Projekt zur Verringerungen von Antibiotikaresistenzen im Abwasser gefördert
01.07.2024 - Das Institut für Hygiene und Public Health des Universitätsklinikums Bonn wird als Teil des deutsch-niederländischen Forschungsprojekts SPOWAR gefördert.
Das Konsortium erhält bis 2027 rund 3,88 Mio. € zur Entwicklung von neuen Technologien zur Inaktivierung und zum Abbau/zur Entfernung von multiresistenten Erregern, Antibiotikaresistenzgenen und ökotoxikologisch kritischen organischen Verbindungen in Prozess- und Abwässern zur Verhinderung von Kontaminationen und Emission in die Umwelt.
Antibiotikaresistente Bakterien gehören zu den größten Herausforderungen der Medizin im 21. Jahrhundert. Umso wichtiger ist es ihre Verbreitung in die Umwelt möglichst umfassend zu verhindern, um so das Risiko für die öffentliche Gesundheit zu minimieren. Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäuser stellen mögliche Punktquellen dar, die über ihr Abwasser neben antibiotikaresistenten Bakterien auch Rückstände von Antibiotika und anderen Arzneimitteln verbreiten könnten. „Besonders vor dem Hintergrund der Patientensicherheit aber auch der Nachhaltigkeit ist es für uns als Universitätsklinikum wichtig, bei diesem Thema voranzugehen. Wir sind froh, dass wir als IHPH Teil dieses wichtigen Forschungsprojekts sind“, so Prof. Nico Mutters, Direktor des Institut für Hygiene und Public Health (IHPH) am Universitätsklinikums Bonn (UKB).
Ziel: Reduktion von antibiotikaresistenten Bakterien
Wie das möglich sein kann, werden die Forschenden aus Bonn gemeinsam mit den Partnern aus Deutschland und den Niederlanden in den nächsten vier Jahren gemeinsam untersuchen. Dem vom Interreg VI A-Programm Deutschland-Nederland geförderten Projekt gehören neben den Universitätsklinika Bonn und Groningen vor allem Unternehmen an, deren Spezialgebiete im Themenbereich der neuen Technologien und Verfahren zur Reinigung und Desinfektion von Prozesswasser/Abwasser liegen. Koordiniert vom wfk – Cleaning Technology Institute ist das Ziel des Konsortiums, neue Technologien und Verfahren auf Basis von Bi-Super-Katalysatoren, Plasma-Behandlung, UV-Desinfektion und Hochdruckbehandlung in Kombination für die Reduktion von antibiotikaresistenten Bakterien und für Rückstände von ökotoxikologisch kritischen organischen Verbindungen zu entwickeln.
Am IHPH werden innerhalb des Projekts die Wirksamkeit der entwickelten Methoden mit mikrobiologischen und chemischen Untersuchungsverfahren überprüft. Zusätzlich soll durch die Untersuchungen verschiedener Prozess- und Abwässer eine Risiko- und Bedarfsanalyse innerhalb medizinischer Einrichtungen auf Grundlage von neu oder weiterentwickelten Verfahren erstellt werden. Im Anschluss soll eine Pilotanlage am UKB erprobt werden, um die Möglichkeiten zur eintragsnahen Reduktion von Antibiotikaresistenzen und kritischen organischen Verbindungen im Abwasser in der Praxis zu untersuchen. Dafür erhalten die Bonner Forschenden innerhalb des „Sustainable Protection Of WAter Resources“ (SPOWAR)-Projekts knapp 429.000 € an Fördergeldern.
Neue Technologien und Verfahren im Einsatz
Die neuen Technologien und Verfahren auf der Basis der Bi-Super-Katalysatoren und der Plasma-Behandlung von wässrigen Medien sind sowohl für dezentrale als auch für großmaßstäbliche zentrale Aufbereitungseinheiten durch die beliebige Skalierbarkeit einsetzbar. Hochdruck-Verfahren sind für die dezentrale Behandlung in kleinerem Maßstab anwendbar. Solche Verfahren erlauben somit, bei punktuellem Anfall besonders hoch belasteter Teilströme eine gezielte Vorbehandlung vornehmen zu können. „Eine gezielte dezentrale Behandlung von Teilströmen könnte zu einer Entlastung der zentralen Abwasseraufbereitung und somit zu Kosten- als auch Ressourcenersparnis beitragen. Zudem könnte die möglichst frühzeitige Entfernung z.B. von Antibiotikarückständen den Selektionsdruck auf Bakterien verringern und damit der Entstehung von Resistenzen vorbeugen. Im Sinne des One-Health-Gedankens kann das auch für die öffentliche Gesundheit langfristig von großem Vorteil sein“, so Prof. Mutters.
Das Projekt SPOWAR wird im Rahmen des Interreg VI A-Programms Deutschland-Nederland durchgeführt und mit 3,880 Mio. € durch die Europäische Union, das MWIKE NRW, das niederländische Wirtschaftsministerium, sowie die Provinzen Friesland, Groningen, Overijssel und Noord-Brabant mitfinanziert.