Gesundheitspolitik

Path to Cure-Heilung der chronischen myeloischen Leukämie scheint möglich

20.12.2010 -

Das von der Europäischen Union geförderte European LeukemiaNet (ELN) hat ein großes Ziel: Den erfolgreichen Kampf gegen die Leukämie. Verschrieben hat sich diesem Ziel auch das Pharmaunternehmen Novartis. Der vor drei Jahren zwischen den beiden bedeutenden Partnern geschlossene wissenschaftliche Kooperationsvertrag EUTOS (European Treatment and Outcome Study) für die chronische myeloische Leukämie (CML) geht jetzt in die Verlängerung. In das erfolgreiche Projekt investiert Novartis noch einmal 6 Mio. € über einen Zeitraum von zwei Jahren. Im Jahr 2007, nach Abschluss des initialen Vertrags, hatte Novartis bereits 14 Mio. € zur Verfügung gestellt.

Mit der Weiterführung ihrer Kooperation haben die beiden Partner des EUTOS-Projekts ihre Erwartungen noch höher gesteckt, nämlich die chronische myeloische Leukämie durch weniger invasive Therapien als eine Knochenmarktransplantation oder durch eine medikamentöse Therapie heilen zu können. Dies erscheint aus heutiger Sicht erreichbar. Und hierzu ist ein neues Projekt initiiert worden mit dem Titel: „Path to Cure" - Weg zur Heilung.

Als die Keimzelle des Projektes, die Studiengruppe CML, im Jahr 1982 gegründet wurde, betrug die erwartete mittlere Überlebenszeit von Patienten mit CML nur etwa drei bis vier Jahre. Heute nähert sie sich einer normalen Lebenserwartung an - nicht zuletzt durch die Aktivitäten des Europäischen Leukämienetzes und insbesondere durch Entwicklung und Einsatz des Medikaments Imatinib der Firma Novartis. Imatinib ist ein so genannter Tyrosinkinase-Inhibitor, welcher genau an der Stelle in der Leukämiezelle angreift, die für die Krebsentstehung verantwortlich ist. Neue, noch gezieltere Therapien wie Nilotinib - ebenso von Novartis - demonstrieren die Selbstverpflichtung beider Vertragspartner, die Perspektive für Patienten mit CML auch in Zukunft noch weiter zu verbessern - idealerweise bis hin zur Heilung.

Herzstück des EUTOS-Projektes ist ein europaweites Patientenregister zur CML, das weiter ausgebaut werden soll. Diese Datenbank ist die erste ihrer Art, die die Qualität der verschiedenen Therapien der CML in europäischen Ländern erfasst und damit auch ein Prognose-Modell ermöglicht. Da Leukämien eher seltene Erkrankungen sind, kann ein wirklich umfangreiches Register nur über eine internationale Zusammenarbeit aufgebaut werden. Um ein möglichst reales Bild des europaweiten Umgangs mit dieser Erkrankung zu erhalten, werden Patienten aus verschiedenen repräsentativen Regionen Europas erfasst. Das Register umfasst mittlerweile qualitätskontrollierte Daten von 4.500 Erkrankten.

„Mit der Fortführung des Programms werden wir Zugang zur größten CML-Datensammlung haben, die jemals dokumentiert wurde", so Professor Dr. Rüdiger Hehlmann, der Koordinator des Europäischen Leukämie-Netzes und die treibende Kraft der Leukämieforschung. Ein solches zentrales Register ist aus epidemiologischer, wissenschaftlicher und klinischer Sicht hoch interessant für die Erforschung der Leukämien.

Für die Analyse der Leukämieproben wie Blut oder Knochenmark stehen inzwischen in fast allen europäischen Ländern standardisierte Labors zur Verfügung. Hier werden im Blut der Patienten quasi einzelne Krebszellen mittels PCR-Technik detektiert und somit selbst minimale „Rest-Erkrankungen" auf molekularer Ebene nachgewiesen. Dadurch kann der Behandlungsplan individuell ausgerichtet und der Therapieerfolg kontrolliert werden. Wichtig für die Vergleichbarkeit der erhobenen Laborbefunde in den verschiedenen Ländern ist, dass Methodik und Auswertung in allen Laboren standardisiert werden. Dabei soll auch die Sensitivität der Diagnostik noch weiter erhöht werden. Dieser Standardisierungs-Prozess läuft innerhalb des EUTOS-Projektes und umfasst derzeit für das molekulare Monitoring 59 standardisierte Labore in 28 Ländern. Damit ist die im Projekt ursprünglich vereinbarte Zahl mit neun zusätzlichen Labors klar übertroffen.

Das pharmakologische Monitoring der Therapie mit dem Tyrosinkinase-Inhibitor Imatinib, ebenfalls ein Projekt im Rahmen der Kooperation, wurde mit einer Publikation abgeschlossen.
Ein weiteres Projekt, das sich die Partner analog den Vorgaben der europäischen Kommission für multi-nationale europäische Projekte auf die Fahnen geschrieben haben, ist die Information und Aufklärung, die so genannte „Spread of Excellence". Das Projekt hat in den vergangenen drei Jahren dazu beigetragen, dass Ärzte und Wissenschaftler der beteiligten Länder auf dem Gebiet der chronischen myeloischen Leukämie kontinuierlich fortgebildet werden - durch jährliche Symposien, zahlreiche Vorträge europaweit, Aktionstage für junge Hämatologen, Schulungen sowie Informationsmaterial auch im Internet. Primär geht es darum, Ärzten und Wissenschaftlern Informationen viel leichter als bisher zugänglich zu machen. Aber auch die Information der Öffentlichkeit wird unterstützt.

EUTOS ist ein erfolgreiches Projekt der public-private-partnership von Akademie - des an der Medizinischen Fakultät Mannheim angesiedelten Europäischen Leukämienetzes -- und Industrie - Novartis, eines der führenden pharmazeutischen Unternehmen in Europa - im Dienste der europaweiten Erforschung der Leukämie.

European LeukemiaNet (ELN)

Das an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg angesiedelte Europäische Leukämienetz ist eines der größten internationalen Kooperationsprojekte der Universität Heidelberg. Das ELN etablierte sich im Jahr 2002, in das sich führende Leukämie-Studiengruppen und ihre interdisziplinären Partner integrierten. Ab 2004 wurde es als Exzellenznetzwerk von der Europäischen Union gefördert. Die engere Zusammenarbeit der verschiedenen, bereits bestehenden Netzwerke in Europa verstärkte die wissenschaftlichen und technologischen Leistungen der Leukämie-Forschung.

Das „Network of Excellence" besteht aus über 1.000 beteiligten Wissenschaftlern und Ärzten in 175 Institutionen und 33 Ländern, die sich darum bemühen, zeitnah das Wissen und die Expertise im Bereich der Leukämien und assoziierter Erkrankungen weiterzugeben. Die ELN-Mitglieder arbeiten weltweit und erstellen aktuelle und kritische Leitlinien für Therapieoptionen sowie Empfehlungen zu neuen Behandlungsmöglichkeiten. Bislang wurden mehr als 25 Management-Empfehlungen und Leitlinien zu Diagnose und Therapien veröffentlicht.

Das ELN fördert zahlreiche nationale und internationale Studien und europäische Register, um die Umsetzung der Empfehlungen in die klinische Praxis zu ermöglichen. Dadurch werden so viele Patienten wie möglich durch kontrollierte prospektive Studien registriert, dokumentiert und behandelt. All das bildet die Grundlage für eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung in Europa.

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