Aus den Kliniken

Pankreaskrebs: Frühe Diagnose erhöht Überlebenschance

16.11.2023 - Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine der aggressivsten Tumorerkrankungen und mit einer hohen Sterblichkeit verbunden. Aufgrund verbesserter und weit verbreiteter bildgebender Diagnoseverfahren gelingt es jedoch immer häufiger, bereits Vorstufen dieser Krebsart zu entdecken.

Die fächerübergreifende Interpretation des Befundes und die Behandlung an einem spezialisierten Zentrum ermöglichen es dann in vielen Fällen, die Geschwulst zu entfernen, bevor sie sich zu einem gefährlichen Karzinom entwickelt. Anlässlich des Welt-Pankreaskrebstags am 16. November 2023 machen Behandelnde und Betroffene auf die Krankheit aufmerksam. Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden und das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) beteiligen sich mit einem visuellen Zeichen und zeigen damit Hoffnung und Solidarität mit Patientinnen und Patienten. Von 16.30 bis 21 Uhr erstrahlt das NCT/UCC-Gebäude auf dem Campus der Hochschulmedizin Dresden in der Johannstadt in kräftigem Lila.

Eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist vor allem in einem frühen Stadium tückisch – denn sie verursacht kaum oder nur unspezifische Symptome. Weil der Pankreaskrebs zu den aggressivsten Krebsarten zählt und oft sehr spät erkannt wird, überleben nur rund elf Prozent der Erkrankten die ersten fünf Jahre nach der Diagnose. Jährlich bekommen etwa 19.000 Deutsche die schockierende Nachricht, dass ihre Bauchspeicheldrüse von Krebs befallen ist – Tendenz steigend. Die demografische Entwicklung und Risikofaktoren wie Rauchen und hoher Alkoholkonsum sind nur einige Gründe für die steigenden Fallzahlen. Und doch gibt es eine Entwicklung, die Hoffnung macht: Es gibt immer mehr Zufallsbefunde, bei denen eine frühe Veränderung der Bauchspeicheldrüse festgestellt wird. Zeitige Befunde sind aufgrund der immer besser werdenden Qualität der bildgebenden Verfahren häufiger möglich. Mithilfe von Computertomographie (CT) und Magnetresonanztherapie (MRT) werden so bereits Krebsvorstufen aufgespürt und entsprechend therapiert. „Bei richtiger Diagnose und Therapie haben wir in diesen Fällen sehr gute Chancen, die Entstehung von Pankreaskrebs zu verhindern“, sagt Prof. Jürgen Weitz, Direktor der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie (VTG) am Uniklinikum und Mitglied im geschäftsführenden Direktorium des NCT/UCC.

Zeitige Diagnose erhöht Überlebenschance

Der Krankheitsverlauf von Ronny Beulke zeigt, wie wichtig eine frühe Diagnose insbesondere bei dieser aggressiven Krebsart ist. 2016 veränderte sich das Leben des damals 45-jährigen Dresdners von einem Moment auf den anderen. Er ist zum Zeitpunkt der Diagnose vergleichsweise jung. Weil seine Augäpfel extrem gelb verfärbt sind, sucht er seinen Hausarzt auf, der ihn sofort ins Uniklinikum schickt. Bis auf einen zunehmenden Gewichtsverlust hatte Ronny Beulke bis zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Symptome. Umso schockierender trifft ihn nach einigen Untersuchungen die Diagnose: Pankreaskrebs. „Meine erste Frage an den Arzt war: Wie lange lebe ich noch?“, erinnert er sich heute.

In einer Operation entfernten die Bauchspezialistinnen und -spezialisten des Uniklinikums seinen Tumor. Darauf folgte eine adjuvante Chemotherapie. „Das war eine harte Zeit. Ich war sehr geschwächt“, sagt Ronny Beulke. Mithilfe seiner Familie bewältigt er diese körperliche Herausforderung. Inzwischen gilt der 52-Jährige als geheilt, hat geheiratet und ist im vergangenen Jahr noch einmal Vater geworden. Seine Geschichte zeigt, dass Pankreaskrebspatientinnen und -patienten mit einer Diagnose in jungen Jahren eine sehr gute Chance auf Heilung haben.

Doch auch hier kommt es auf die richtige Behandlung an. Das Universitätsklinikum Dresden hat für nahezu alle Krebsarten interdisziplinäre Zentren aufgebaut, die unter dem Dach des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) arbeiten – darunter ein von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziertes Viszeralonkologisches Zentrum mit besonderer Expertise für Tumoren des Darms, der Bauchspeicheldrüse, des Magens, der Leber und der Speiseröhre. Allein rund 150 operative Eingriffe jährlich werden am Uniklinikum im Fall einer Pankreaskrebserkrankung vorgenommen. „Die komplette Entfernung des Tumors ist aktuell nach wie vor die einzige Chance auf Heilung“, sagt Prof. Lena Seifert, geschäftsführende Oberärztin der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie und Leiterin der Pankreassprechstunde. In ihrer Forschungsarbeit untersucht die Expertin Gewebe- und Blutproben zahlreicher Pankreaspatientinnen und -patienten, um neue Biomarker und therapeutische Zielstrukturen aufzuspüren. Ein Ziel ist es, dass bereits Hausärztinnen und -ärzte anhand eines bestimmten Markers erste Hinweise auf eine Krebserkrankung feststellen, ähnlich wie das mithilfe des PSA-Wertes bei Prostatakrebs möglich ist.

Sollte eine Operation erforderlich sein, stehen am Uniklinikum hochmoderne Verfahren zur Verfügung. „Mit dem robotergestützten Da-Vinci-OP-System können wir in Schlüssellochtechnik hochpräzise und mit geringem Blutverlust operieren. Das fördert einen schnellen Heilungsprozess“, sagt Prof. Jürgen Weitz. Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum, betont, wie wichtig die große Expertise in der Hochschulmedizin Dresden ist, um einen so aggressiven Krebs zu bekämpfen. „Die erfolgreiche Behandlung von Krebsvorstufen wie auch die Fortschritte in der Therapie von Pankreaskrebs zeigen, dass Patientinnen und Patienten in hochdifferenzierten, interdisziplinär organisierten Zentren mit einem sehr erfahrenen chirurgischen Team behandelt werden sollten“, sagt er.

Kochkurse für eine gesunde Ernährung

Trotz gebündelter Expertise und Erfolgen in der Vermeidung und Therapie dieser schweren Erkrankung bedarf es weiterer finanzieller und ideeller Unterstützung, um das ganze Potenzial moderner Krebsmedizin und -forschung für Betroffene zugänglich zu machen. Dazu gehören auch Erkenntnisse bezüglich der fördernden Wirkung von Sport und Ernährung während und nach der Therapie. Anlässlich des Welt-Pankreaskrebstags, der in Deutschland von TEB e.V. Selbsthilfe (Tumore und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse) mit initiiert wird, setzt die Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Uniklinikums Dresden gemeinsam mit dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) ein farbenfrohes Zeichen und lässt erneut ein prominentes Gebäude – dieses Mal auf dem Campus des Klinikums selbst – in der Aktionsfarbe Lila erstrahlen. In den vergangenen Jahren hat die Hochschulmedizin Dresden bereits die Semperoper, das Blaue Wunder, das Lingner Schloss und zuletzt zwei Elbdampfer anlässlich des Welt-Pankreaskrebstags in Lila getaucht.

Kontakt

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus ­Dresden

Fetscherstr. 74
01307 ­Dresden
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