Prof. Knut Mai übernimmt Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin
04.10.2024 - Prof. Knut Mai hat zum 1. Oktober die Professur für Innere Medizin mit Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin angetreten.
Damit verbunden ist die Leitung der Medizinischen Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin (einschließlich Arbeitsbereich Lipidstoffwechsel) der Charité. Der Hormon- und Stoffwechselexperte hatte diese Funktion bereits seit vergangenem Jahr kommissarisch inne und folgt auf Prof. Joachim Spranger, der Anfang 2023 das Amt des Dekans an der Charité übernahm.
Von Diabetes über Bluthochdruck und Schilddrüsenerkrankungen bis Krebs: Die Endokrinologie beschäftigt sich mit sehr vielfältigen Krankheiten. Ihnen gemeinsam ist, dass sie von hormonellen Prozessen im Körper beeinflusst werden. Viele von ihnen gehören zu den Seltenen Erkrankungen, betreffen also höchstens eine von 2.000 Personen. Das macht ihre Diagnose und Therapie zu einer besonderen Herausforderung.
Die Verschränkung der Schwerpunkte Endokrinologie, Stoffwechsel und Seltene Erkrankungen spiegelt sich in den Funktionen, die Knut Mai zusätzlich zur Klinikdirektion innehat: So wird er weiterhin den Fachbereich Endokrinologie & Stoffwechsel bei der Labor Berlin – Charité Vivantes GmbH, das Team Erwachsene des Berliner Centrum für Seltene Erkrankungen (BCSE) sowie den Studienstandort Berlin des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) leiten. Daneben ist er Leiter der Abteilung Humanernährung am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE).
Persönlich zugeschnittene Krebstherapien und Ernährungspläne
Knut Mai arbeitet darauf hin, Patient*innen mit endokrinologischen Erkrankungen neue Behandlungsansätze anbieten zu können, die immer stärker auf sie persönlich zugeschnitten sind. „Der Schlüssel dazu sind innovative Diagnostik sowie eine gute interprofessionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit“, sagt der Mediziner. Zum Beispiel im Bereich der seltenen endokrinen Tumoren: „Mit neuen molekularpathologischen Diagnostikmethoden und Bildgebungstechniken sowie in enger Zusammenarbeit mit Partnern innerhalb und außerhalb der Charité wollen wir vermehrt personalisierte Diagnostik- und Therapiekonzepte für Menschen mit Tumoren der Nebenniere, der Hypophyse oder der Schilddrüse entwickeln.“
Auch Patient*innen mit Diabetes und anderen kardiometabolischen Erkrankungen sollen künftig von einer individuelleren Behandlung profitieren. Dazu erforscht Knut Mai, welche Lebensstil- und Ernährungskonzepte bei welchen Menschen am erfolgversprechendsten sind. „Wie groß die Effekte einer Ernährungsumstellung sind, ist individuell sehr unterschiedlich“, erklärt er. „Mit meiner Forschung möchte ich Faktoren identifizieren, die vorhersagen können, wie gut die Umstellung auf eine bestimmte Ernährung bei einzelnen Personen umsetzbar ist und Wirkung zeigen wird. Auf Basis dieser Erkenntnisse wollen wir personalisierte Ernährungsstrategien entwickeln. Dabei spielt die Anpassung des Stoffwechsels auf Veränderungen von Nahrung, Lebensstil und Körpergewicht eine sehr große Rolle. Diese teilweise gewebsspezifische Anpassung wollen wir unter Nutzung von Multiomics-Techniken, also der detaillierten Analyse beispielsweise der Genaktivität und des Stoffwechsels, besser verstehen.“
Was ist die Perspektive der Betroffenen?
Im Einklang mit der Strategie „Wir denken Gesundheit neu – Charité 2030“ der Berliner Universitätsmedizin will der neue Klinikdirektor künftig die Perspektive der Patient*innen noch stärker in den Fokus rücken. Dazu werden diese in einzelnen ambulanten Bereich seit rund einem Jahr mithilfe eines Tablets standardisiert befragt, wie sie ihren Gesundheitszustand während und nach einer Behandlung selbst einschätzen. „Patient Reported Outcome Measures“ (PROMs) nennt man solche Fragebögen. Knut Mai plant, die PROMs Schritt für Schritt auf weitere ambulante Bereiche der Klinik für Endokrinologie auszuweiten.
Der Endokrinologe ist zudem Vorsitzender der PJ-Kommission, die die Organisation des Medizinischen Praktischen Jahres (PJ) der Studierenden am Ende ihrer akademischen Ausbildung verantwortet. Zu seinen Zielen im Bereich der Lehre sagt er: „Mir ist es ein besonderes Anliegen, die klinische Ausbildung evidenzbasiert und im engen Austausch mit den Studierenden weiterzuentwickeln. Wichtig ist mir auch, die interprofessionelle Zusammenarbeit und interdisziplinäre Behandlungsstrategien bereits im Studium zu vermitteln und wissenschaftliche Aspekte noch intensiver einzuflechten. Während des PJ sollten sich die Studierenden gut betreut fühlen und zugleich die Möglichkeit bekommen, konkret in der Patientenversorgung mitzuarbeiten, um sie auf die eigenständige Arbeit als Ärztin oder Arzt gut vorzubereiten.“
Kurzvita
Knut Mai studierte Humanmedizin an der Charité und wurde dort 2007 an der Klinik für Nuklearmedizin promoviert. Ab 2011 war er zunächst als Oberarzt, später als leitender Oberarzt in der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Endokrinologie, Diabetes und Stoffwechselmedizin tätig, wo er sowohl die endokrinologisch-metabolische Hochschulambulanz als auch die klinisch-translationale Forschungs-Unit leitete. Seine Habilitation sowie Lehrbefugnis erhielt er 2012 für seine Arbeit zu endokrinen Effekten von Fettsäuren bei komplexen Stoffwechselerkrankungen. Der Facharzt für Innere Medizin (2009), Endokrinologie (2014) sowie Diabetologie (2015) hatte, gefördert durch den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, von 2017 bis 2022 die Stiftungsprofessur für Diabetesentstehung und -therapie an der Charité inne. Seit 2023 ist er kommissarischer Direktor der Medizinischen Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin der Charité. Er wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Menarini-Preis der Deutschen Diabetes Gesellschaft.