Mit molekularer Subtypisierung den Gebärmutterkörperkrebs besser bekämpfen
09.08.2022 - Auf Grund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse auf dem Gebiet der Tumorbiologie wurde die bisherige Leitlinie zur Behandlung von Gebärmutterkörperkrebs angepasst.
Die bisherige Einteilung in Typ-I- und Typ-II-Karzinom ist nun obsolet, da basierend auf sogenannten molekularen Markern eine deutlich genauere Charakterisierung verschiedener Subtypen möglich ist. Das heißt: Die notwendige operative und medikamentöse Therapie kann nun zielgerichteter durchgeführt werden.
Gebärmutterkörperkrebs (Endometriumkarzinom) ist die häufigste genitale Krebserkrankung der Frau und nach dem Brustkrebs die zweithäufigste gynäkologische Krebsart, an der in Deutschland jährlich etwa 11.000 Frauen pro Jahr, insbesondere in der Postmenopause, erkranken. Dementsprechend liegt das mittlere Erkrankungsalter bei etwa 75 Lebensjahren.
„Aus meiner Sicht ist der Einzug der molekularen Subtypisierung des Endometriumkarzioms mit dezidierter Therapieempfehlung für die einzelnen Subtypen der wichtigste Bestandteil der neuen deutschen Leitlinie. Durch eine Bestimmung dieser molekularen Subtypen, wie sie hier in der Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie sowohl prä- als auch postoperativ bereits etablierter Standard ist, können wir viele aggressive und unnötige Therapien vermeiden. Die konsequente Umsetzung der neuen Leitlinie wird die Therapie und Prognose von Patientinnen mit Endometriumkarzinom deutlich verbessern“, so Prof. Alexander Mustea, Direktor der Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie am UKB, der die neue Leitlinie mitetabliert hat.
Konkret kann anhand der molekularen Subtypen für Patientinnen mit einem erhöhten Rückfallrisiko eine intensivierte Behandlung mit Strahlen- oder Chemotherapie verordnet werden, wohingegen Patientinnen mit einem entsprechend geringen Risiko eine weniger intensive Therapie empfohlen bekommen.
„Da die molekulare Subtypisierung bei uns am Universitätsklinikum Bonn bereits gelebte Praxis bei der Behandlung von Gebärmutterkörperkrebs ist, konnten wir die Prognose und Lebensqualität von Patientinnen mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen bereits deutlich verbessern“, so Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender am UKB.
Hormonelle und genetische Ursachen
Zu den möglichen Ursachen des Endometriumkarzinoms gehören sowohl genetische Risikofaktoren als auch langjährige Östrogenexpositionen. Diese kann durch externe Zufuhr von Östrogenen, beispielsweise im Rahmen einer Hormonersatztherapie oder durch ein erhöhtes Körpergewicht bedingt sein. Weitere Risikofaktoren sind Diabetes mellitus und Bluthochdruck. Die häufigste erbliche Ursache ist das sogenannte „Lynch-Syndrom“. Hierunter werden genetische Veränderungen in DNA-Reparaturgenen zusammengefasst. Betroffene Frauen haben ein deutlich erhöhtes Risiko an einem Endometriumkarzinom zu erkranken. Das Lebenszeitrisiko liegt bei etwa 25-60%.