Auszeichnungen

Rheuma und Krebs: Heidelberger Rheumatologin dreifach ausgezeichnet

25.11.2024 - Dr. Karolina Gente erforscht an der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg, wie Krebs bei Rheumapatientinnen und -patienten früher erkannt sowie entzündlich-rheumatische Erkrankungen bei Krebspatienten sicher therapiert werden können.

In einer von ihr ins Leben gerufenen Sprechstunde am Universitätsklinikum Heidelberg berät sie Betroffene zu diesen Fragen, bald auch telemedizinisch. Ihre Leistungen sind nun von der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie, der Rheuma Liga sowie der gemeinsamen Deutschen Rheumastiftung mit insgesamt drei Preisen honoriert worden.

Dr. Karolina Gente forscht erfolgreich an der Schnittstelle zwischen rheumatischen Erkrankungen und Krebs: Wie lassen sich unklare Entzündungssymptome sicher einer Krebs- oder rheumatischen Erkrankung zuordnen? Welche rheumatischen Nebenwirkungen lösen Immuntherapien, die in der Krebsbehandlung eingesetzt werden, aus? Was sollten Betroffene mit rheumatischen Erkrankungen bei der Krebstherapie beachten? Für ihre wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu diesen Themen sowie ihr Engagement in einem von ihr ins Leben gerufenem Beratungsangebot für Betroffene ist die Funktionsoberärztin der Sektion für Rheumatologie des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) mit gleich drei Preisen ausgezeichnet worden: Aktuell nahm sie gemeinsam mit Professor Jan Leipe von der Universitätsmedizin Mannheim den von der Rheuma Liga vergebenen Wissenschaftspreis der Stiftung Wolfgang Schulze entgegen, der mit 10.000 Euro dotiert ist und zu gleichen Teilen aufgeteilt wird. Bereits im September 2024 hatte sie den Rudolf Schoen-Preis der Stiftung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie sowie den Projektpreis der Deutschen Rheumastiftung erhalten. Die beiden Preise sind ebenfalls mit je 10.000 Euro dotiert.

Wie Rheuma und Krebs zusammenhängen

Rheumatische Erkrankungen sind sogenannte Autoimmunkrankheiten: Das Immunsystem greift körpereigenes Gewebe an, verursacht Entzündungen und schädigt das betroffene Gewebe. Um die schädlichen Immunreaktionen zu verhindern, müssen Betroffene lebenslang Medikamente einnehmen, die das Immunsystem beeinflussen. Weil das Immunsystem durch die Erkrankung selbst, manchmal auch durch die Therapie, in seiner Funktion gestört ist, kann es Tumorzellen nicht effektiv bekämpfen. Langfristig steigt daher das Risiko für bösartige Erkrankungen. Auf der anderen Seite können bestimmte Krebserkrankungen sowie Krebstherapien rheumatische Symptome hervorrufen. Die vielfältigen Zusammenhänge zwischen Rheuma, Krebs und den jeweiligen Therapien beleuchtet ein 2018 von Dr. Gente initiiertes Patienten-Register (Teil des Projekts „Maligne und rheumatische Erkrankungen - zwei Extreme des fehlgesteuerten Immunsystems“, Akronym: MalheuR). Ziel ist es, eine fundierte Basis für Therapieentscheidungen zu schaffen.

Krebs-Immuntherapie fordert angepasste Rheumatherapie

Immuntherapien, besonders sogenannten Immun-Checkpoint-Inhibitor-Therapien, kommen zunehmend erfolgreich in der Krebsbehandlung zum Einsatz. Sie aktivieren das Immunsystem für den Kampf gegen den Tumor, können aber gleichzeitig immunvermittelte Nebenwirkungen hervorrufen. „Bei bis zu zehn Prozent der Patientinnen und Patienten mit Immun-Checkpoint-Therapie treten rheumatische Beschwerden auf – unabhängig davon, ob bereits eine rheumatische Vorerkrankung besteht oder nicht. Das erschwert die weitere Krebstherapie erheblich“, sagt Dr. Gente. Gemeinsam mit Professor Dr. Jan Leipe, Leiter der Sektion Rheumatologie und Klinische Immunologie am Universitätsklinikum Mannheim, untersuchte sie in der nun ausgezeichneten Studie 91 Betroffene mit Haut- oder Lungenkrebs, die eine Immun-Checkpoint-Inhibitor-Therapie erhielten. Das Team erfasste, ob und welche rheumatischen Beschwerden auftraten, wie sie behandelt wurden und wie sich dies auf den Verlauf der Krebserkrankung auswirkte.

Aus den Ergebnissen ließ sich eine Therapieempfehlung ableiten: In der Behandlung der rheumatischen Symptome wirkten sich antirheumatische Basistherapeutika (DMARDs) im Vergleich zu hochdosierten Kortisonpräparaten günstig auf den Krebsverlauf und das Überleben der Betroffenen aus. „Das ist eine wichtige neue Erkenntnis, denn bisher wurden die Basistherapeutika in dieser Situation nur zurückhaltend eingesetzt“, so Gente. Die Ergebnisse erschienen 2023 im „Journal for ImmunoTherapy of Cancer“.

Symptome von Krebs und Rheuma früh unterscheiden

Die Stiftung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie verlieh Dr. Gente den Rudolf Schoen-Preis für ihre wegweisende Forschung zur Unterscheidung von unklaren entzündlichen Symptomen, die sowohl von Krebs als auch Rheuma verursacht werden können. Die Ergebnisse, die im April 2024 im Fachjournal „Annals of the Rheumatic Diseases“ veröffentlicht wurden, legen den Grundstein für eine präzise Diagnostik mit Biomarkern aus dem Blut, um Krebserkrankungen bei Rheumapatientinnen und -patienten früher als bisher erkennen zu könnten.

Die Ärztin verglich Stoffwechselprodukte im Blutserum von mehr als 300 Rheuma-Patientinnen und Patienten (rheumatoide Arthitis, Spondyl- und Psoriasisarthritis) mit und ohne Krebserkrankung, aber gleichen entzündlichen Symptomen. Dabei identifizierte sie eine eindeutige Signatur aus fünf Markern, die Krebs und Rheuma klar voneinander abgrenzt. „Bislang werden bestimmte Krebserkrankungen bei Patientinnen und Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen erst spät erkannt, da die frühen Symptome nicht von den Rheumasymptomen zu unterscheiden sind. Die Biomarker könnten zukünftig dazu beitragen, bereits bei Beginn der Symptome Klarheit zu erhalten und frühzeitig mit einer Krebstherapie beginnen zu können“, sagt Karolina Gente.

Tele-Sprechstunde schließt Versorgungslücke

Ihr umfangreiches Wissen zu den Wechselwirkungen zwischen rheumatischer Erkrankung und Krebs sowie den Therapien beider Erkrankungen stellt Dr. Gente Betroffenen und ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten seit 2018 in einem speziellen Beratungsangebot zur Verfügung, das sie nun erweitern möchte. „Mit der Förderung durch die Deutsche Rheumastiftung werden wir unsere Expertenberatung ab 2025 künftig auch entfernt lebenden oder immobilen Betroffenen und ihren Ärztinnen und Ärzten telemedizinisch zugänglich machen. Mit der Tele-Sprechstunde schließen wir eine Versorgungslücke speziell für Betroffene in komplexen Krankheitssituationen“, so Dr. Gente. Da es bisher wenig Daten zur Kombinierbarkeit der Therapien gebe, bestünden erhebliche Unsicherheiten bezüglich des diagnostischen und therapeutischen Vorgehens. „Das kann dazu führen, dass Rheuma-Patientinnen und -Patienten mit Krebs unter- oder fehltherapiert werden“, sagt sie. Sie berät in enger Absprache mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten, wie die weitere rheumatologische Therapie aussehen kann, um den Erfolg der Krebsbehandlung nicht zu gefährden.

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