Hypertonieforscher Friedrich C. Luft mit dem WHL Peter Sleight-Forschungspreis 2022 geehrt
09.06.2022 - Für seine herausragenden Leistungen bei der Erforschung des Bluthochdrucks wurde Professor em. Dr. Friedrich C. Luft, Berlin, der Peter Sleight Excellence Award in Hypertension Clinical Research 2022 der World Hypertension League (WHL) verliehen.
Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL und Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention gratuliert dem engagierten Hypertensiologen und Mitglied der DHL zur Auszeichnung mit diesem internationalen Forschungspreis.
Prof. Friedrich Luft ist einer der weltweit renommiertesten Bluthochdruck- und Nierenforscher, der sein ganzes Forscherleben dem Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) gewidmet hat – ein angesichts der demografischen Entwicklung und vieler negativer Einflussfaktoren durch unseren Lebensstil nach wie vor hochaktuelles Thema. Bluthochdruck ist die wichtigste Ursache für vermeidbaren frühen Tod, eine Volkskrankheit von der fast jeder dritte Erwachsene in Deutschland betroffen ist. In der Altersgruppe der über 60-Jährigen hat im Durchschnitt sogar jeder Zweite einen zu hohen Blutdruck und damit ein deutlich erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen.
Ein Forscherleben open end
Die hohe Sterberate durch Erkrankungen infolge zu hohen Blutdrucks zu senken und die Lebensqualität der Millionen von Hypertonie-Folgeerkrankungen Betroffenen zu verbessern, ist seit langem Anliegen der Hypertonieforschung, die Prof. Luft mit vielfältigen wissenschaftlichen Aktivitäten entscheidend vorangebracht hat. Ein „clinical scientist par excellence, gefühlt allwissend in seinem Metier“, sagen ehemaligen Kollegen über ihn. „Mein Job ist mein Hobby“, sagte er einmal und betreibt dieses „Hobby“ noch heute mit Leidenschaft. „Ich freue mich sehr über die Auszeichnung mit dem WHL Peter Sleight Excellence Award, zeigt sie doch, dass meine Forschungsarbeit in der internationalen Wissenschaftsgemeinde wahrgenommen und wertgeschätzt wird. Ich betrachte sie gewissermaßen als Würdigung meines Lebenswerkes, das letztendlich nichts anderes ist als ein großes Gemeinschaftswerk Gleichgesinnter, mit denen ich in den vielen Jahren erfolgreich zusammengearbeitet habe“, sagte Luft nach der Preisverleihung.
Zentrale Themen, mit denen sich der heute 80-Jährige in der nephrologisch-hypertensiologischen Forschung beschäftigt, sind u.a. genetische Ursachen und Formen des Bluthochdrucks und damit verbundene Organschäden sowie die Zusammenhänge zwischen Salzkonsum, Wasserhaushalt und Blutdruckregulation und die Auswirkungen auf Herz-Kreislauferkrankungen. Jens Titze vom Universitätsklinikum Erlangen entdeckte einen Speichermechanismus von Natriumchlorid (Kochsalz) in der Haut, dessen Störung Hypertonie mit verursacht. Friedrich Luft war an diesen Arbeiten beteiligt. Er fand heraus, dass eine bestimmte Genregion auf Chromosom 12 die Anfälligkeit für Bluthochdruck erhöht. Eine Mutation an diesem Genort führt zur Überaktivität des Enzyms Phosphodiesterase 3A und so zu einer direkten Erhöhung des peripheren Gefäßwiderstands, was jedoch behandelbar ist. Inzwischen wurde schon bei vielen Familien mit Bluthochdruck diese Genveränderung gefunden; auch wurden entsprechende Tiermodelle etabliert, um die genauen Pathomechanismen weiter zu erforschen.
Prof. Luft begleitete zahlreiche Forschungsprojekte internationaler Arbeitsgruppen und publiziert in hochkarätigen Fachjournalen. Erst im April 2022 erschien im European Heart Journal eine aktuelle Arbeit aus seiner Feder.
Friedrich C. Luft wurde 1942 in Berlin geboren und wuchs in den USA auf. Er studierte Zoologie und Medizin. Von 1975 bis 1989 war er Professor an der Abteilung für Nierenheilkunde und Intensivmedizin an der Indiana University School of Medicine in Indianapolis, USA. 1989 nahm er einen Ruf an die Universität Erlangen Nürnberg an. 1992 ging er nach Berlin Buch, leitete dort an der damaligen Franz-Volhard-Klinik für Herz-Kreislauf-Krankheiten die Abteilung Nephrologie, Genetik und Bluthochdruck. Am damals neu gegründeten Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) baute er eine Forschungsgruppe zur molekularen Genetik kardiovaskulärer Erkrankungen auf und war außerdem Chef der Abteilung Innere Medizin/Nephrologie am Helios Klinikum Berlin-Buch. 2007 wurde er zum Direktor des neu gegründeten Experimental and Clinical Research Center (ECRC) berufen, das er bis 2018 leitete. Noch heute bespricht Dr. Friedrich C. Luft im wöchentlichen Clinical Journal Club aktuelle medizinische Fälle.
Während seiner langen beruflichen Laufbahn erhielt Prof. Luft als Mediziner, Forscher und Lehrender zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen im In- und Ausland, u. a. den Richard Bright Award der amerikanischen Gesellschaft für Bluthochdruck, den Forschungspreis der American Heart Association, die Franz Volhard-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie und den „Lehrbär“ von den Studenten der Berliner Charité für herausragende Lehrtätigkeit. Neben der Ehrendoktorwürde der Universität Pecs, Ungarn, erhielt er diese 2019 auch von der Universität Erlangen Nürnberg.
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