Paul-Martini-Preis für Forschung zur wirksameren Behandlung der Herzschwäche
23.04.2021 - Am 19. April 2021 erhielt Prof. Dr. Dr. med. Thomas Thum, Kardiologe an der Medizinischen Hochschule Hannover und Direktor des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin in Hannover, den Paul-Martini-Preis für die Konzeption und erste Erprobung einer neuen Therapieform der Herzschwäche – auch Herzinsuffizienz genannt.
Der Preis wird jährlich von der Paul-Martini-Stiftung, Berlin, für herausragende Leistungen in der klinisch-therapeutischen Arzneimittelforschung verliehen. Er ist mit 50.000 Euro dotiert.
„Die chronische Herzinsuffizienz, an der allein in Deutschland über 2 Millionen Menschen leiden, ist bislang nur eingeschränkt behandelbar. Doch Professor Thum hat mit seinem Team neue therapeutische Angriffspunkte identifiziert, hat darauf aufbauend einen Wirkstoff entwickelt und ihn nun erstmals erfolgreich mit Patienten erprobt. Das macht Hoffnung auf Therapiefortschritt und ist ein hervorragendes Beispiel für Translation vom Labor zur Therapie.“ So würdigte Prof. Dr. Stefan Endres (Universität München) den Preisträger im Namen der sechsköpfigen Jury.
Zu Herzinsuffizienz kommt es häufig durch Umbauvorgänge am Herzen, das dabei an Pumpleistung verliert. Wie Thum herausfand, spielen hierbei Veränderungen der Genaktivität in den Herzmuskelzellen eine wesentliche Rolle. Darauf aufbauend entwickelten Thum und Team Wirkstoffe, die verschiedene an der Genregulation der Zellen beteiligte Moleküle regulieren. Nach positiven Ergebnissen in Modellorganismen konnten sie den Wirkstoff CDR132L schließlich in einer ersten Studie mit 28 Patienten erproben. Dabei erwies sich der sogenannte MicroRNA-Blocker als gut verträglich, und es fanden sich Hinweise auf eine therapeutische Wirksamkeit. Nun ist eine weitere Studie mit mehr Patienten geplant.
Der Wirkstoff CDR132L ist eine synthetische RNA; genauer eine Antisense-RNA, die ein anderes RNA-Molekül abfangen kann (hier: miR-132). Zugelassene Wirkstoffe dieses Typs gibt es in der Medizin bisher erst drei.
Chronische Herzinsuffizenz
Eine Herzschwäche bzw. Herzinsuffizienz liegt vor, wenn ein Herz außerstande ist, so viel Blut pro Minute zu pumpen, wie es zur Aufrechterhaltung der Versorgung des Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen erforderlich ist. Die Folge ist eine starke Einschränkung der Belastbarkeit des oder der Betroffenen.
Einer chronischen Herzinsuffizienz geht meist eine Schädigung des Herzens voraus, beispielsweise durch einen Herzinfarkt oder anhaltend hohen Blutdruck. Das Herz vergrößert sich dabei, gewinnt aber nicht an Pumpleistung; im Gegenteil. Mit den bisher verfügbaren Medikamenten lässt sich ein Fortschreiten der Erkrankung bremsen, aber in der Regel nicht dauerhaft aufhalten.
Der Preisträger
Prof. Dr. Dr. med. Thomas Thum wurde promoviert in klinischer Pharmakologie und molekularer Kardiologie. Nach Tätigkeiten an der Medizinischen Hochschule Hannover, am Imperial College London und an der Universitätsklinik Würzburg wurde er Professor und Kardiologe an der Medizinischen Hochschule Hannover und Direktor des dortigen Instituts für molekulare und translationale Therapiestrategien. Seit Anfang 2021 ist er zudem Direktor des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin in Hannover. 2016 gründete er das Unternehmen Cardior Pharmaceuticals, dessen Chief Scientific Officer er ist.
Professor Thum, Autor oder Co-Autor von mehr als 400 Originalpublikationen, hat schon etliche Forschungspreise gewonnen und hält über 40 Patente.
Die Paul-Martini-Stiftung
Die gemeinnützige Paul-Martini-Stiftung mit Sitz in Berlin fördert die Arzneimittelforschung sowie die Forschung über Arzneimitteltherapie und intensiviert den wissenschaftlichen Dialog zwischen medizinischen Wissenschaftlern in Universitäten, Krankenhäusern, der forschenden Pharmaindustrie, anderen Forschungseinrichtungen und Vertretern der Gesundheitspolitik und der Behörden. Träger der Stiftung ist der vfa, Berlin, mit seinen derzeit 47 Mitgliedsunternehmen.
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