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Orales Antithrombotikum Rivaroxaban zeigt neue Perspektiven auf

23.02.2011 -

Kein orales Antithrombotikum wird derzeit mit so vielen Patienten und in so vielen Indikationen untersucht wie Rivaroxaban (Xarelto). Die Studien schließen mehr als 65.000 Patienten ein, die Anwendungsgebiete umfassen die Primär- und Sekundärprophylaxe sowie die Akutbehandlung thromboembolischer Ereignisse in verschiedensten Risikokollektiven. Damit hat Rivaroxaban das Potenzial, zum Antithrombotikum mit den meisten zugelassenen Indikationen zu werden.

Überlegene Wirksamkeit in der Thrombose-Prophylaxe nach Hüft- und Knie-TEP

In der Thrombose-Prophylaxe nach elektivem Hüft- und Kniegelenkersatz bei erwachsenen Patienten ist der Faktor-Xa-Inhibitor bereits dabei, sich fest zu etablieren. Als Grund nannte Dr. Patrick Mouret, Frankfurt, die überlegene Wirksamkeit und vergleichbare Sicherheit gegenüber dem bisherigen VTE-Prophylaxestandard, einem niedermolekularen Heparin (NMH).(1-5) "So ist nach eigener Erfahrung die Inzidenz symptomatischer Ereignisse vor allem in der Kniegelenkendoprothetik unter Rivaroxaban rückläufig." Weiter spreche das günstige Wechselwirkungsprofil für den Faktor-Xa-Inhibitor. "Rivaroxaban kann beispielsweise zusammen mit Thrombozytenaggregationshemmern gegeben werden", bestätigte Mouret. Schließlich erleichtere die postoperative Gabe von Rivaroxaban auch die regional- und allgemeinanästhetischen Verfahren und stoße bei Pflegenden und Patienten auf breite Akzeptanz.

Wirksame VTE-Therapie mit nur einer Substanz

Auch in der Akuttherapie der tiefen Venenthrombosen (TVT) und Sekundärprophylaxe venöser Thromboembolien (VTE) werden neue therapeutische Optionen dringend benötigt, wie Prof. Dr. Ulrich Hoffmann, München, deutlich machte. Der bisherige Standard - eine Initialbehandlung mit unfraktionierten Heparinen (UFH), niedermolekularen Heparinen (NMH) oder Fondaparinux und dazu überlappend einem Vitamin-K-Antagonisten (VKA) - habe trotz der erwiesenen Wirksamkeit zahlreiche Nachteile. "UFH, NMH und Fondaparinux müssen parenteral appliziert werden, bei VKA fallen vor allem deren geringe therapeutische Breite, die Notwendigkeit eines regelmäßigen Gerinnungsmonitorings sowie die zahlreichen Wechselwirkungen mit Nahrungs- und Arzneimitteln ins Gewicht", so Hoffmann. Eine entscheidende Verbesserung erhoffe man sich von Rivaroxaban, das als Monotherapie einen besseren therapeutischen Gesamtnutzen bietet, oral verabreicht wird und ein günstiges pharmakologisches Profil habe.

Signifikanter Nutzen der Langzeitprophylaxe bei VTE

"Tatsächlich erwies sich Rivaroxaban in der EINSTEIN DVT-Studie zur Akutbehandlung venöser Thromboembolien als mindestens ebenso wirksam wie die Kombination aus NMH und VKA und zeigte dabei einen besseren therapeutischen Gesamtnutzen", sagte Hoffmann.(1,6) Der therapeutische Gesamtnutzen (net clinical benefit) war definiert als die Kombination aus dem primären Wirksamkeitsendpunkt und schweren Blutungen. In der EINSTEIN-Extension-Studie zur Sekundärprophylaxe venöser Thromboembolien reduzierte Rivaroxaban das Risiko einer erneuten symptomatischen Thromboembolie im Vergleich zu Placebo um 82 Prozent.(6) "In beiden Studien erwies sich Rivaroxaban als sicher, Hinweise auf eine Lebertoxizität wurden nicht beobachtet", sagte Hoffmann. "Damit hat der Faktor-Xa-Inhibitor das Potenzial, die Antikoagulation bei venösen Thromboembolien entscheidend zu verbessern und die Therapie erheblich zu vereinfachen."

Rivaroxaban: Weitere Indikationen und Optionen in 2011

Rivaroxaban wurde in zwei weiteren Indikationen klinisch getestet. Die Phase-III-Studie ROCKET AF(7) liefert Daten zur Schlaganfallprophylaxe bei Patienten mit Vorhofflimmern, die Phase-III-Studie MAGELLAN(8) zur Prophylaxe venöser Thromboembolien bei hospitalisierten Patienten mit akuten internistischen Erkrankungen. Rivaroxaban wird darin mit dem jeweiligen Behandlungsstandard - Vitamin-K-Antagonisten beziehungsweise niedermolekularen Heparinen - verglichen. Auch in diesen Indikationen erhoffen sich Experten von Rivaroxaban entscheidende Therapieverbesserungen. In der ROCKET AF-Studie zeigte sich nicht nur die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit von Rivaroxaban. Die einfache orale Gabe von nur einer Tablette täglich ohne routinemäßiges Gerinnungsmonitoring könnte zukünftig eine gute Alternative zur heutigen Standardtherapie bedeuten. Prof. Dr. Erland Erdmann, Köln, und Prof. Dr. Sylvia Haas, München, wiesen daher auf die hohe klinische Bedeutung der Studiendaten hin, die noch im Laufe des Jahres publiziert werden.

Quellen:

  1. Journalisten-Workshop 2011. Vom Bein bis zum Kopf - Strategien und Perspektiven in der Antithrombose 21. bis 22. Februar 2011, Kloster Irsee
  2. Eriksson BI et al. N Engl J Med 2008; 358: 2765-2775
  3. Kakkar AK et al. Lancet 2008; 372: 31-39
  4. Lassen MR et al. N Engl J Med 2008; 358: 2776-2786
  5. Turpie AGG et al. Lancet 2009; 373: 1673-1680
  6. The EINSTEIN Investigators, N Engl J Med 2010; 363 (26): 2499-2510
  7. ROCKET AF, Jahreskongress der American Heart Association, November 2010, Chicago
  8. Data on file

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