Gesundheitspolitik

Gesundheitswirtschaftskongress Hamburg: Experten aus Politik und Gesundheitswirtschaft in der Diskussionsrunde

26.02.2011 -

Gesundheitswirtschaftskongress Hamburg: Experten aus Politik und Gesundheitswirtschaft in der Diskussionsrunde. Zum vierten Mal tagte in Ham­burg im September der Ge­sundheitswirtschaftskongress. Am Eröffnungsabend debattierten Vertreter aus Politik und Gesund­heitswirtschaft in einer Podiumsdiskussion das Thema „Wie ernst wird das Thema Gesundheits­wirtschaft in der Politik genom­men?“

„In der Presse, insbesondere Fachpresse, ist der Begriff Gesundheitswirtschaft ‚angekommen‘“, so Siegmar Eligehausen, Kommunikationsberater und Moderator. „Verschiedene Interessensgruppen haben sich gebildet, so die „Initiative Gesundheitswirtschaft“ unter Vorsitz von Prof. Heinz Lohmann und der „Club der Gesundheitswirtschaft“. Branchenkonferenzen widmen sich immer öfter dem Thema.“

„Der Begriff Gesundheitswirtschaft führt zu Verwechslungen mit dem Begriff Gesundheitspolitik“, erklärt Hjalmar Stemmann, Fachsprecher für Gesundheitswirtschaft der CDU-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft des Öfteren. Sein Ressort sei im Wirtschaftsbereich, nicht im Gesundheitssektor angesiedelt. „Die Traditionscluster Hafen, Logistik und Luftfahrt sind 2003 um das Cluster Life-Science und später um eine Gesundheitswirtschaftsstrategie erweitert worden“, so Stemmann. Die Wahrnehmbarkeit der Branche jedoch müsse durch mehr Geschlossenheit gestärkt werden. „Die Automobil- und Luftfahrtindustrie kooperieren zusammen. In der Gesundheitswirtschaft ist dieses noch nicht so der Fall“, vergleicht er die Branchen. Sein Bestreben hierzu sei, „die Netzwerkbildung zu fördern.“

„Der Gesundheitsmarkt hat Regeln, die mit anderen Märkten nicht ohne weiteres vergleichbar sind“, fasst Prof. Lohmann die aktuelle Lage zu- sammen. „Eine ganze Reihe von Modernisierungsideen scheitern daran.“ „Bei der Ärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung muss mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden, um dem Ärztemangel zu begegnen“, bestätigt dies Staatssekretär Wolfgang Schmüllin, Staatssekretär des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Ministerium für Soziales und Gesundheit.

„2005 wurde der „Masterplan Gesundheitswirtschaft“ verabschiedet und Bioconvalley ins Leben gerufen“, so Schmülling. Ein geschaffener „Zukunftsfonds“ finanziere die „Telemedizin“ mit 1,3 Mio. €. Eine Debatte werde geführt, dieses zu einer ständigen Haushaltsposition werden zu lassen. Im Masterplan seien fünf Handlungsfelder festgeschrieben: Gesundheitsprävention, Gesundheitstourismus, Rehabilitation, Ernährung, Senioren. Anschubfinanzierungen würden aus dem Fonds geleistet und auch die Branchenkonferenz werde hochgradig bezuschusst. Alle diese Maßnahmen zeigten positive Wirkung. Im von Frau Bundesforschungsministerin Schavan ausgeschriebenen „Wettbewerb der Gesundheitsregionen“ werden die fünf am besten vernetzten Medizin-Cluster in Deutschland gesucht. Mecklenburg-Vorpommern habe sich zum Ziel gesetzt, „die Nummer Eins zu werden“, so Schmüllin. Mit den schwergewichtigsten Männern und den siebtschwergewichtigsten Frauen der Welt hätten sie jedoch den „letzten Tabellenplatz“ inne. Jeder siebte im Land, 100.000 Menschen, verdiente seinen Lebensunterhalt in der Gesundheitswirtschaft. Dies sei der Grund, warum die Politik dieses Thema zur obersten Priorität erhoben habe.

Der demografische Wandel hat zu einer Bewusstseinsveränderung in der Bevölkerung geführt mit dem Ziel gesund zu altern. „Ein Endverbraucher, der bereit sei 250–260 Mrd. € zum Erhalt seiner Gesundheit auszugeben, sei es über die Krankenkassen, PKV oder als freiwillige Leistungen, vereint die nicht homogene Branche Gesundheitswirtschaft.“ konstatiert Staatssekretär Dr. Hellmut Körner, Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren des Landes Schleswig Holstein. „Die volkswirtschaftliche Dimension wurde von der nach Wachstum suchenden Politik erkannt und hat auf der diesjährigen Gesundheitsministerkonferenz in Plön erstmalig einen Beschluss zur Gesundheitswirtschaft herbeigeführt.“, berichtet Körner. „Für das Land Schleswig-Holstein ist „Gesundheitswirtschaft“ das Wachstumsfeld überhaupt. 80 % der Beschäftigten arbeiten in dem Feld und dementsprechend müsse der Staat dort eingreifen.“ resümiert er.

„In keinem Parteiprogramm ist bislang die Gesundheitswirtschaft festgeschrieben worden.“ beunruhigt sich Prof. Heinz Lohmann, Präsident des Gesundheitswirtschaftskongresses. Parteiübergreifend waren sich die Podiumsteilnehmer einig, dass hier eine Bringeschuld bestünde und Abhilfe geschaffen werden müsse. Mehr Infos unter: www.gesundheitswirtschaftskongress.de

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