Jahrestagung der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft
20.02.2012 -
Die 6. Jahrestagung der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG) konnte mit 1.420 aktiven Teilnehmern und 660 Teilnehmern aus der Medizinindustrieb die Erfolge der vorausgegangenen Kongresse überbieten.
Das vielfältige Programm bot insgesamt 69 Vorträge in neun wissenschaftlichen Sessions, 126 Poster-Präsentationen und drei Festvorträge. Im Rahmen einer beeindruckenden Industrie-Messe stellten 105 Unternehmen ihr Know-how und ihre neuesten Produkte vor. 19 Unternehmen nutzten überdies die Möglichkeit, einen oder mehrere eigene Workshops auszurichten, um hier vertiefend aus Forschung und Entwicklung zu berichten und praktische Anwendungen ihrer Produkte zu demonstrieren.
Das Kongressprogramm überspannte das Anagramm S T I L, wohinter sich die Schwerpunkte „Sagittale Balance & Biomechanik", „Therapie & Psyche", „Innovation & Analyse" und „Langzeitresultate & Perspektive" verbargen.
In dem Festvortrag des Psychosomatikers Prof. Dr. Ulrich Egle wurden beeindruckend das Entstehen und das Erleben einer Schmerzchronifizierung, die psychosozialen Hintergründe und die Grundzüge der Behandlungsmöglichkeiten dargestellt. Die operative Therapie von Wirbelsäulenerkrankungen muss zusammenfassend unter dem Gesichtspunkt der biomechanischen Belastungen der Wirbelsäule und damit der Belastung auch von Implantaten gesehen werden. Erörtert und diskutiert wurden die gravierenden Folgen einer sagittalen Dysbalance und deren negativen Einfluss auf das Langzeitergebnis.
Im Rahmen der Jahrestagung wurden die besten fünf Vorträge der „Best of ..."- Session durch eingeladene Juroren und eine TED-Abstimmung bewertet. In gleicher Weise erfolgte die Beurteilung der drei besten Poster. Wie in den Vorjahren wurden für die besten Poster und Vorträge Preise vergeben. Die DWG unterstützt die Nachwuchsförderung und ermutigt somit junge Wissenschaftler zu Forschungsarbeiten im Bereich der Wirbelsäulenerkrankungen.
Zum ersten Mal wurden drei Ehrenmedaillen der DWG an die Herren Prof. Dr. Fritz Magerl, Prof. Dr. Andreas Weidner und Dr. Klaus Zielke vergeben.
Drei wesentliche Neuerungen, die in diesem Jahr durch die DWG verabschiedet wurden, konnten den Kongressteilnehmern ebenfalls in diversen Programmangeboten vorgestellt werden:
1. Die DWG hat ihr Weiterbildungsprogramm unter der Leitung des Kongresspräsidenten und Vorsitzenden der Weiterbildungskommission Prof. Dr. Christof Hopf erweitert und strukturiert. Die Weiterbildungskommission hat ein Curriculum erstellt, in dem fachübergreifende Themen der konservativen und operativen Wirbelsäulenbehandlungen in Theorie und Praxis dargestellt werden. Wichtige Bestandteile der in sechs Module gegliederten Basiskurse, die bereits bis in das Jahr 2013 festgelegt sind, sind die Vermittlung von Basiswissen sowie Präparationen an der Leiche. Hoch qualifizierte Referenten für die theoretischen Grundlagen und kleine Gruppen für die praktischen Präparationen bieten den Teilnehmern ausgezeichnete Möglichkeiten der Weiterbildung und Diskussion. Nach der Einführung dieses Weiterbildungsprogramms im Jahr 2009 wurde 2011 vom Vorstand der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft die personengebundene Zertifizierung beschlossen. Neben der Teilnahme an den sechs Modulen der Basiskurse wird hier ein umfangreicher Operationskatalog gefordert, der die Anforderungen der anderen Fachgesellschaften deutlich übersteigt. Ziele der Zertifizierung sind die Qualitätsförderung und -sicherung. Eingeführt wird eine Übergangsregelung für erfahrene Fachärzte. Auch die Kostenträger unterstützen diesen essenziellen Schritt im Sinne der Behandlungssicherheit.
2. Ein weiterer Schritt zur Qualitätssicherung ist die Einrichtung eines nationalen Wirbelsäulenregisters. Unter der Leitung des Vorsitzenden der Kommission Wirbelsäulenregister der DWG Dr. Frerk Meyer wurde ein nationales Wirbelsäulenregister in Anlehnung an den Spine Tango entwickelt. Hier wird es möglich sein, ab sofort Daten in eine Datenbank einzugeben, die mittel- und langfristig zur weiteren Qualitätssteigerung führt.
3. Eine weitere Entwicklung dieses Jahres ist die Berufung der Kommission „Junges Forum", deren Kernziele die Förderung die interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Neurochirurgen, Orthopäden und Unfallchirurgen, die Einrichtung einer Hospitationsbörse und Kurse über den theoretischen Bereich wissenschaftlicher Arbeiten sind. Gemeinsame Grundprinzipien sind das Interesse und die Weiterbildung im Bereich der Wirbelsäule unabhängig von bestehenden Facharztbezeichnungen.
Unter den behandelnden Ärzten von Wirbelsäulenerkrankungen sowie den Grundlagenforschern im Wirbelsäulenbereich hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend die Erkenntnis durchgesetzt, dass die interdisziplinäre Betrachtung von Problemen das Betrachtungsfeld erweitert und zu einer Verbesserung von Resultaten führt. Die angegebenen Strukturveränderungen mit den Einführungen der persönlichen Zertifizierung und des Wirbelsäulenregisters zeigen die stringente Position der DWG zur Qualitätsüberprüfung und -steigerung sowie zur Grundlagen- und Basisforschung. Die Installation des „Jungen Forums" ist der Beweis für die frühe Integration von jüngeren Kollegen in der DWG, deren eigenes Netzwerk den Boden für eine erfolgreiche Karriere bieten kann.