Klinikum Bielefeld und Herz- und Diabeteszentrum NRW schließen sich zusammen
15.04.2025 - Das Klinikum Bielefeld und das Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, gehen eine Kooperation im Bereich der spezialisierten Thoraxchirurgie ein.
Ziel dieser zukunftsweisenden Zusammenarbeit ist es, eine hochqualifizierte Versorgung von Patientinnen und Patienten im Bereich der komplexen Lungeneingriffe sicherzustellen und die medizinische Expertise beider Einrichtungen zu bündeln.
Die Klinik für Thoraxchirurgie am Klinikum Bielefeld hat im Jahr 2021 mit dem Chefarzt Dr. Daniel Valdivia einen Spezialisten für komplexe Operationen am Thorax gewonnen und insbesondere in der minimal-invasiven und robotischen Chirurgie das operative Spektrum erweitert. Aufgrund des laufenden Rechtsverfahrens im Rahmen der Krankenhausplanung NRW werden die Fälle, bei denen eine anatomische Lungenresektion erforderlich ist (Leistungsgruppe 15.1), wie zum Beispiel Lobektomien (Entfernung eines erkrankten Lungenlappens) und Pneumonektomien (Entfernung eines gesamten Lungenflügels), bis zum abschließenden Ergebnis nicht im Klinikum Bielefeld operiert. Diese stellen rund 20 Prozent aller thoraxchirurgischen Eingriffe am Klinikum Bielefeld dar und werden ab dem 9. April 2025 durch das Team von Dr. Valdivia im renommierten
Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW) in Bad Oeynhausen durchgeführt. Das HDZ NRW stellt nach eingehender Prüfung aufgrund der besonderen Fokussierung auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen den optimalen Kooperationspartner dar.
„Durch diese Kooperation ermöglichen wir unseren Patientinnen und Patienten weiterhin den gesicherten Zugang zu hochspezialisierten thoraxchirurgischen Behandlungen auf höchstem Niveau und erweitern das operative Spektrum des Klinikums", erklärt Michael Ackermann, Geschäftsführer des Klinikums Bielefeld. "Durch den Zusammenschluss unserer Kompetenzen können wir modernste chirurgische Behandlungen sicherstellen und erweitern."
„Die Zusammenarbeit bündelt die Expertise unserer Häuser und bedeutet für Patientinnen und Patienten eine hohe Sicherheit insbesondere bei Eingriffen, die eine gemeinsame Behandlung der beteiligten Spezialisten erfordern", betont Dr. Karin Overlack, Geschäftsführerin des Herz- und Diabeteszentrums. "Ab sofort werden damit verbesserte Versorgungsstrukturen in Diagnostik, chirurgischer Therapie und Nachsorge geschaffen." Sowohl Ackermann als auch Dr. Overlack betonen, dass die neue Kooperation die erfahrenen Fachbereiche der Thoraxchirurgie beider Kliniken mit den Fächern Herzchirurgie und Gefäßchirurgie auf Augenhöhe zusammenschließe und damit das Behandlungsspektrum enorm vergrößere.
Als Beispiele zu nennen sind Eingriffe, die bisher nur in hochspezialisierten Zentren möglich waren, wie etwa fortgeschrittene Lungentumore mit Infiltration großer Blutgefäße wie der Hohlvene (Vena cava), der Hauptschlagader (Aorta) oder mit direkter Beteiligung des Herzens - zusätzlich zu den zuvor genannten Eingriffen an Lunge und Bronchien, wie Lobektomien und Pneumonektomien. Diese Allianz der Expertise der Bielefelder Thoraxchirurgen in der minimalinvasiven und roboterassistierten Thoraxchirurgie einerseits mit der Erfahrung der Thoraxchirurgen im HDZ NRW auf dem Gebiet organübergreifender Tumoren andererseits kennzeichnet die zukunftsweisende Ausrichtung des gemeinsamen Kompetenzzentrums in OWL im Sinne der nordrhein-westfälischen Krankenhausplanung. Für Patientinnen und Patienten stellen die Einrichtungen gemeinsam damit eine bestmögliche Versorgung mit modernster Infrastruktur sicher.
Organisation der Kooperation
Patientinnen und Patienten profitieren von der Bündelung der Kompetenzen an Standorten mit etablierten Strukturen und erprobter Infrastruktur. Die Ergänzung um Spezialistinnen und Spezialisten des Fachgebietes bringt medizinische und infrastrukturelle Exzellenz zusammen. Die medizinische Infrastruktur und das Personal des HDZ NRW zur Versorgung während stationärer Aufenthalte stehen dabei umfassend zur Verfügung.
Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf Lungentumor oder Lungenmetastasierung werden im Klinikum Bielefeld aufgenommen und umfassend diagnostiziert. Alle notwendigen Abklärungen, auch in Zusammenarbeit mit dem onkologischen Zentrum, erfolgen wie gewohnt durch die erfahrenen Fachärztinnen und Fachärzten des Klinikum Bielefeld. Für Patientinnen und Patienten, bei denen die Indikation zu einer anatomischen Lungenresektion gestellt wird, gilt Folgendes:
- Die präoperative Betreuung am Vortag einer anstehenden OP sowie der folgende stationäre Aufenthalt erfolgen unter Einbindung der Fachkolleginnen und -kollegen im HDZ. Die eigentliche Operation leitet das erfahrene Team der Thoraxchirurgen des Klinikums Bielefeld im Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen.
- Die postoperative Visite am Folgetag führen die Operateurinnen und Operateure des Klinikums Bielefeld durch. Die weitere Betreuung und die Entlassung erfolgen in enger Abstimmung durch das Team des HDZ NRW.
- Die darauf folgende Befundbesprechung sowie die umfassende Nachsorge und Weiterbehandlung erfolgen am Klinikum Bielefeld.
Vorteile der Kooperation
Ein wesentlicher Vorteil dieser Zusammenarbeit ist u.a. die Möglichkeit, in Hochrisikosituationen das sogenannte ECMO-System (Extrakorporale Membranoxygenierung) einzusetzen. Auf den Einsatz einer solchen Herz-Lungen-Unterstützung außerhalb des Körpers ist das HDZ NRW spezialisiert. Das ECMO-System wird bei besonders anspruchsvollen Eingriffen eingesetzt, zum Beispiel, wenn ein ganzer Lungenflügel entfernt werden muss (Pneumonektomie), aber die verbleibende Lunge jedoch nicht ausreichend leistungsfähig ist.
Dies ist auch wichtig bei komplexen Tumoren in der Nähe der Luftröhre (Trachea), bei Patientinnen und Patienten mit schwerem Lungenhochdruck oder Herzschwäche, bei denen während der Operation Kreislaufprobleme zu erwarten sind, oder bei bereits bestehenden schweren Lungenschäden, etwa als Spätfolge einer COVID-19-Erkrankung, bei ausgeprägtem Emphysem ("Lungenüberblähung") oder den sogenannten interstitiellen Lungenerkrankungen. Des Weiteren werden Patientinnen und Patienten im HDZ NRW mittels Telemetrie-Technik postoperativ hochmodern überwacht.
Die Kooperation tritt am 9. April 2025 in Kraft und ist langfristig angelegt. Beide Einrichtungen verpflichten sich zu einer engen, vertrauensvollen Zusammenarbeit, um die bestmögliche Versorgung in der komplexen Anwendung der Thoraxchirurgie langfristig sicherzustellen. Dieser Kooperationsvertrag ist ein Meilenstein für die Zusammenarbeit der Kliniken in Ostwestfalen-Lippe und bezeichnend für die Entwicklungen im Zuge der Klinikreform NRW. Ein weiteres Ziel der Zusammenarbeit ist der trägerübergreifende Aufbau eines Lungenkrebszentrums.