med.Logistica Digital: Vorsprung durch intelligente Logistik
20.05.2021 - Künstliche Intelligenz (KI) ist in der Krankenhauslogistik angekommen.
Das hat die med.Logistica Digital eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die virtuelle Sonderausgabe des internationalen Kongresses und der Fachmesse für Logistik und Prozessmanagement im Krankenhaus fand am 5. Mai 2021 statt und zeigte das große Bedürfnis der Branche nach Erfahrungsaustausch in Zeiten der Covid-19-Pandemie. Rund 280 Teilnehmende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz schalteten sich online zu, knapp 80 Prozent davon arbeiten in Gesundheitseinrichtungen. Der Höhepunkt des kompakten Halbtagsprogramms war die Verleihung des 3. Leipziger Innovationspreises für Krankenhauslogistik an das Universitätsspital Zürich (USZ), das KI zur Beschaffung und Sortimentsoptimierung sowie nicht zuletzt zur Bedarfsprognose für kritische Materialien während der Corona-Krise einsetzt.
„Die digitale Sonderausgabe der med.Logistica hat den Nerv der Branche getroffen und mit 280 Teilnehmern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum unsere Erwartungen mehr als erfüllt“, lautet das Fazit von Ronald Beyer, Projektdirektor der med.Logistica. „Das große Interesse der Community an der Online-Konferenz sowie die hohe Frequenz der Fragen im parallelen Chat und während der speziellen Question-and-Answer-Sessions bewiesen das Bedürfnis nach Wissenstransfer inmitten der Corona-Pandemie.“
KI erweitert Intelligenz
„Künstliche Intelligenz ist in der Krankenhauslogistik nicht nur angekommen, sondern adressiert ein hohes Innovationspotenzial“, unterstrich Prof. Dr.-Ing. Hubert Otten, Professor für Technische Systeme, Betriebsorganisation und Logistik im Gesundheitswesen an der Hochschule Niederrhein und Leitung des Competence Centers eHealth, in seiner Laudatio für die Preisträger des 3. Leipziger Innovationspreises für Krankenhauslogistik. Das Projekt „Künstliche Intelligenz für Beschaffung und Sortimentsoptimierung im Krankenhaus“ des Universitätsspitals Zürich (USZ) und der Prognosix AG, ausgewählt von einer zehnköpfigen Jury aus Vertretern des Gesundheitswesens und der Wirtschaft, sei „absolut überzeugend“.
Am USZ werden in etwa 160 dezentralen Modullagern die Arzneimittel und medizinischen Materialien (ca. 30.000 Artikel) für 43 Kliniken vorgehalten. Mithilfe von KI können diese besser überwacht und dem Bedarf angepasst werden. Das Ziel sei „die digitale mit der physischen Welt zu verknüpfen“, berichtete Projektleiter Christian Schläpfer vom USZ, der das ausgezeichnete Projekt gemeinsam mit Florentina Pichler, Qualitätsmanagement-Beauftrage SCM am USZ, sowie Prognosix-Geschäftsführer Dr. Peter Kauf vorstellte. Während der Covid-19-Pandemie sei mithilfe eines Prognosecockpits und lernenden Algorithmen das Monitoring auf kritische Güter fokussiert worden. Dies habe „immens geholfen, Prognosen für den Bedarf zu berechnen und dann zu handeln“, wie Pichler sagte. Es sei „unbezahlbar“ gewesen, mit dem Tool die Versorgungssicherheit in einem so großen Spital zu gewährleisten. Das Projekt habe dabei unterstützt, „unsere Intelligenz zu erweitern“, wie Schläpfer ergänzte.
Hohe Relevanz der Logistik im Gesundheitswesen
„Wer den Begriff ‚Logistik‘ im Gesundheitswesen allein auf den Zu- sowie Abfluss von Waren und deren Lagerung reduziert, übersieht die enorme Relevanz der Logistik in Bezug auf eine adäquate Verteilung von stationär zu versorgenden Patienten auf die Krankenhäuser einer Region“, hob Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden und 1. Vorstandsvorsitzender des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands (VUD), in einem Statement zur med.Logistica DIGITAL hervor.
Die Pandemie sei ein „Stresstest“ nicht nur für die Sozialsysteme, sondern ebenso für die Organisationsstruktur in den Krankenhäusern, erklärte Albrecht in einer Diskussion mit Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Academic Director am Center for Health Care Management and Regulation an der HHL Leipzig Graduate School of Management sowie Leiter des Centrums für Krankenhaus-Management der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. „Die Corona-Pandemie hat die Anfälligkeit globaler Lieferketten in aller Deutlichkeit vor Augen geführt“, so von Eiff. Dies habe gezeigt, dass die Versorgungssicherheit im Medizinbetrieb auch von Bagatellprodukten abhänge wie Masken, Kitteln oder Handschuhen. „Es ist deutlich geworden, dass Einkauf und Logistik einen hohen Stellenwert haben, der doch oft unterschätzt worden ist.“
Herausragende Praxislösungen für die Prozessoptimierung im Krankenhaus rundeten das Programm der med.Logistica Digital ab: Die Alb Fils Kliniken, Göppingen, präsentierten ein papierloses Zentrallager und das Universitätsklinikum Tübingen stellte einen zukunftssicheren digitalen OP-Versorgungsprozess vor.
med.Logistica 2022 wieder auf dem Leipziger Messegelände
Die nächste med.Logistica findet wieder vor Ort auf dem Leipziger Messegelände statt: Am 11. und 12. Mai 2022 erwarten internationaler Kongress und Fachmesse die Branche zu einem intensiven, persönlichen Wissensaustausch mit lebhaften Diskussionen, wegweisenden Best-Practice-Präsentationen und mit gewohnt breitem Programm.