Räume, die begleiten - Neubau der Geriatrie im Ketteler Krankenhaus in Offenbach
28.10.2020 -
Je älter die Menschen werden, desto wichtiger ist es, sie dabei zu unterstützen, ihre Lebensqualität so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Daher arbeitet die Geriatrie mit einem ganzheitlichen Ansatz, bei dem sich interdisziplinäre Teams sowohl der Prävention und der Rehabilitation als auch der speziellen Situation am Ende des Lebens umfassend widmen. Um für diese anspruchsvolle Aufgabe die adäquaten Räume zu schaffen, setzten die auf Krankenhausbauten spezialisierten ASH Architekten im Ketteler-Krankenhaus in Offenbach eine wohltuend einfache Architektur mit einer bedürfnisgerechten Innenraumgestaltung um.
Die Geschichte des Ketteler-Krankenhauses beginnt im Jahr 1868. Damals bat der Bischof Freiherr von Ketteler die Mainzer Schwestern von der Göttlichen Vorsehung nach Offenbach zu kommen. Aus der anfänglich ambulanten Krankenpflege und dem Betrieb eines Kindergartens entstand 1905 das Krankhaus Josefsheim mit zuletzt rund 120 Betten. Die rasante Weiterentwicklung von Medizin, Medizintechnik und Pharmazie machte einen modernen Neubau mit 360 Betten notwendig.
Dessen Baukörper ist als T-Typ angelegt, ein in den späten 1950er-Jahren oft gebautes und bewährtes Grundschema. Die beiden sechsgeschossigen Bettenhäuser mit je einer Station pro Geschoss orientieren sich nach Süden und sind durch den Mitteltrakt als zentrale Erschließung verbunden. Mit unterschiedlichen Baumaßnahmen wurde das Krankenhaus in den Folgejahren, zuletzt 2004 bis 2007, umfassend modernisiert.
Kooperieren und leichter helfen
Heute betreibt die Ketteler-Krankenhaus gemeinnützige GmbH das Ketteler-Krankenhaus mit 270 Betten und den Hauptfachabteilungen Chirurgie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Innere Medizin und Geriatrie. Außerdem gehört eine Belegabteilung für die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde dazu.
Das Leitmotiv „Liebe lindert Leiden“ bringt zum Ausdruck, dass die Nächstenliebe den Umgang mit den Patienten hier prägen soll. Die Klinik ist Kooperationspartner des Onkologischen Zentrums im Versorgungsgebiet Frankfurt und Offenbach. Als Akademisches Lehrkrankenhaus der Goethe-Universität Frankfurt beteiligt sich das Ketteler-Krankenhaus an der praktischen Ausbildung von Studierenden der Humanmedizin und ist in die neuesten Entwicklungen der medizinischen Forschung eingebunden.
Umfassend geplant und betreut
Mit den Neubau- und Umbaumaßnahmen der Geriatrie wurden ASH Architekten im Jahr 2014 beauftragt. Sie erstellten außerdem das Brandschutzkonzept und begleiteten die Umsetzung der brandschutztechnischen Maßnahmen. Geplant und gebaut wurde innerhalb von drei Jahren bis 2017 in den Leistungsphasen 1 bis 9 – von der Grundlagenermittlung bis zur Objektbetreuung.
Auf zwei Ebenen mit einer Bruttogeschossfläche von 3.173 m² sind im ersten Obergeschoss Station und Physikalische Therapie untergebracht, im zweiten Obergeschoss Station und Tagesklinik mit eigenem Empfang, Gruppen- und Einzeltherapieplätzen.
Als Bindeglied zwischen Alt- und Neubau in den beiden Obergeschossen verzahnen der Stützpunkt und der Aufenthaltsbereich die Stationen. Mit dem umfassenden Raumprogramm und der Infrastruktur des Neubaus entstand außerdem die Möglichkeit, ältere Menschen zur postoperativen Behandlung im Hause zu behalten. Zuvor mussten sie an andere Kliniken verlegt werden.
Kompakt und einfach mit Erweiterungspotenzial
Der kompakte Baukörper schiebt sich förmlich in das Gartengelände, das tiefer liegt als das umgebende Gelände. So konnten die oberen Ebenen (+1 und +2) an den Altbau angebunden werden – bei laufendem Betrieb. Eine große Außenrampe erschließt das Gebäude barrierefrei und im Bereich der Terrasse besteht ein ebenerdiger Zugang zur Ebene +1. Der Neubau führt im östlichen Teil die Außenkante des Bestandes weiter und ergänzt ihn wie selbstverständlich. Bei Bedarf könnte das neue abgewinkelte Gebäude zu einem Ringschluss erweitert werden. Dies würde die Klinik zum einen funktional sinnvoll ergänzen und sich zum anderen gut in die südliche Freifläche integrieren.
In die zurückhaltend gestaltete Lochfassade sind quadratische Fenster eingelassen. Mit ihren abgeschrägten Laibungen öffnen sie das Gebäude zum Garten. Auskragende Betonelemente dienen als Vordach und Verschattungselemente. Der Bau wirkt skulptural und wohltuend geerdet – unterstützt durch die dezenten Farbtöne der Fassade, den farblich abgesetzten Sockel und den begrünten Außenraum.
Wohltuende Räume für ältere Menschen
Die Innenräume gestalteten ASH Architekten sensibel abgestimmt auf die Bedürfnisse älterer oder dementer Menschen:
1. Räumliche Anhaltspunkte mit Ankern schaffen
- Stützpunkte sind farblich gekennzeichnet.
- Sitzbänke in Flurnischen sind mit heimischen Fotomotiven an den Wänden wohnlich gestaltet.
- In den Patientenzimmern stehen die Betten in Kojen und vermitteln Halt und Geborgenheit.
2. Farbe, Licht und Materialität zur Identifikation nutzen
- Die Farbegestaltung ist sehr zurückhaltend: Die zwei Farben der Fassade (Cremeweiß und Greige, eine Mischung aus Grau und Beige) werden in den Räumen weitergeführt und fördern die Identität, den Bezug zwischen Außen und Innen.
- Eine Akzentfarbe zieht sich wie ein roter Faden durch das Gebäude.
- Die Holzmaserung an den Türen und Möbeln verleiht der Station einen wohnlichen Charakter und stellt den Bezug zum heimischen Wohn- und Schlafzimmer her.
3. Aktivität fördern
- Durch den eingestellten Körper mit abgerundeten Ecken am Gelenk der Station wird ein Rundlauf angeregt.
- Die Bänke in den Nischen laden auf dem Spaziergang wie eine Parkbank zum Verweilen ein.
- In den Küchen und in den Aufenthaltsbereichen kann eine alltägliche Lebenssituation aufrechterhalten werden.
Das altersgerechte Krankenhaus nimmt eine zunehmend wichtige Position in unserer Gesellschaft ein. ASH Architekten nehmen die Anforderungen an die Architektur und Innenraumgestaltung daraus mit dem Neubau der Geriatrie adäquat auf: mit einem einfachen und ansprechenden Klinikgebäude, das die Menschen positiv begleitet und unterstützt auf ihrem Weg.
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