Neuausrichtung Gesundheit Nordhessen
GNH-Aufsichtsrat stimmt umfassendem Strategiekonzept zu
Die Gesundheit Nordhessen (GNH) steht vor einer strategischen Neuausrichtung. Damit sollen die medizinische Versorgung in der Region auf hohem Niveau erhalten und die wirtschaftliche Basis des Unternehmens langfristig gesichert werden. Betriebsbedingte Kündigungen wird es dabei nicht geben. Der Aufsichtsrat der Gesundheit Nordhessen hat am Abend des 18. Septembers der Neuausrichtung zugestimmt.
„Damit ist ein erster wichtiger Meilenstein erreicht“, so der GNH-Aufsichtsratsvorsitzende, Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle. Mit der Neuausrichtung reagiere die GNH u.a. auf neue gesetzliche Vorgaben und die nicht ausreichenden Fördermittel für Investitionen in Krankenhäuser. Denn allein mit dem Neubau des Zentrums für seelische Gesundheit in Kassel und der Kreisklinik Hofgeismar stünden bei der GNH Investitionen in Höhe von 75 Mio. € an, die nur teilweise durch Fördermittel gedeckt seien. Ein Problem, das alle Krankenhäuser in Deutschland betreffe, entstehe ab Januar 2020 durch das Pflegepersonalstärkungsgesetz, weil die Krankenhäuser in Vorleistung treten müssten. Für die GNH gehe es dabei um einen monatlichen Betrag von rund zwei Mio. €.
Für die medizinische Versorgung in der Region wurde ein Konzept entwickelt, das erstens dem Versorgungsbedarf der Bevölkerung, zweitens dem Qualitätsanspruch und drittens der wirtschaftlichen Situation der GNH-Standorte in der Region Rechnung trägt.
Bei dem Konzept wurde berücksichtigt, dass das Krankenhaus Hofgeismar für die medizinische Versorgung der Menschen im Umland unverzichtbar ist, was inzwischen auf Antrag des GNH-Vorstandes auch vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) bestätigt wurde. „Wir halten am Neubau der Kreisklinik Hofgeismar fest und werden das medizinische Konzept dafür in den kommenden Wochen noch einmal prüfen“, betont der GNH-Vorstandsvorsitzende Dr. Michael Knapp.
Für die medizinische Versorgung der Bevölkerung wird die Klinik in Wolfhagen vom HMSI als nicht versorgungskritisch eingestuft, daher ist eine Verlagerung der stationären Versorgung an das Krankenhaus Bad Arolsen vorgesehen, wo mit geringem Aufwand ein Ausbau möglich ist. Am Standort Wolfhagen soll seitens der GNH eine ambulante Versorgung aufrechterhalten und gemeinsam mit dem Landkreis Kassel, der Stadt Wolfhagen, mit der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen und den niedergelassenen Ärzten weiterentwickelt werden. Dr. Knapp: „In Wolfhagen und der gesamten GNH brauchen wir eine engere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung“.
Dr. Knapp ging zudem auf den Qualitätsaspekt ein: „In Zeiten, in denen Gesetzgeber und Kostenträger aus Qualitätsgründen jährliche Mindestmengen von bestimmten Krankenhausbehandlungen fordern, ist es sinnvoll, durch eine Bündelung von Können und Erfahrung die bestmöglich Qualität zu erreichen.“
Zur wirtschaftlichen Situation: Die Kreiskliniken Kassel schreiben seit Jahren rote Zahlen und die GNH musste seit 2005 fast 25 Mio.€ Verlustübernahmen für die Kreiskliniken aufbringen. Für den Standort Wolfhagen hat der Aufsichtsrat festgestellt, dass die Klinik in der jetzigen Form nicht wirtschaftlich betrieben werden kann und darüber hinaus ein hoher Investitionsbedarf von rund 13 Mio. € besteht.
Auch die Seniorenwohnanlagen Kassel (SWA) konnten in den vergangenen zehn Jahren nicht in die schwarzen Zahlen geführt werden - trotz Umstrukturierung und eines Gehaltsverzichts der Beschäftigten. „Daher wollen wir uns stärker auf unseren Hauptauftrag, nämlich die medizinische Versorgung der Bevölkerung, konzentrieren und werden erneut versuchen, einen anderen Träger für die SWA zu finden“, so GNH-Aufsichtsratsvorsitzender Geselle.
Für das Klinikum Kassel als einziges Krankenhaus der Maximalversorgung in Nordhessen skizzierte Dr. Knapp als Aufgaben unter anderem eine Vergrößerung des Einzugsgebietes über die Region hinaus sowie eine Optimierung der internen Prozesse. Auch mit Hilfe der Digitalisierung sollen die Abläufe – insbesondere in den Hochleistungsbereichen der Notaufnahme, der OPs und der Intensivstationen – effizienter gestaltet werden.
Mit dem Prozess der Neuausrichtung werde insgesamt eine sehr gute Perspektive für die GNH geschaffen, so Aufsichtsratsvorsitzender Geselle. „Wir sind sogar so zuversichtlich, dass wir ein vorzeitiges Ende des Zukunftssicherungstarifvertrages (ZuSi) anstreben.“ In dessen Rahmen verzichten die nicht-ärztlichen und außertariflichen Beschäftigten der GNH seit 2007 auf einen Teil ihres Gehaltes. Der ZuSi läuft regulär Ende 2020 aus. Der Aufsichtsrat hat den Vorstand am Dienstag ermächtigt, über ein Auslaufen des ZuSi bereits zum 31. Dezember 2019 zu verhandeln. Dies hätte nach den Worten von Geselle auch positive Auswirkungen auf die Gewinnung und Bindung von Fachkräften. „Vor allem aber wollen wir damit ein Zeichen des Vertrauens gegenüber den Mitarbeitern setzen.“
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