Klinikum Lüneburg empfiehlt Lungenkrebs-Früherkennung für Raucher
17.05.2024 - Es sind nur 20 Sekunden in einem Computertomographen (CT), die Raucher*innen Gewissheit verschaffen können. So lange dauert eine Lungenkrebs-Früherkennung, die in den nächsten Jahren in einem bundesweiten Screening-Programm angeboten werden soll.
Das Klinikum Lüneburg hat bereits Erfahrung mit diesen Niedrig-Dosis-CTs.
Jedes Jahr erkranken mehr als 50.000 Menschen in Deutschland an Lungenkrebs. Auch das Klinikum Lüneburg behandelt stationär pro Jahr etwa 250 Fälle. War die Prognose noch vor zehn Jahren sehr schlecht, so haben sich mittlerweile Therapiemöglichkeiten und Operationsmethoden verbessert. „Wenn wir den Tumor in einem frühen Stadium entdecken, haben die Patienten gute Chancen, den Krebs zu besiegen und wieder ganz gesund zu werden“, sagt Professor Thomas Rodt, Chefarzt des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Klinikums Lüneburg.
Dort gibt es bereits die Möglichkeit, bei Symptomen mit einem Low-Dose-CT eine Früherkennungs-Untersuchung mit niedriger Strahlenbelastung durchführen zu lassen. „Sinnvoll ist das zum Beispiel für aktuelle und ehemalige Raucher*innen, die mit langwierigem Husten oder Atemwegsproblemen zu kämpfen haben. Denn wir wissen, dass das Rauchen zu 95 Prozent die Hauptursache für Lungenkrebs ist“, so der Radiologe.
In der Diskussion ist deshalb schon seit längerer Zeit ein gesetzliches Screening-Programm für Raucher*innen. Dazu gibt es in Berlin bereits einen Referentenentwurf, notwendig für die Einführung ist eine Rechtsverordnung des zuständigen Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Anschließend muss der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) eine Richtlinie erarbeiten. „Wir wissen nicht, wann genau das Screening eingeführt wird“, so Rodt, „aber schon jetzt können wir durch Studien und sehr umfassende, im Ausland erhobene Daten sagen, dass eine Früherkennung medizinisch auf jeden Fall sinnvoll ist.“
Das unterstützt auch Dr. Tobias Rose, Leitender Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, der am Klinikum zahlreiche Lungenkrebs-Patienten operiert und dabei mit moderner Technik operativ bis in die kleinsten Verästelungen des Organs vordringen kann. „Man muss sich die Lunge vorstellen wie einen Laubbaum. Wir wollen nur den Ast entfernen, der krank ist, ohne die umgebenden Äste zu schädigen.“ Operiert werden könne der Krebs am besten in einem frühen Stadium. „Im besten Fall ist der Tumor danach nicht nur fürs Auge weg, sondern der Patient benötigt im Anschluss keine Chemotherapie oder Bestrahlung “, so Rose, der in seiner Anfangszeit als Thoraxchirurg einen kleinen Tumor noch mit der Hand ertasten musste, um die genaue anatomische Zuordnung zum entsprechenden Brochialast möglich zu machen. Heute steht ihm dank Schlüsselloch-Technik und Robotik in Verbindung mit Markierungstechniken eine schonendere Technik zur Verfügung. In den letzten zehn Jahren hat er sich mit seinem Team eine große Expertise auf diesem Feld erarbeitet. „Bei den operativen Fallzahlen gehören wir bereits zum oberen Drittel in Deutschland. Mit der Einführung der roboter-assistierten Technik haben wir einen weiteren Meilenstein im Bereich der Operation an der Lunge erzielen können, was uns überregional ein gewisses Alleinstellungsmerkmal gibt. Hilfreich ist auch, dass wir alle weiteren Fachgebiete hier im Haus haben und uns sehr eng in den Tumorkonferenzen abstimmen, wie wir jedem einzelnen Patienten am besten helfen können“, so der Thoraxchirurg.
Bei der Behandlung von Lungenkrebs spielen die Pneumologen am Klinikum Lüneburg eine entscheidende Rolle. Auch hier hat sich bei der genauen Diagnose-Stellung und Behandlung viel getan. „Wir können heute genetische Tests und Biomarker-Analysen durchführen, um die spezifischen Mutationen eines Lungenkarzinoms zu identifizieren. Diese Informationen ermöglichen es, maßgeschneiderte Behandlungspläne zu erstellen, die gezielt auf die spezifischen genetischen Eigenschaften des Tumors eines Patienten abgestimmt sind“, erläutert Pneumologe Dr. Remko Paul, Oberarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie und Pneumologie. Dadurch werde die Wirksamkeit der Therapie erhöht und potenziell schädliche Nebenwirkungen würden verringert.
Ein wichtiger Schritt Richtung Gesundheit, da sind sich alle drei Mediziner einig, sei allerdings, mit dem Rauchen aufzuhören. „Für viele Krankheiten - nicht nur den Lungenkrebs - wird das Risiko deutlich geringer. Es werden auch viele Angebote zur Unterstützung der Patienten bei der Rauchentwöhnung gemacht.“