Klinikum Augsburg setzt Konsolidierungskurs fort
18.11.2011 -
Das Klinikum Augsburg konnte den in 2010 begonnen wirtschaftlichen Konsolidierungskurs verlässlich fortsetzen und gleichzeitig in diesem Jahr einen umfassenden Modernisierungskurs einleiten.
2011 soll zum ersten Mal in der 30-jährigen Geschichte des kommunalen Großkrankenhauses - mit 1.741 Betten, 5.300 Mitarbeitern und 230.000 Patienten (ambulant und stationär) eines der größten Krankenhäuser in Deutschland - ein Jahresüberschuss erwirtschaftet werden: „Wir erwarten nach den ersten neun Monaten einen vorläufigen Gewinn von 250.000 €, haben aber zugleich unser kassenwirksames Ergebnis von 2009 bis heute um rund 18 Mio. € auf ein Plus von rund 4,3 Mio. € verbessert", erklärt Klinikum-Vorstand Alexander Schmidtke, der am 15. Dezember 2009 mit dem Auftrag der wirtschaftlichen Konsolidierung, aber auch mit der umfassenden Modernisierung des Klinikums Augsburg sein Amt antrat.
Bonus für die Mitarbeiter
Das Klinikum Augsburg wird alle Mitarbeiter an diesem Erfolg beteiligen. Jeder Mitarbeiter erhält zusätzlich zum Weihnachtsgeld und dem tariflichen Leistungsentgelt eine einmalige Bonuszahlung in Höhe von 500 € abhängig vom Beschäftigungsumfang im Jahr 2011 als Anerkennung. Dies hat der Verwaltungsrat als Träger-Gremium aus Stadt und Landkreis Augsburg auf Vorschlag von Klinikum-Vorstand Alexander Schmidtke beschlossen.
Die Herausforderungen der Gesundheitswirtschaft gehen auch am Klinikum Augsburg nicht vorüber. Die reale Preis- und damit Erlössteigerung von ca. 0,34% bleibt deutlich unter der Kostenentwicklung, insbesondere der Tarif- und Sachkostensteigerung. Das Klinikum Augsburg hat frühzeitig Gegenmaßnahmen eingeleitet, um die deutliche Unterfinanzierung im Klinikbereich zu kompensieren und den hohen Verlust der Vorjahre sukzessive abzubauen.
Positive Bilanz für 2011 erwartet
Mit dem ersten erwarteten Jahresüberschuss in Höhe von 250.000 € bei einem kassenwirksamen Ergebnis von + 4,3 Mio. € soll der eigene Handlungsspielraum für „Investitionen der Medizin der Zukunft", so Schmidtke, eröffnet werden. Diese wirtschaftliche Entwicklung entspricht einer realen Ergebnisverbesserung zu 2010 von ca. 8 Mio. €, zu 2009 sogar von rund 18 Mio. €.
Es handelt sich hierbei um vorläufige Zahlen basierend auf den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahrs. „Unabhängig vom endgültigen Jahresabschluss zum 31. Dezember wollten wir den Mitarbeitern als Dank und Anerkennung noch im Dezember ein positives Zeichen geben", so Klinikum-Vorstand Alexander Schmidtke.
Das Klinikum Augsburg zieht für die ersten drei Quartale des laufenden Geschäftsjahres daher eine positive Bilanz. „In den Kliniken und Instituten haben wir einen Anstieg von rund 1.800 stationären Patienten (+ 2,7%) gegenüber 2009 zu verzeichnen", so Schmidtke. Im Jahr 2009 waren es noch 69.766 stationäre Fälle, in 2010 bereits 70.066 Fälle und 2011 werden 71.500 stationäre Fälle erwartet.
Der Schweregrad der Patienten ist in dieser Zeit leicht gestiegen. „Unsere Umsatzerlöse sind im gleichen Zeitraum ohne Investitionsergebnis um knapp 3,5% von 315 Mio. € auf 327 Mio. € gestiegen", erklärt Alexander Schmidtke.
Erstmalig in 30 Jahren Überschuss erwirtschaftet
Das Klinikum Augsburg hat in 2009 noch mit einem Verlust von -17,928 Mio. € (kassenwirksam für die Träger: -14,4 Mio. €) abgeschlossen. Im Jahr 2010 waren es noch -7,499 Mio. € Defizit (kassenwirksam: - 3,8 Mio. €). Das Klinikum Augsburg hat seit der Gründung im Jahr 1982 in knapp 30 Jahren rund 302 Mio. € Verluste geschrieben. Kassenwirksam mussten die Träger aus Stadt und Landkreis Augsburg über diesen Zeitraum 276 Mio. € ausgleichen. In 2009 war der Schuldenaufbau noch bei 100 Mio. € bei einem Kassenkredit mit ca. 50 Mio. €. Anfang 2009 haben Stadt und Landkreis Augsburg aufgrund der angespannten Liquiditätslage sogar noch 15 Mio. € zuschießen müssen.
Investitionsstau
Auch der Investitionsstau für Bau, Technik und Medizingeräte beläuft sich derzeit auf geschätzte 350 Mio.€.. 2008 wurde auf Initiative des Verwaltungsrates ein Gutachten in Auftrag gegeben, das als Handlungsfelder „Management & Strategie", „Personalmanagement", „IT-Strategie" und „Medizinische Bereiche" definiert. In allen vier Bereichen hat das Klinikum begonnen, die notwendigen Konsolidierungsschritte, aber insbesondere auch die notwendigen Modernisierungsmaßnahmen für die Zukunft einzuleiten.
„Der Kurs trägt Früchte. So konnten wir durch eine neue Einkaufspolitik allein im Bereich des medizinischen Sachbedarfs in den vergangenen zwei Jahren knapp 4,5 Mio. € durch Preisreduzierungen einsparen", erklärt Alexander Schmidtke. Alle Verträge wurden auf den Prüfstand gestellt und zahlreiche Verträge wurden gekündigt, um neue Rahmenvereinbarungen zu verhandeln. Das Sortiment blieb bislang unangetastet.
Baunebenkosten drastisch reduziert
Noch bis 2009 lagen die Baunebenkosten bei bis zu 25% der Baukostensumme. „Dies lag an teilweise außergewöhnlich hohen Honoraren", wie Klinikum-Vorstand Alexander Schmidtke betont. Auch hier wurden bereits Anfang 2010 Verträge gekündigt. Die Baunebenkosten liegen heute marktgerecht zwischen 15 und 20% der Baukostensumme je nach Bauvorhaben. Bei geschätzten Sanierungs- und Modernisierungskosten von 300 Mio. € bis 2020 können in dieser Zeit bis zu 30 Mio. € nur für Baubetreuung gespart werden. Auch die Träger werden dadurch entlastet, da der Freistaat Bayern höchstens 15% Baunebenkosten gemäß der Krankenhausfinanzierung bzw. gemäß des Förderrechts gegenfinanziert.
Des Weiteren konnten durch die wirtschaftlich positive Entwicklung bereits in 2011 Freiräume für eigenfinanzierte Investitionen geschaffen werden. Beispielsweise konnte der Engpass an intensivmedizinischen Betten durch die kurzfristige Etablierung einer Intermediate Care Station (Intensivüberwachungseinheit mit 20 Betten für rund 1 Mio. €) entschärft werden.
Ebenso konnte die Stroke Unit erweitert und modernisiert werden (ca. 760.000 €). Klinikum-Vorstand Alexander Schmidtke betont: „Die derzeit positive wirtschaftliche Entwicklung gibt uns auch Gestaltungsspielräume für unterjährige wichtige und dringende Entscheidungen."
Der bauliche Modernisierungskurs des Klinikums Augsburg ist durch die Zusage der Bayerischen Staatsregierung für eine Sonderförderung in Höhe von 300 Mio. € für die Generalsanierung und 50 Mio. € für die medizintechnische Ausstattung sichergestellt. So sind die dringend erforderlichen Ersatzbeschaffungen möglich. Für die Sanierung des Gebäudes wurde ein Masterplan erarbeitet, der die bauliche Instandsetzung und Modernisierung des Gebäudes bis 2020 vorsieht.
Personalkostenentwicklung im Focus
Ein weiteres Handlungsfeld stellte das Personal dar. Das Klinikum Augsburg hat 2009 3.838 Vollkräfte beschäftigt, die Personalkosten lagen bei 215 Mio. €. „In 2011 werden wir ca. 3.800 Vollkräfte weiterhin als größter Arbeitgeber im schwäbischen Gesundheitswesen beschäftigen", so Schmidtke.
„Gleichzeitig rechnen wir durch tarifliche Einflüsse mit einer Steigerung der Personalkosten insbesondere in patientennahen Bereichen von knapp 5 Mio. € auf 220 Mio. €, also um 2,3%." In der Verwaltung sowie im Facilities Management wurden durch auslaufende Verträge und die übliche Fluktuation 90 Stellen abgebaut. Somit konnten die hohen Tarifsteigerungen „einigermaßen kompensiert" werden. Das Ziel war und ist es weiterhin, in patientennahen Bereichen bei gleicher Leistung keinen Stellenabbau vorzunehmen.
2012 rechnet das Klinikum Augsburg mit einer weiteren Personalkostensteigerung durch Tarifabschlüsse von bis zu 10 Mio. €. Die prognostizierte Sachkostensteigerung liegt bei rund 2 Mio. €. Gleichzeitig sieht das Finanzierungskonzept der gesetzlichen Krankenversicherungen für 2012 eine Kürzung von 600 Mio. € zu Lasten der Krankenhäuser vor, die zur Sanierung der gesetzlichen Krankenversicherung eingesetzt werden sollen.
„Das ist insoweit nicht nachvollziehbar, da Gesundheitsfond und Kassen Milliardenüberschüsse angesammelt haben", so Schmidtke. Hingegen droht den Kliniken eine Kostenunterdeckung von über 2 Milliarden €. Neben den allgemeinen Preissteigerungen wie beispielsweise der energetischen Versorgung, müssen die Krankenhäuser unter anderem auch noch Zusatzaufwendungen wie für die Verbesserung der Patientensicherheit, den Infektionsschutz und Qualitätssicherungsmaßnahmen aufbringen. Zudem ist 2012 mit einem weiteren Kostenschub durch die sich abzeichnende Tarifentwicklung zu rechnen. Vor dem Hintergrund der sich zunehmend schwierig gestaltenden Personalgewinnung und der Notwendigkeit familienfreundliche und attraktive Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen, wird eine weitere erhebliche Kostenbelastung auf die Kliniken zukommen.
Würde keine Veränderung an den bislang bestehenden gesetzlichen Regelungen vorgenommen, so könnten die Kliniken den unabwendbaren Kostensteigerungen von mehr als 6% nur Preisanpassungen von unter 1% für 2012 entgegen setzten. Zum Ausgleich der entstehenden Finanzierungslücke bliebe den Kliniken nur der Weg zu noch mehr Einsparungen im Personalbereich.
„Für die schon jetzt unter schwierigen Arbeitsbedingungen Tätigen, nämlich über eine Million Beschäftigte in den deutschen Krankenhäusern, bedeutet dies eine noch weiter steigende Arbeitsbelastung, welche die Klinikberufe zunehmend unattraktiv macht und der für die Kliniken dringend notwendigen Gewinnung von qualifizierten Personal entgegensteht", befürchtet Klinikum-Vorstand Alexander Schmidtke.
Struktur- und Prozessverbesserungen
Daher wird das Klinikum Augsburg als einziges Krankenhaus der Maximalversorgung im Regierungsbezirk Schwaben weiterhin Struktur- und Prozessverbesserungen mit Hochdruck verfolgen. Ein Schwerpunkt wird in 2012 die detaillierte Analyse in den Leistungsbereichen sein, um die nicht-gegenfinanzierten Bereiche zu erkennen und Handlungsfelder zu bestimmen.
Beispielsweise gibt es Ambulanzbereiche, in denen Kosten in Höhe von 2,8 Mio. € nur 650.000 € Erlöse entgegenstehen. Neben dieser wirtschaftlichen Analyse wird es gemeinsam mit den Leistungsträgern darum gehen, eine inhaltliche Bewertung vorzunehmen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. „Die Kenntnis unterfinanzierter Bereiche bedeutet nicht, dass diese nicht mehr angeboten werden", betont Klinikum-Vorstand Alexander Schmidtke und sagt zugleich: „Die Herausforderung ist groß: Allein für 2012 beträgt die derzeitig kalkulierte Finanzierungslücke rund 12 Mio. €, die es zu kompensieren gilt."
Daher ist Alexander Schmidtke „stolz auf alle Mitarbeiter, die bereits jetzt zum Kurswechsel für Konsolidierung beigetragen haben": „Das gute Gesamtergebnis 2011 kommt durch das Engagement jedes Einzelnen zustande, und ich freue mich, wenn wir nun aus der Konsolidierung gemeinsam trotz der gewaltigen Herausforderungen in die Modernisierung finden. Daher bin ich froh, dass der Verwaltungsrat entschieden hat, alle Mitarbeiter an dem Erfolg zu beteiligen. Wir wollen das Klinikum Augsburg in die Zukunft führen und auf Bewährtem aufbauen, um neue und modernste Medizin zu bezahlbaren Preisen für die Zukunft garantieren zu können."
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