Hygiene

Ressourcen sparen trotz Hygienemaßnahmen?

16.03.2021 - Wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz auch einen Stellenwert in der Pflege erreichen können, stand im Jahr 2020 erstmalig auf der Agenda des Deutschen Pflegetags.

In Fachvorträgen erläuterten Experten, wie der Klimawandel die Arbeit von Pflegenden beeinträchtigt und welche Handlungsoptionen bestehen. Das Projekt KLIK green knüpft daran an und bietet Pflege- und Hygienefachkräften die Möglichkeit, von einer kostenlosen Qualifizierung zum Klimamanager zu profitieren. Damit erhalten sie Gestaltungsraum, um eine nachhaltige Entwicklung in der Pflege selbst voranzubringen und ihre eigenen Arbeitsbedingungen zu verbessern. Ina Scheuner ist Pflege- und Hygienefachkraft der Elbland Reha Großenhain und berichtet über Klimaanpassung und Klimaschutz in der Pflege.

M&K: Was treibt Sie an, Klimaschutz in der Pflege zu fördern?

Ina Scheuner: Ich lebe auch privat sehr umweltbewusst und wünsche mir daher am Arbeitsplatz bestmöglichen Klimaschutz. Mir ist wichtig, dass nichts unnötig verschwendet wird, denn genau das passiert in Kliniken zu häufig, obwohl das nicht so sein müsste. In vielen Bereichen ist Mehrweg eine mögliche und vor allen Dingen klimafreundlichere Alternative.

Die Umstellung auf steril-gefiltertes Leitungswasser mit persönlich zugeordneten Trinkflaschen für die Patienten reduziert z.B. schnell und einfach Abfallmengen sowie Transportwege. Das motiviert, alle internen Abfälle unter die Lupe zu nehmen und weitere Einsparmöglichkeiten zu identifizieren.

In welchen Bereichen sehen Sie besonders wirksame Hebel?

Scheuner: In der Wundversorgung fallen unvermeidbare Abfallmengen an, denn die Reste von Wundauflagen können nicht wiederverwendet werden. Aber würden Hersteller zuvor darauf achten, insgesamt weniger Verbrauchs- und Verpackungsmaterial in Umlauf zu bringen, wäre der Verbrauch nicht so enorm. Oft sind Verbände viel zu groß, das Verpackungsmaterial zu üppig. Außerdem sind z.B. Edelmetalle im OP verwertbar, woran wir auch aktuell im Rahmen von KLIK green arbeiten.

Wie kann die Einhaltung der Hygiene nicht als große Hürde gesehen werden?

Scheuner: Hygienemaßnahmen sind kein unüberwindbares Hindernis, umweltschonender mit Material, Ressourcen und Energie umzugehen. Aber natürlich geht Hygiene in Kliniken immer vor. Und das muss man bedenken, wenn man Ressourcen sparen will. Gerade jetzt, unter Corona-Bedingungen, treten viele zusätzliche Hürden auf. Im Allgemeinen müssten Produkte von vornherein nachhaltiger hergestellt werden, damit sie im Klinikalltag praktisch bzw. desinfizierbar und dadurch auch mehrfach nutzbar sind.

Wie ließe sich fehlende Nachhaltigkeit im Bereich Medizinprodukte vermeiden?

Scheuner: Uns wurden kürzlich z.B. Atemtrainer zur Messung des Lungenvolumens geliefert, aber das Gerät war nicht zur Desinfektion bzw. Sterilisation geeignet. Daher mussten wir sie nach dem Einsatz an einem Patienten entsorgen, was nicht nur wertvolles Material verschwendet hat, sondern pro Stück auch 150 € an Kosten verursachte. Wir Pflegekräfte sind im Alltag gezwungen, ständig zu improvisieren und das macht uns sehr erfinderisch. Ich würde mir daher wünschen, dass Hersteller Pflegekräfte mehr in die Produktentwicklung einbeziehen würden.

Wie haben Sie in Anbetracht der Hitzesommer der vergangenen Jahre improvisiert?

Scheuner: Es war für das Personal eine große Herausforderung, unter diesen Bedingungen zu arbeiten. Patienten schwitzen z.B. mehr und müssen häufiger gewaschen werden. Wir haben nicht überall eine Klimaanlage und müssen ungeachtet der Temperaturen Iso-Kittel tragen. Um Medikamente kühl zu lagern, wurden u.a. Zäpfchen in Kühlschranke umgelagert. In die Medikamentenschränke haben wir Kühl-Akkus gelegt und regelmäßig ausgetauscht. Die Haustechnik hat dann extra mobile Kühlgräte aufgestellt, um Medikamente kühlen zu können. Daher kamen uns die Fördermittelhinweise vom Projekt KLIK green, die auch den Bereich Kühltechnik abdecken, sehr entgegen. Außerdem haben wir eine sehr engagierte Geschäftsführung, die sich dafür eingesetzt hat, dass überall Wasserspender mit Trinkwasser bereitstehen.

Autoren: Projekt KLIK green

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