nicht-medizinischen Fachgebieten sowie aktuellen infektiologischen Themen und bringt sich als Teilnehmer, Organisator und Moderator in Arbeitsgespräche und Sitzungen verschiedener Gremien, einschließlich der nationalen und europäischen Normungsgremien, mit ein. Dadurch kann er zum einen Impulse für notwendige innovative Produktentwicklungen, Anwendungstechniken und Testmethoden setzen und erhält zum anderen tiefe Einblicke in die Praxis, die auch bei Maßnahmen zur Aufklärung und Schulung von Verbrauchern und berufsmäßigen Verwendern sehr wertvoll sind.

Wissenschaftlichkeit und Transparenz

Vom VAH-Referenzlabor werden regelmäßig Ringversuche zur Validierung der Prüfmethoden organisiert, bereits bestehende Methoden zur Wirksamkeitstestung optimiert und innovative, anwendungsbezogene methodische Ansätze zur Lösung drängender Forschungsfragen entwickelt. Darüber hinaus ist die Nachtestung von auf dem Markt verfügbaren Desinfektionsmitteln im VAH-Referenzlabor Teil des externen Qualitätssicherungssystems, das dem Infektionsschutz zugutekommt und den Anwender*innen Sicherheit bietet.

Interdisziplinarität und Internationalität

Die Bewältigung der Komplexität in den Aufgaben wäre ohne die Vielseitigkeit und hohe Expertise aller an diesen Prozessen beteiligten Menschen und Institutionen nicht möglich, resümiert der VAH-Vorsitzende, Prof. Lutz Vossebein. So sieht sich der VAH auch für die Zukunft und für neue Herausforderungen gerüstet, sieht aber gleichzeitig auch die Notwendigkeit, sowohl die aktuellen Entwicklungen bezüglich verfügbarer Hygienemaßnahmen als auch die infektionsepidemiologische Dynamik sowie Mensch und Umwelt im Blick zu behalten.

Zu den kommenden Herausforderungen werden Pandemien, vor allem mit viralen Erregern, und andere Krisensituationen gehören. Aber auch Antibiotikaresistenzen und Wechselwirkungen von Wirkstoffen zur Desinfektion mit Krankheitserregern, Mensch und Umwelt, neuartige Materialien und Designs von porösen und nicht-porösen Oberflächen und Medizinprodukten, die Erprobung innovativer Verfahren und Techniken zur Abreicherung und Desinfektion, die Qualitätskontrolle von Produkten zur desinfizierenden Reinigung, Arbeitsschutzthemen, Steuerung und Kontrolle von Prozessen, ggf. unter Einbeziehung von Künstlicher Intelligenz, Vorgaben und Initiativen zur Nachhaltigkeit und Aspekten von One Health.

Die Bündelung der Expertise aus allen Bereichen der angewandten Hygiene unter einem Dach ist dafür weiterhin unabdingbar und sie soll zukünftig noch stärker international ausgerichtet und interdisziplinär ausgeweitet werden in dem Wissen, dass Hygiene für das Leben von uns allen sowie für unsere Umwelt unverzichtbar ist.

Zur Feier des 20-jährigen erscheint die Septemberausgabe des Mitteilungsorgans des VAH, die Zeitschrift
Hygiene&Medizin, als VAH-Schwerpunktausgabe. Im nächsten Jahr ist im Mai eine Session im Rahmen des
Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) geplant.

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