Personalia

Klinikum Kassel: Prof. Dr. Martin Wolf geht in den Ruhestand, Nachfolger wird PD Dr. Götz Ulrich Grigoleit

02.04.2024 - Prof. Dr. Martin Wolf, Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Immunologie am Klinikum Kassel, begleitete ein Motto durch sein Berufsleben: „Versuche mit Patienten so umzugehen, wie du es dir für dich selbst wünschen würdest“, sagt der Chefarzt, der nach 21 Jahren am Klinikum Kassel Ende März in den Ruhestand geht.

Diese Haltung ist auch Basis seiner Entscheidungen für die Klinik gewesen. „Medizin auf universitärem Niveau, das ist ein Anspruch, den ich versucht habe umzusetzen“, sagt Prof. Wolf, der fortgeschrittene Medizinstudierende der Universität Marburg in hämatologisch-onkologischen Fachthemen ausbildet.

Martin Wolf kam am 1. Januar 2003 als Chefarzt ans Klinikum Kassel. Zuvor hatte er an der Universität Marburg Medizin studiert und dort von 1985 bis 2002 gearbeitet. „Damals war die Onkologie noch ein kleineres Fach innerhalb der inneren Medizin“, erinnert er sich. „In den ersten Jahren stand im Zentrum, dass wir das breite Versorgungsangebot für Patient*innen mit Blut- und Krebserkrankungen in Kassel und für den nordhessischen Raum weiter ausbauen.“ Ein wichtiges Projekt war dabei die Etablierung der autologen Stammzelltransplantation (Therapie mit eigenen Stammzellen zur Behandlung von Blutkrebs).

So ist die Abteilung in den Jahren stetig gewachsen, heute werden von 13 Ärzt*innen ca. 2100 stationäre und über 8000 teilstationäre und ambulante Patientenfälle behandelt. „Das ist neben der Zunahme der Krebserkrankungen natürlich auch dem enormen Fortschritt des Fachs geschuldet“, sagt Prof. Wolf. „Die Patient*innen leben länger und man heilt auch mehr Patient*innen.“

Verzahnung ambulanter und stationärer Therapie

In punkto Patientenorientierung etablierte Prof. Wolf Angebote, die ihrer Zeit deutlich voraus waren. Dazu gehörte die Verzahnung von stationärer und ambulanter Therapie am Klinikum Kassel durch die Ansiedlung einer onkologischen Praxis auf dem Möncheberg. „Onkologische Versorgung ist Gemeinschaftsaufgabe. In die ambulante Patientenversorgung muss man niedergelassene Kolleg*innen einbinden und eine Struktur schaffen, die den Patient*innen Sicherheit gibt“, sagt der Onkologe.  In den letzten Jahren ist außerdem die Krebsberatungsstelle am Klinikum Kassel hinzugekommen. Sie war zunächst rein aus Spenden finanziert und ist inzwischen auch in das Leistungsspektrum der Krankenkassen übernommen worden.

Tumorzentrum und Kooperation in der Krebstherapie

Wegweisend war außerdem der Aufbau eines Tumorzentrums am Klinikum Kassel im Jahr 2009, das seit 2012 durchgängig von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert ist. „Die Bedeutung der Zertifizierung ist erst in den letzten Jahren stärker in den Fokus gerückt“, erklärt Wolf mit Blick auf die Qualitätsvorgaben in der onkologischen Versorgung. Als dies möglich war, hat er seine Klinik auch im Bereich Hämatologische Neoplasien (Bösartige Erkrankungen des Blutsystems) zertifiziert. „Hier waren wir eine der ersten Kliniken in Deutschland“, sagt er. Neben der Zusammenarbeit der onkologischen Fächer am Klinikum suchte Prof. Wolf als Direktor des Tumorzentrums auch die Zusammenarbeit mit Kliniken in ganz Nordhessen. Gut etabliert ist darunter beispielsweise die Kooperation mit dem Marienkrankenhaus Kassel im Bereich der Lungentumoren.

Hoher wissenschaftlicher Anspruch

Dem wissenschaftlichen Anspruch der Klinik gemäß, gehört eine Studienzentrale zur Klinik für Hämatologie und Onkologie. „Das haben wir aus Eigeninitiative und mit Drittmitteln etabliert, weil immer auf dem neuesten Stand des Wissens zu sein, in der Onkologie extremst wichtig ist. Und das geht nur mit Studienzentrale“, so Wolf.

Mit Blick auf seinen Abschied schaut Prof. Wolf mit zwei lachenden Augen nach vorn. Er freut sich auf mehr Zeit mit seinem zweijährigen Enkel und hat zahlreiche Heimwerkerprojekte in den Startlöchern. Und auch auf die Klinikübergabe schaut er optimistisch: „Ich habe sehr viel Glück gehabt, weil ich super Mitarbeiter*innen habe, mit denen ich lange Jahre zusammenarbeite. Sich total verlassen zu können, ist ein großes Geschenk gewesen. Ich bin beruhigt und weiß, dass es gut weitergeht“, sagt er.

„Wir sind stolz, über zwei Jahrzehnte einen Chefarzt der Hämatologie und Onkologie hier am Klinikum Kassel beschäftigt zu haben, der sowohl für seine herausragende Expertise als auch für seine menschliche Haltung bekannt war. Prof. Wolf übergibt seine Klinik nun an Dr. Grigoleit, der über die nötige Expertise und Erfahrung verfügt, um diese höchst dynamische Abteilung ebenso patientenorientiert wie innovativ weiterzuführen“, so GNH-Vorstandsvorsitzender Dr. Michael Knapp.

PD Dr. Götz Ulrich Grigoleit neuer Chefarzt der Klinik

Die Chefarztposition der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Immunologie am Klinikum Kassel wird zum 1. April PD Dr. Götz Ulrich Grigoleit übernehmen. Der 53-jährige Mediziner ist derzeit Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Klinikum Duisburg.

Nach dem Medizinstudium in Hamburg und Tübingen hat er zunächst an der Universitätsklinik Tübingen und dann lange am Universitätsklinikum Würzburg gearbeitet, wo er auch den Facharzt Innere Medizin sowie in der Folge die Schwerpunktbezeichnung „Hämatologie und internistische Onkologie“ erworben hat. Dr. Grigoleit leitete die allogene Stammzelltransplantation in Würzburg und hat sich zu diesem Thema auch habilitiert.

Am Klinikum Kassel übernimmt er eine große, breit aufgestellte Abteilung. „Wir behandeln hier die ganze Breite der hämato-onkologischen Erkrankungen und haben ein großes Einzugsgebiet“, sagt er. Aufgrund der Vielzahl der Patient*innen und des Potenzials der Abteilung sieht Dr. Grigoleit gute Möglichkeiten für die Etablierung neuer Therapieverfahren am Klinikum. Dazu zählt möglicherweise die allogene Stammzelltransplantation (Therapie mit Blutstammzellen von einem anderen Menschen), ein etabliertes Verfahren, das bisher nicht am Standort Kassel angeboten wird. Auch die Therapie mit CAR-T-Zellen könnten z.B. Lymphom-Patient*innen in Kassel erhalten. Hierbei werden Immunzellen entnommen und so genetisch verändert, dass sie die kranken Zellen erkennen. „Diese Behandlung ist inzwischen in die Leitlinien eingegangen“, so Dr. Grigoleit. Eine weitere neue Therapieoption in der Krebstherapie sind bispezifische Antikörper. Sie können Tumorzellen und Immunzellen verbinden, weil sie an zwei verschiedene Oberflächen binden können.

In der Klinik selbst wird Dr. Grigoleit die Studienarbeit weiter fördern und sich für die Etablierung der Ambulanten Spezialfachärztlichen Versorgung einsetzen. Dies ist ein Therapieangebot für Patient*innen mit seltenen oder schweren Erkrankungen, das die Zusammenarbeit der Klinikteams mit dem niedergelassenen Bereich vereinfacht und so die Versorgung verbessert.

Am Klinikum Kassel möchte Dr. Grigoleit die bereits bestehende interdisziplinäre Zusammenarbeit weiter fördern, durch Besprechungen und Visiten gemeinsam mit Pflegekräften, Therapeut*innen sowie dem Apotheken- und Laborteam. Darüber hinaus ist ihm der Aufbau eines onkologischen Zentrums wichtig.

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