Labor & Diagnostik

Optimaler Schutz vor Typ-2-Diabetes

21.06.2024 - Forschende des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung plädieren dafür, zusätzlich zur Gewichtsreduktion die Normalisierung der Blutzuckerwerte mit in die Leitlinien aufzunehmen.

Wie schützt man sich so gut wie möglich vor Typ-2-Diabetes? Das Gewicht zu reduzieren ist die Maßnahme, die wohl in jeder Arztpraxis an erster Stelle steht. Wird ein Prädiabetes diagnostiziert, ist die Gewichtsabnahme umso wichtiger, damit der Diabetes sich nicht manifestiert. Und auch in den entsprechenden Leitlinien ist sie verankert. Forschende des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) plädieren nun dafür, zusätzlich die Normalisierung der Blutzuckerwerte mit in die Leitlinien aufzunehmen. Denn die Kombination dieser beiden Maßnahmen hat sich jetzt in einer Studie als der beste Schutz vor Diabetes Typ 2 erwiesen.

Menschen mit Prädiabetes wird empfohlen, ihr Gewicht zu reduzieren, um einem manifesten Diabetes vorzubeugen. Forschende des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen von Helmholtz Munich an der Universität Tübingen, einem Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD), konnten jetzt gemeinsam mit US-Kollegen im renommierten „Diabetes Prevention Program (DPP)“ erstmals zeigen, dass Menschen den besten Diabetes-Schutz erreichen, wenn sie ihr Gewicht reduzieren und zugleich die Blutzuckerregulation normalisieren. Im Fachblatt „Diabetologia“ plädieren die Autoren dafür, die Normalisierung der Blutzuckerwerte bei Prädiabetes als Therapieziel in die Leitlinien aufzunehmen, um die Prävention von Typ-2-Diabetes zu verbessern.

Diabetes ist weit verbreitet und geht mit einem erhöhten Risiko für eine Reihe lebensbedrohlicher Folgeerkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt und Nierenversagen einher. „Um der Entstehung der Erkrankung vorzubeugen, sind frühe Therapien bereits im Stadium des Prädiabetes, einer Vorstufe von Typ-2-Diabetes, wichtig. Durch unsere Ergebnisse können die Ziele dieser frühen Lebensstilinterventionen verändert werden, um insgesamt die Entstehungsraten des Diabetes zu reduzieren“, erklärt Erstautor Reiner Jumpertz-von Schwartzenberg.
 

Prädiabetes erhöht Diabetesrisiko drastisch

Ein Prädiabetes wird diagnostiziert, wenn noch kein manifester Typ-2-Diabetes vorliegt, aber der Nüchternblutzucker bereits erhöht und die Glukosetoleranz gestört ist. Um zu verhindern, dass aus dem Prädiabetes ein Diabetes wird, wird betroffenen Patientinnen und Patienten geraten, ihr Gewicht zu reduzieren. US-amerikanische Leitlinien der American Diabetes Association (ADA) empfehlen zum Beispiel, das Körpergewicht um mindestens 7 Prozent zu senken. Die Grundlage dieser Empfehlung ist die DPP-Studie.

Das Forschungsteam von der Abteilung Innere Medizin IV, Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie an der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen, vom Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen von Helmholtz Munich in Tübingen und vom Phoenix Epidemiology and Clinical Research Branch am National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases in Phoenix, USA, untersuchte, ob diese Gewichtsabnahme ausreicht. Oder ob es zur Vorbeugung von Diabetes nicht besser ist, zusätzlich die Blutzuckerwerte so zu reduzieren, dass der Prädiabetes in Remission geht.
 

Prävention durch einjährige Lebensstilintervention

Sie analysierten Daten von 480 Menschen mit Prädiabetes, die am US-amerikanischen Diabetes Prevention Program (DPP) teilgenommen und durch eine einjährige Lebensstilintervention mindestens 7 Prozent ihres Körpergewichts verloren hatten. Bei 114 von ihnen ging im Rahmen der Intervention auch der Prädiabetes in Remission, das heißt ihr Nüchternblutzucker, ihre Glukosetoleranz und ihr HbA1c hatten sich normalisiert. Die Mehrheit der 366 Studienteilnehmenden hatte es jedoch trotz erfolgreicher Gewichtsreduktion nicht geschafft, ihre Blutzuckerregulation wesentlich zu verbessern. Ihr Prädiabetes war zum Ende der Intervention nicht in Remission.

Die Forschenden stellten fest, dass in der Gruppe, die abgenommen und eine Prädiabetes-Remission erreicht hatte, deutlich weniger Menschen im weiteren Verlauf einen manifesten Diabetes entwickelten. Die zusätzliche Remission des Prädiabetes erbrachte eine relative Risikoreduktion für die Diabetesentwicklung von 76 Prozent im Vergleich zu denjenigen, die keine Normalisierung ihrer Blutzuckerwerte erreicht hatten. Die absolute Risikoreduktion war höher als 10%.

„In der Gruppe mit zusätzlicher Remission des Prädiabetes kam es in den ersten knapp 4 Jahren nach der Lebensstilintervention sogar zu überhaupt keiner Erkrankung an Typ-2-Diabetes“, berichtet Letztautor Andreas Birkenfeld. „In der Gruppe, die ‚nur‘ abgenommen hatte, entwickelten in diesem Zeitraum dagegen schon einige Studienteilnehmende einen manifesten Diabetes.“

Jumpertz-von Schwartzenberg und Birkenfeld ziehen ein klares Fazit: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Remission des Prädiabetes zusätzlich zur Gewichtsreduktion einen weiteren deutlichen Vorteil bringt. Wir propagieren daher, dass das Ziel der Prädiabetes-Remission in die Zielsetzung der Praxisleitlinien mit aufgenommen werden sollte, um die Prävention des Typ-2-Diabetes maßgeblich zu verbessern.“

Kontakt

Deutsches Zentrum für Diabetesforschung

Ingolstädter Landstraße 1
85764 Oberschleißheim

+49 89 31872086

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