Multiresistente Keime erzeugen Mehrkosten in Millionenhöhe
15.01.2015 -
Durchschnittliche Mehrkosten in Höhe von 17.500 Euro für stationäre und ambulante Behandlungen sowie Arzneimittel versursacht die medizinische Versorgung eines mit multiresistenten Erregern (MRE) infizierten Patienten. Das hat eine am Donnerstag in Magdeburg vorgestellte Studie der Universität Greifswald und des Wissenschaftlichen Instituts der Techniker Krankenkasse (WINEG) ergeben, für die die anonymisierten Daten von bundesweit rund 11.000 betroffenen TK-Versicherten ausgewertet worden sind.
Valide Daten darüber wie hoch die Zahl der Menschen ist, die deutschlandweit jährlich aufgrund einer Infektion mit multiresistenten Erregern erkranken, gibt es bislang nicht. Experten-Schätzungen schwanken zwischen mehreren Hunderttausend bis zu einer Million Infektionen. Auch die Angaben darüber, für wie viele Patientinnen und Patienten eine Ansteckung tödlich endet, differieren erheblich. Während das Bundesgesundheitsministerium von 10.000 bis 15.000 Fällen jährlich ausgeht, vermutet die deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene bis zu 40.000 Todesfälle.
Sicher ist jedoch: Die Behandlung dieser Infektionen kommt die Krankenkassen teuer zu stehen. Allein für jene Versicherte, bei denen eine Ansteckung mit multiresistenten Erregern eindeutig nachgewiesen wurde, und bei denen eine stationäre Versorgung erforderlich war, wandte die TK im Untersuchungszeitraum jährlich rund 62 Millionen Euro auf. Hochgerechnet auf alle gesetzlichen Kassen ist davon auszugehen, dass multiresistente Erreger bundesweit ein Ausgabenvolumen von mehreren hundert Millionen Euro nach sich ziehen.
Wie Studienautorin Heike Oberdörfer, Institut für Mathematik und Informatik an der Universität Greifswald, bei der Vorstellung der Daten erläuterte, bleiben MRE-Patienten durchschnittlich 27 Tage im Krankenhaus. Oberdörfer: "Das ist dreimal so lang wie die reguläre Verweildauer und einer der Gründe dafür, dass 90 Prozent der anfallenden Mehrkosten bei der Versorgung von MRE-Patientinnen und Patienten auf den stationären Sektor entfallen".
Um die Zahl von Infektionen mit multiresistenten Erregern zu verringern, plädiert die TK bereits seit längerem für eine konsequente Händedesinfektion als eine der einfachsten und zugleich wirksamsten Maßnahmen. "Bislang wird dem Thema leider noch längst nicht in allen Kliniken die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet", bemängelt Jens Hennicke, Leiter der TK-Landesvertretung Sachsen-Anhalt und verweist darauf, dass sich in seinem Bundesland bislang nur 25 der 48 Kliniken im Rahmen der Anfang 2008 ins Leben gerufenen bundesweiten "Aktion Saubere Hände" engagieren.
Viele Menschen tragen sogenannte multiresistente Bakterien auf der Haut und in den oberen Atemwegen. Meistens lösen diese dort keine Krankheitssymptome aus. Ist jedoch das Immunsystem des Menschen geschwächt, können sich die Keime ausbreiten und Hautinfektionen, lebensgefährliche Entzündungen des Herzens, Lungenentzündungen oder Blutvergiftungen auslösen. Dass die Bakterienstämme gegen mehrere wichtige Antibiotika Resistenzen gebildet haben, macht sie so bedrohlich.
Hintergrund
Das Aktionsbündnis Patientensicherheit, die Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung e.V. und das Nationale Referenzzentrum für die Surveillance von nosokomialen Infektionen haben Anfang 2008 die "Aktion Saubere Hände" (www.aktion-saubere-haende.de) als Kampagne für deutsche Gesundheitseinrichtungen ins Leben gerufen. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, die Händedesinfektion als einen Schwerpunkt für mehr Qualität und Sicherheit in der Patientenversorgung in den Krankenhäusern in Deutschland zu etablieren.
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