Hygiene-Preis und Hygieia-Medaille der Rudolf-Schülke-Stiftung verliehen
Zukunftsweisende Spitzenleistungen in der Forschung zu Hygiene und Mikrobiologie ausgezeichnet
Die Rudolf-Schülke-Stiftung verlieh ihren renommierten, mit 15.000 € dotierten Hygiene-Preis in diesem Jahr an das Forscherteam von Dr. Bernhard Krismer, Prof. Dr. rer. nat. Andreas Peschel und Dr. Alexander Zipperer, Interfakultäres Institut für Mikrobiologie und Infektionsmedizin Tübingen (IMIT), für ihre exzellente und wegweisende Arbeit „Human commensals producing a novel antibiotic impair pathogen colonization“.
Diese Arbeit zum neuartigen antibiotischen Wirkstoff Lugdunin wurde aus den 22 eingereichten erstklassigen Publikationen von den
Juroren einstimmig für den Preis ausgewählt. Die Hygieia-Medaille für sein herausragendes Lebenswerk im Dienste der Hygiene und Öffentlichen Gesundheit mit seiner besonderen Expertise in wasserübertragenen Infektionen und Umweltrisikobewertung erhielt Prof. Dr. Dr. Philippe Hartemann, Professor für Public Health, Hygiene und Umweltmedizin an der Universität Nancy, Frankreich. Der Hygiene-Preis und die Hygieia-Medaille der Rudolf-Schülke-Stiftung werden alle zwei Jahre vergeben.
Tübinger Wissenschaftler entdecken die menschliche Mikroflora der Nase als Quelle neuer antibiotischer Wirkstoffe
Mit dem Hygiene-Preis werden Wissenschaftler geehrt, die innovative Lösungen für spezielle Probleme im Bereich der Hygiene, Mikrobiologie, Präventivmedizin und Öffentlichen Gesundheit erarbeitet haben. In seiner Laudatio erklärte Prof. Dr. Manfred Rotter, Wien, begeistert, die Arbeit der Tübinger Wissenschaftler sei so überzeugend in Methodik, Darstellung und medizinischer Bedeutung, dass in diesem Jahr das Votum der Jury für den Hygiene-Preis einstimmig ausgefallen sei.
„Hier stimmte einfach alles!“, fasste Rotter die Bewertung zusammen. In der Vergangenheit war der Preis zumeist zwischen zwei Publikationen aufgeteilt worden. Rotter lobte auch die Interdisziplinarität des Teams, dem es gelang, 17 Autoren aus verschiedenen Institutionen zusammenzuführen, sowie ihre große Sorgfalt bis hin zur Aufklärung der Struktur des neuen Wirkstoffs. Im Mittelpunkt der Publikation steht die Entdeckung eines neuartigen antibiotischen Wirkstoffs aus der menschlichen Mikroflora der Nase, der u.a. den häufig mit Resistenzen assoziierten Erreger Staphylococcus aureus abtöten kann.
Staphylococcus aureus gehört zu den häufigsten Erregern bakterieller Infektionen, und speziell die methicillin-resistenten Stämme (MRSA) stellen auf Grund der höheren Pathogenität und schlechteren Therapierbarkeit eine große Bedrohung dar. Gleichzeitig besiedelt dieser Keim meist symptomlos die menschliche Nase als natürlichen Lebensraum. Es ist jedoch bekannt, dass das Vorhandensein von S. aureus in der Nase zu einem deutlich erhöhten Risiko von Infektionen führt, da diese mehrheitlich endogen erfolgen, also vom eigenen Nasenbakterium ausgehen. In der Klinik wird zur Vorbeugung solcher Infektionen häufig das Antibiotikum Mupirocin in Form einer Nasensalbe verabreicht, jedoch steigen auch hier die Resistenzraten gegen den Wirkstoff an.
In ihrer jetzt mit dem Hygiene-Preis ausgezeichneten Publikation zeigen die Wissenschaftler der Universität Tübingen und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) in den Ergebnissen ihrer Forschungsarbeiten, dass das ebenso in der menschlichen Nase siedelnde Bakterium Staphylococcus lugdunensis einen bisher unbekannten antibiotischen Wirkstoff produziert, welcher S. aureus abtötet. Die „Lugdunin“ genannte Substanz, die in den Energiestoffwechsel von Bakterien eingreift, erwies sich im Hautinfektionsmodell bei Mäusen als sehr wirksam gegen S. aureus und im Labor auch gegen eine Vielzahl an weiteren Erregern. Es ist demnach naheliegend, dass diese Bakterienart (S. lugdunensis) eine andere (S. aureus) durch die Produktion eines inhibitorischen Wirkstoffes in der Mikroflora der (menschlichen) Nase verdrängt.
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