Aus den Kliniken

Neue Erkenntnisse zur Entstehung der erworbenen Aplastischen Anämie

02.04.2024 - Die Aplastische Anämie ist eine seltene Erkrankung des Knochenmarks, bei der es zum Mangel an Zellen des blutbildenden Systems kommt und die unbehandelt meist zum Tode führt.

Die Auslöser der Erkrankung sind bisher nicht bekannt. Ein Team aus Wissenschaftlern der Charité – Universitätsmedizin Berlin, des Universitätsklinikums Aachen sowie des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) konnte in einer Studie erstmals mögliche Auslöser für die Erkrankung identifizieren.

Eine Aplastische Anämie ist eine Erkrankung, bei der im Knochenmark jene Zellen fehlen, die sich zu reifen Blutzellen entwickeln. Das führt zu einer geringen Anzahl roter Blutkörperchen, weißer Blutkörperchen und / oder Blutplättchen. „Normalerweise entwickeln sich rote und weiße Blutkörperchen sowie Blutplättchen aus gemeinsamen Vorläuferzellen, den sogenannten Stammzellen der Blutbildung. Dann reifen sie im Knochenmark heran und werden schließlich in die Blutbahn entlassen“, erklärt Professor Dr. Leo Hansmann, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III des UKR und Initiator der Studie. Tritt bei einem Patienten eine Aplastische Anämie auf, führt diese zu einem Mangel an Zellen des blutbildenden Systems. „Wir kennen die genaue Krankheitsursache bisher noch nicht, jedoch wird angenommen, dass eine immunologische Eliminierung der Vorläuferzellen der Blutbildung dafür verantwortlich ist“, erklärt Amin Ben Hamza, Doktorand in der Arbeitsgruppe von Prof. Hansmann (zuvor an der Charité – Universitätsmedizin Berlin). „Kann eine ausreichende Blutbildung nicht wiederhergestellt werden, führt dies in der Regel zum Tode“, ergänzt PD Dr. Fabian Beier, Oberarzt der Medizinischen Klinik IV am Universitätsklinikum Aachen.

Das Team um die drei Wissenschaftler konnte nun erstmals zeigen, dass besondere Formen von Immunzellen (T-Lymphozyten) bestimmte Strukturen auf Vorläuferzellen der Blutbildung erkennen und eliminieren können. In ihrer Arbeit, die vor kurzem in der renommierten Fachzeitschrift Blood erschien, stellen sie eine Verbindung zwischen den Zielstrukturen auf Vorläuferzellen bei der Aplastischen Anämie und der weit verbreiteten Infektion mit dem Epstein-Barr Virus (EBV) her.

„Obwohl die Ergebnisse unserer Arbeit keinen direkten Einfluss auf die Behandlung der erworbenen Aplastischen Anämie haben, stellen sie einen Durchbruch im Verständnis der Entstehung der Erkrankung dar. Das wiederum kann in Zukunft hohe Relevanz für eine mögliche Prävention chronischer Virusinfektionen wie zum Beispiel mit dem Epstein-Barr-Virus oder Zytomegalie-Virus“ haben, ordnet Professor Hansmann die Studienerkenntnisse ein.

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