Prof. Jan Schmitt ist Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie am DGD Diakonie-Krankenhaus Wehrda
04.10.2024 - Seit 1. September 2024 ist Professor Jan Schmitt neuer Chefarzt für Unfallchirurgie und Orthopädie am DGD Diakonie-Krankenhaus Wehrda. Zudem wird PD Dr. Oliver Weber als neuer Sektionsleiter für Unfallchirurgie und Traumatologie die Abteilung komplettieren.
Für Schmitt ist die neue Position in Wehrda quasi ein „Heimspiel“, denn der profilierte Mediziner ist in Marburg geboren und aufgewachsen, hat an der Philipps-Universität studiert und 18 Jahre lang am Universitätsklinikum gearbeitet. Im Jahr 2005 habilitierte er im Fach Orthopädie, für welches ihm im Jahr 2010 eine außerplanmäßige Professur durch die Philipps-Universität Marburg verliehen wurde. Auch danach lag seine berufliche Heimat in Mittelhessen: „Seit 2014 bin ich Chefarzt für Orthopädie und seit 2016 auch Leiter des Endoprothetikzentrums der Maximalversorgung am Standort Wetzlar der Lahn-Dill-Kliniken“, sagt der 53-Jährige.
Schmitt betont: „Ich bin ein Marburger Gewächs. Meine Eltern kommen aus dem Marburger Raum, meine Schwiegereltern wohnen in der Nähe, meine Kinder sind in Marburg zur Schule gegangen – ich bin hier einfach fest verwurzelt.“ So blieb Jan Schmitt der mittelhessischen Universitätsstadt auch während seiner Tätigkeit in Wetzlar treu. Orthopädie und Unfallchirurgie liegen offenbar in der Familie, denn: Schmitts Vater ist ebenso Unfallchirurg, wie sein Bruder, der eine Praxis in Wetter betreibt.
Nun wechselt Professor Jan Schmitt also zum „Marburger Krankenhaus mit Herz“. Warum? „Wehrda ist neben dem Maximalversorger immer schon ein wichtiger medizinischer Standort in Marburg und der Region, der auch extrem sinnvoll ist“, sagt er. In Wehrda will der Professor die Abteilung für Orthopädie deutlich ausweiten. „Ich möchte die Rheuma-Orthopädie und die hochgradig komplexe Revisionsendoprothetik etablieren, die mir beide sehr am Herzen liegen.“ Der Aufbau sei „sehr reizvoll“, noch dazu gebe es viel Potenzial, ist sich der Mediziner sicher.
Den Herausforderungen des Neuanfangs stellt er sich gerne: „In Wetzlar habe ich das Endoprothetikzentrum aufgebaut, das die höchste Zertifizierungsstufe EPZmax erreicht hat“ – als einziges EPZ dieser Stufe in Mittelhessen. „Wir haben auch den Standort Dillenburg wiederaufgebaut – mit Aufbauarbeit kenne ich mich also aus“, sagt er lachend. Doch steht für Schmitt auch fest, „dass ein solcher Aufbau nicht bedeutet, bewährte Strukturen abzureißen. Im Gegenteil: Diese kann man sehr gut integrieren“, das jüngst re-zertifizierte Alterstraumazentrum mit der hervorragenden, interdisziplinären Zusammenarbeit sei geradezu wegweisend vor dem Hintergrund des demografischen Wandels.
Künstlicher Hüft-Ersatz ist „Operation des Jahrhunderts“
Schon früh war für Prof. Jan Schmitt klar, dass die Endoprothetik ein Schwerpunkt seiner Arbeit sein soll. Denn: „Durch neue Hüften oder neue Kniegelenke können wir Menschen eine Rückkehr in die Normalität ermöglichen. Nicht zuletzt hat Sir John Charnley, Pionier der Endoprothetik, den künstlichen Hüft-Ersatz als ,die Operation des Jahrhunderts‘ bezeichnet“, sagt Schmitt. Entsprechend früh hat er sich in diese Richtung qualifiziert, die erste Hüft-OP bereits 1996 vorgenommen. Und im Jahr 2000 setzte er erstmals einem Patienten als verantwortlicher Operateur eine Knieprothese ein. Tausendfach hat er seither dafür gesorgt, dass Menschen wieder unbeschwert am Leben teilnehmen können. Denn die überwiegende Zahl der Patienten ist nach der Hüft-OP tatsächlich beschwerdefrei, „die vergessen einfach, dass sie operiert sind“. Auch bei Menschen mit endoprothetischen Knien „nimmt die Lebensqualität unglaublich zu“, weiß Schmitt. „Nach der Operation können sie alles wieder machen – außer Skifahren auf der Buckelpiste und Fallschirmspringen“, so der neue Chefarzt lachend.
Komplexe Revisions-Eingriffe sind seine Expertise
„Die Expertise bei der Endoprothetik liegt aber nicht einzig darin, Menschen erstmals mit neuen Gelenken zu versorgen“, sagt der Mediziner. „Besonders herausfordernd sind die Revisions-Eingriffe sämtlicher Schwierigkeitsgrade.“ Bei diesen erhalten Patientinnen und Patienten, die bereits einen künstlichen Gelenk-Ersatz haben, neue Prothesen. „Es kommen Menschen aus ganz Deutschland zu mir“, sagt Schmitt, der sich auch auf Revisionen spezialisiert und weit mehr als 1.000 dieser Operationen vorgenommen hat. „Jeder Fall und jede Leidensgeschichte ist ganz individuell, wenn man in die OP geht, weiß man trotz sämtlicher Diagnostik und Bildgebung nie genau, was einen erwartet, man muss gut vorbereitet sein und neben einem Plan A auch einen Plan B und bestenfalls noch einen Plan C in der Tasche haben“. Die Revisions-Endoprothetik ist für Prof. Jan Schmitt quasi die Königsdisziplin, „und der kommt eine stetig höhere Bedeutung zu, weil die Menschen immer älter werden und auch immer jünger Prothesen implantiert bekommen“.
Dabei profitieren die Patienten im DGD Diakonie-Krankenhaus Wehrda von einer Jahrzehnte langen Kompetenz in der Endoprothetik, die mit einer engen Verzahnung der Abteilungen einhergeht. „Während es in anderen Häusern bis zu mehrere Wochen dauern kann, bis es zum Beispiel ein Röntgenbild gibt, hält der Arzt dieses hier nach maximal 30 Minuten in den Händen.“ In der Sprechstunde werde auch gleich die Versorgung besprochen und geplant, „das geschieht alles während eines einzigen Termins.“ Der Patient kommt, stellt sich erstmals vor, wird untersucht – und hat binnen kürzester Zeit nicht nur seine Diagnose, sondern auch einen individuellen
Rheuma-Orthopädie findet nun eine Heimat in Marburg
Dritter Schwerpunkt von Prof. Jan Schmitt ist die Rheuma-Orthopädie, die er nun in Marburg verwurzeln möchte. Rheuma umfasst mehrere hundert Erkrankungen, und zum Glück müssen nicht alle, die daran leiden, operiert werden. „Doch wenn es dazu komme, dann bedarf es einer großen Expertise.“ Und die hat der Orthopäde, denn er kooperiert bereits seit mehr als 20 Jahren mit dem Rheumazentrum Mittelhessen. „Diese lange und sehr intensive Kooperation bedeutet für die Patienten eine große Kontinuität. Ich freue mich, dass wir den Rheuma-Patienten nun auch in Marburg eine Versorgung bieten können, um ihren Alltag ein Stück weit zu erleichtern.“
Was macht den Mediziner zuversichtlich, dass sich das DGD Diakonie-Krankenhaus Wehrda vom großen Maximalversorger absetzen kann? „Die Diakonie ist dafür bekannt, dass sie eine sehr gute Pflege hat und patientenzentriert ist. Hier gibt es nicht die Anonymität eines riesigen Krankenhauses. Diese Individualität kann dabei helfen, dass es den Menschen schneller wieder besser geht“, ist er sich sicher. „Und die Patientinnen und Patienten wünschen sich eine solche Zuwendung auch.“ In Wehrda gebe es „mit der ausgezeichneten Intensivstation und durch die Anbindung der Geriatrie zwei wichtige Bausteine, die man benötigt, um die Patienten wieder fit zu kriegen.“
Wenn diese Bausteine ineinandergreifen und sie dazu führen, „dass man persönliche Patientengeschichten mit häufig langen Leidensgeschichten erlebt, denen die Operation hilft und es den Menschen dann besser geht – das treibt mich an und daraus ziehe ich meine Motivation“, sagt Schmitt.