Herzforschung: Universität und Universitätsklinikum Würzburg erhält Millionen für neues Herzzentrum
20.01.2011 -
Die Herzforschung an der Universität Würzburg wird weiter gestärkt: Ein neues integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum, das sich mit der Herzschwäche befasst, ist hier im Aufbau. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert es in den kommenden fünf Jahren mit rund 25 Mio. €. Nach einer positiven Begutachtung ist eine Verlängerung um weitere fünf Jahre mit nochmals dem gleichen Förderbetrag möglich.
Von einer Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt, sind in Deutschland schätzungsweise zwei bis drei Millionen Menschen betroffen. Die Krankheit kann unter anderem nach einem Herzinfarkt oder einer Entzündung des Herzmuskels entstehen. Die Patienten leiden bei Anstrengung schnell an Luftnot. Außerdem sammelt sich in ihrem Körper Wasser an, etwa in den Beinen oder der Lunge, was die Atemnot weiter verschlimmert und die körperliche Leistungsfähigkeit verringert. Erschwerend kommen Komplikationen wie Schlaganfälle, Nierenprobleme oder Fehlfunktionen des Gehirns dazu.
Heilbar ist die Herzschwäche bislang nicht, die Symptome lassen sich aber mit Medikamenten lindern. Dennoch sind Leistungsvermögen und Lebensqualität meist stark eingeschränkt, die Patienten müssen oft stationär im Krankenhaus behandelt werden. Kurzum: "Es ist dringend nötig, effiziente Strategien zur Prävention der Herzinsuffizienz und ihrer Komplikationen zu entwickeln", sagt Prof. Georg Ertl, Direktor der Medizinischen Klinik I der Universität Würzburg und Sprecher des neuen Zentrums.
Erfolg in bundesweitem Wettbewerb
Um Patienten mit Herzschwäche künftig besser helfen zu können, haben sich Universität und Universitätsklinikum Würzburg an einem Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) beteiligt. Ausgeschrieben waren deutschlandweit so genannte "Integrierte Forschungs- und Behandlungszentren" für Krankheitsgebiete von gesellschaftlich hoher Bedeutung.
Voraussetzung für eine finanzielle Förderung durch das BMBF war es unter anderem, dass der Bewerber-Standort bereits eine exzellente Krankenversorgung und Forschung vorweisen konnte. Für Würzburg kein Problem: Auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Krankheiten arbeiten die Universität und ihr Klinikum seit Jahren äußerst erfolgreich. Einschlägige Sonderforschungsbereiche und multizentrische, vom BMBF geförderte klinische Studien sind hier seit Jahren prominent vertreten. Besonders stark ist die Herz-Kreislauf-Forschung auch im Rudolf-Virchow-Zentrum, dem DFG-Forschungszentrum für experimentelle Biomedizin.
Nach der Begutachtung der Anträge durch ein internationales wissenschaftliches Gremium ist die Förderung des Würzburger Herzzentrums am 1. November 2010 angelaufen. Für die kommenden fünf Jahre hat das BMBF dem Standort Würzburg zunächst eine Förderung von 25 Mio. € zugesagt; nach einer Zwischenbegutachtung ist die Verlängerung um weitere fünf Jahre möglich. Danach wollen Universität und Klinikum das Zentrum aus Landes- und Drittmitteln weiterführen.
Forschung und Patientenversorgung vernetzen
Ziel der Würzburger Wissenschaftler ist es nun, ein so genanntes "Comprehensive Heart Failure Center" (CHFC) aufzubauen. Darunter verstehen sie ein Zentrum, das die interdisziplinäre Forschung und Patientenversorgung auf dem Gebiet der Herzinsuffizienz und ihrer Begleitkrankheiten und Komplikationen in Würzburg auf höchstem Niveau vernetzt. Grundlagenforscher und klinische Disziplinen sollen gemeinsam in neu formierten Projektbereichen arbeiten und auch bisher weniger beachtete, im Zusammenhang mit der Herzinsuffizienz aber wichtige Themen aufgreifen. Besondere Schwerpunkte werden hier die Erkennung und Behandlung von Frühstadien der Herzerkrankungen, aber auch die Wechselwirkungen von Herz und Niere, Hormonsystem und Psyche sowie die Herzinsuffizienz in ihrem Endstadium darstellen.
Mehr als 100 neue Arbeitsplätze sollen in dem Zentrum entstehen. Auch vier neue Professuren werden eingerichtet: für Epidemiologie der Herzinsuffizienz, für translationale Forschung, für Genetik kardiovaskulärer Erkrankungen und für molekulare Bildgebung.
Im Zentrum sollen Kardiologie, Nephrologie, Endokrinologie, Neurologie, Psychiatrie, Herz-Thorax-Chirurgie, Nuklearmedizin, Radiologie, Physiologie, Pathobiochemie/Zentrallabor, Pharmakologie/Toxikologie, Informatik, Bioinformatik, Physik und Chemie eng zusammenarbeiten. Kooperieren wollen die Wissenschaftler auch mit dem neu geschaffenen Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie an der Universität sowie mit dem Koordinierungszentrum für klinische Studien in Leipzig und dem Nationalen Kompetenznetz Herzinsuffizienz. Geplant ist zudem der Ausbau bestehender Netzwerke mit umliegenden Kliniken und Praxen.
Nachwuchsgruppen und neue Studiengänge geplant
"Flexible Rotationen zwischen Klinik und Forschung sollen es Würzburger Medizinern künftig ermöglichen, international konkurrenzfähige Spitzenforschung mit herausragender Lehre und Krankenversorgung zu verbinden", so Georg Ertl. Besonders begabte Forscher sollen sich in eigenen Nachwuchsgruppen weiter qualifizieren und wissenschaftliche Selbstständigkeit erreichen. Geplant sind auch neue Promotionsstudiengänge im Bereich Klinische Forschung an der Graduiertenschule für die Lebenswissenschaften.
Interimsgebäude am Schwarzenberg
Das Universitätsklinikum hat dem neuen Herzzentrum am Schwarzenberg ein Interimsgebäude errichtet. Es liegt nahe beim Zentrum für Innere Medizin und wird zurzeit bezogen. 1.500 Quadratmeter Fläche stehen dort zur Verfügung, unter anderem für interdisziplinäre Forschungsambulanzen, die Herz-Sprechstunden der Klinik und für spezifische Betreuungsprogramme für ausgewählte Patienten.
Mittelfristig strebt das Klinikum am Schwarzenberg einen Neubau für das Zentrum an. Dort sollen dann die patientenorientierte Forschung und Versorgung des Herzzentrums mit der klinischen Epidemiologie, einem Zentrum für interdisziplinäre Herz-Kreislauf-Bildgebung und einer fakultätsweiten Biomaterialbank unter einem Dach vereinigt werden.
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