Prof. Dr. Markus Naumann an die Universität Augsburg berufen
10.12.2021 - Die Universität Augsburg hat Prof. Dr. Markus Naumann auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Neurologie an ihrer Medizinischen Fakultät berufen. Der renommierte Neurologe ist Experte für neurologische Erkrankungen, die zu Bewegungsstörungen führen.
Ebenfalls in sein Gebiet fällt die Behandlung von Schlaganfällen, dem häufigsten Krankheitsbild am Augsburger Universitätsklinikum. Hier gilt sein Forscherinteresse auch der Frage, inwiefern Wetter, Klima und verschiedenste andere Umweltfaktoren das Auftreten und den Verlauf der bedrohlichen Erkrankung beeinflussen.
„Herr Professor Naumann hat seit der Gründung der Universitätsmedizin mit interdisziplinären Projekten die Forschung in den Bereichen Umwelt und Gesundheit sowie Medizininformatik vorangetrieben. Ich freue mich sehr, dass wir ihn nun an die Netzwerkuniversität Augsburg berufen konnten“, würdigt Universitätspräsidentin Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel den Neuberufenen. Schwerpunkt der klinischen Behandlungen des Neurologen bilden Schlaganfälle mit circa 2.000 Betroffenen im Jahr. Die Auswirkungen der Umwelt auf diese häufige Erkrankung hat Naumann sehr früh in den Blick genommen. Sein besonderes Interesse gilt außerdem der Behandlung von Krankheiten, die Bewegungsstörungen hervorrufen, beispielsweise Parkinson oder Dystonie. 2020 konnte er ein eigenes Zentrum für Gang- und Bewegungsstörungen an seiner Klinik gründen und mithilfe einer Förderung durch den Bezirk Schwaben apparativ hochmodern ausstatten. „Für seine innovative Behandlung von Spastik und Dystonie durch Botulinumtoxin genießt Prof. Naumann hohes fachliches nationales und internationales Renommee“, betont Prof. Dr. Martina Kadmon, Gründungsdekanin der Medizinischen Fakultät.
Schlaganfall als Umwelterkrankung Nummer 1
Laut der Weltgesundheitsorganisation ist der Schlaganfall mit jährlich 2,5 Millionen Todesfällen weltweit die häufigste Todesursache bei umweltbedingten Erkrankungen. „Die Zusammenhänge von Ursache und Wirkung sind bei Umwelterkrankungen meist leider schwer nachzuweisen“, erklärt der Neuberufene. „In Augsburg haben wir jedoch einen Standortvorteil, der sich als Alleinstellungsmerkmal erweist: Wir erfassen an meiner Klinik nahezu lückenlos sämtliche Daten aller Schlaganfälle von circa 0,7 Millionen Einwohnern, was eine hervorragende Datenbasis abgibt. In einer Studie konnten wir so nachweisen, dass bestimmte Wetterlagen einen ungünstigen Einfluss auf das Schlaganfallgeschehen in der Region hatten“, führt Naumann weiter aus.
In Zukunft soll Risikopatientinnen und -patienten sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gesundheitswesen eine Gesundheitsvorhersage an die Hand gegeben werden, um das Schlaganfall-Risiko zu reduzieren. Aktuelle Studien an seiner Klinik befassen sich mit potenziellen Umwelteinflüssen auf Schlaganfälle sowie Parametern, die zur Abschätzung der Prognose nach einem Schlaganfall dienen können. „Besonders wichtig ist mir, die Nachsorge von Schlaganfall-Patienten zu verbessern, die derzeit in Deutschland noch nicht ausreichend etabliert ist“, betont der Neurologe.
Gezieltere Behandlung von Multipler Sklerose dank Big Data
Jährlich wird bei mehr als 10.000 Menschen Multiple Sklerose neu diagnostiziert, dabei erkranken Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer. In der Regel trifft die entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark umfasst, junge Menschen zwischen 20 und 40 Jahren. „Die Krankheit lässt noch viele Fragen unbeantwortet und ist in Verlauf, Beschwerdebild und Therapieerfolg so unterschiedlich, dass sich allgemeingültige Aussagen nur bedingt machen lassen“, bemerkt Naumann.
Eine große Hilfe für eine gezieltere Behandlung bietet die Informatik. Der Neurologe ist mit seiner Klinik wichtigster klinischer Partner des Konsortiums „Data Integration for Future Medicine“ (DIFUTURE), das vom BMBF gefördert wird. „Durch die Sammlung und Auswertung einer enormen Anzahl an Patientenfällen, die nur noch in digitalisierter Form möglich ist, möchten wir herausfinden, welche Medikamente bei einer Patientin ganz individuell am besten wirken werden. Das spart wertvolle Zeit bei der Behandlung der Krankheit, die sonst rasch voranschreitet und irreversible Schäden anrichtet“, erläutert der Neurologe das ambitionierte Forschungsprojekt.
Zur Person
Prof. Dr. Markus Naumann studierte Humanmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg und wurde dort 1988 promoviert, im selben Jahr erhielt er seine Ärztliche Approbation. 1994 erfolgte die Facharztanerkennung Neurologie, 1997 die Habilitation und 2003 die Anerkennung Spezielle Neurologische Intensivmedizin. Nach beruflichen Stationen am Universitätsklinikum Würzburg wurde Naumann 2004 zum Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurophysiologie am Universitätsklinikum Augsburg berufen. Seit dem 1. Dezember 2021 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Neurologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg.
Der Neurologe ist Mitglied in zahlreichen Fachgremien und erhielt mehrere nationale und internationale Preise, darunter den renommierten Mertens-Preis der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und den Oppenheim-Preis der Deutschen Dystonie Gesellschaft. Seine klinisch-wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Bewegungsstörungen (M. Parkinson, Dystonie, Spastik), Klinische Neurophysiologie, Botulinumtoxin sowie den Zusammenhängen von Schlaganfall und Umwelt.